Modellrechnung

Nutri-Score senkt Kalorien und Mortalität

Der Nutri-Score begünstigt im Vergleich zu anderen Labels die Wahl gesunder Kost am besten, so eine aktuelle Studie.

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In Frankreich wird die Lebensmittelkennzeichnung via Nutri-Score bereits praktiziert.

In Frankreich wird die Lebensmittelkennzeichnung via Nutri-Score bereits praktiziert.

© Christophe Gateau / dpa / picture alliance

PARIS. Verbraucher wählen mit der Nutri-Score-Ampel deutlich gesündere Lebensmittel aus, berichten französische Forscher um Manon Egnell von der Sorbonne. Nach einer Modellrechnung werden dadurch im Vergleich zu nicht gekennzeichneten Lebensmitteln Produkte mit neun Prozent weniger Kalorien gekauft (pro Tag –180 kcal). Dies würde sich in Frankreich mit 7680 weniger Todesfällen durch ernährungsbedingte Krankheiten niederschlagen (International J Behav Nutri Phys Activity 2019 16: 56).

Bei vier anderen geprüften Labels fiele die Mortalitäts-Reduktion niedriger aus: Health Star (minus 6265), Reference Intakes (–4223), Multiple Traffic Lights (–3583), SENS (2365).

Die Forscher nutzten Daten eines Experiments. Untersucht wurde, wie sich ein Einkaufskorb verbessert, wenn alle Produkte mit je einem der fünf Systeme gekennzeichnet sind. Mit dem Nutri-Score wählten die Probanden im Vergleich mehr Obst (plus 12,4 Prozent), Gemüse (+5,4 Prozent) und Ballaststoffe (+7,2 Prozent) aus, sowie Produkte mit weniger gesättigten Fettsäuren (–29,9 Prozent) und Salz (–4,1 Prozent). Mit Daten zum Ernährungsverhalten der Franzosen wurde dann ermittelt, wie sich die jeweiligen Labels auf Kalorienaufnahme und Nährwertzusammensetzung auswirken würden.

Fazit: Der Nutri-Score fördert die Wahl gesunder Lebensmittel im Vergleich zu anderen Labels am besten und kann so letztendlich viele Todesfälle vermeiden helfen, so die Deutsche Allianz Nichtübertragbarer Krankheiten (DANK) in einer Mitteilung zur Studie. (eis)

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Kommentare
Marcel Courtial 04.09.201914:32 Uhr

Eine Lösung, die nicht die Ursache bekämpft

Der NutriScore ist ja derzeit in aller Munde. Egal ob hier, im Bundesministerium oder den diversen Diabetesgesellschaften. Das Dauerargument was man zu hören bekommt, wenn man gegen den NutriScore etwas sagt, ist immer, dass es ja in den Ländern, wo er bereits zu sehen ist, super funktioniert. Darauf scheint sich wohl auch diese Modelrechnung zu beziehen. Ob das nun aber hier in Deutschland funktionieren wird, bezweifle ist.
Der Grund liegt dabei sowas von auf dem Silbertablett, dass einem das schon fast blendet: Es muss an der Basis der Ernährungsaufklärung gearbeitet werden. Die Kinder, und auch die Eltern, müssen lernen, was gesund ist, was zu Übergewicht führt und was man in dem Fall so tun kann. Die meisten Kinder kennen noch nicht einmal den Unterschied zwischen einem Apfel und einer Birne oder zwischen einer Gurke und einer Zucchini. Essen selbst zubereiten fällt in den meisten Familien auch schon weg und es wird dann lieber zu McDonalds / BurgerKing gefahren oder der Pizzadienst bestellt.

Zum NutriScore hat ja die Tagesschau auch ein wunderschönes Kurzvideo veröffentlicht. Hier mal kurz zusammengefasst:
Als ungünstige Nährstoffe werden Zucker, gesättigte Fettsäuren, Natrium und (achtung Lachanfallgefahr) Energie angesehen. Als günstige Nährstoffe dahingegen Ballaststoffe, Proteine, Obst, Gemüse und Nüsse.
Ein A bekommen Nahrungsmittel, die besonders nährstoffreich sind und ein E die nährstoffarmen.
Warum der NutriScore allerdings Energie als "ungünstiger Nährstoff" ansieht, kann mir bis dato KEINER erklären. Denn alles was wir an Makronährstoffen zu uns führen, IST Energie. Als müsste demzufolge alles mindestens ein D bekommen.
Das man immer wieder dann mit dem Argument ankommt, dass der NutriScore ja wissenschaftlich getestet und evaluiert wurde, kann ich nicht nachvollziehen.

Also warum nicht an die Basis gehen? Warum werden in Schulen nicht mehr Sportunterricht erteilt und zwar richtig und nicht permanent mit Ausfall oder Standardballsportarten gefüllt? Warum gibt es so gut wie an keiner Schule das Fach "Ernährungslehre" oder "Haushaltswissenschaft"?
Da fallen Basisbausteine weg und eine Ernährungsampel soll das dann richten? Ich glaube da genauso wenig dran, wie Herr Dr. Graf und Frau Flöhrmann

Iris Flöhrmann 28.08.201916:50 Uhr

Super -der Nutri- Score löst das Problem! Immerhin 3,4% weniger ernährungsbedingte Todesfälle!

Das sind mehr als bei den anderen Labeln, aber auch dort sinkt die Zahl ! Was hat diese Studie eigentlich mit der Realität zu tun? Das einzige wirklich sicher Verwertbare ist doch nur, dass der Nutri-Score wohl die effektivste Methode ist Lebensmittel zu kennzeichnen und es von Vorteil ist, wenn europaweit einheitlich gelabelt wird. Mehr aber auch nicht ! Im direkten Vergleich von Produkten wird sicherlich öfter die bessere Variante gewählt- muss aber nicht ! Wenn das Kind nun mal nur diese eine Frühstückscerealie von Firma X isst- was dann? Ein Fruchtzwerg bekommt ein B wie ganz normalfetter Naturjoghurt- dann kann man das ja gerne weiter essen... Und was gesund ist auch gerne öfter ... Interessant nur, dass der im Naturjoghurt enthaltene Zucker-der natürlich enthaltende Milchzucker ist- während im Fruchtzwerg die doppelte Menge an Zucker drin ist und auf der Zutatenliste zu finden ist ! Das Alles bei ca. 20 Kcal mehr auf 100g ! Mir geht es wie Dr. Graf : Erhebliche Zweifel dass die erwarteten Ergebnissen der Modellrechnung auch Realität werden. Wird dadurch mehr Obst und Gemüse und weniger Fleisch und Eier gegessen und sich regelmäßig bewegt ? Eher nicht.
Studien in den Niederlanden zeigen, dass die Beratung durch Diätassistenten bei ernährungsabhängigen Erkrankungen einen erheblichen Effekt hat, welcher durch andere Berufsgruppen nicht erzielt wird.(VDD-Homepage,SEO-Report nr. 2012-76A :"Deren wirtschaftlicher Nutzen liegt allein bei Patienten mit Adipositas und den genannten Begleiterkrankungen, berechnet über einen Zeitraum von fünf Jahren, bei bis zu 2,3 Mrd. Euro. Dabei wurde der Nutzen bezüglich der Lebensqualität, den weiteren Versorgungskosten (z. B. Krankenhausaufnahmen, Medikamentenverbrauch) und Arbeitsproduktivität) berücksichtigt." Hier könnte durch Nachrechnen sicherlich ein noch höherer Prozentsatz vermeidbarer Todesfälle ermittelt werden!
Vielleicht sollte man einfach mal auf weniger bunten Aktionismus und Symbolpolitik setzen und dafür auf kontinuierliche Ernährungsbildung und -aufklärung durch ausgebildetes Fachpersonal und vernünftige Rahmenbedingungen.


Dr. Stefan Graf 27.08.201913:37 Uhr

"Modellrechnung" mit vielen Konjunktiven

Die Zunahme über- und fehlernährungbedingter Adipositas und anhängiger Erkrankungen ist zweiffellos beängstigend - gerade bei der jungen Generation.
Ob aber eine Modellrechnung mit "Data from a laboratory experimental economics test", wie es in der Studie heißt, wirklich aussagekräftige Hinweise auf die reale Wirksamkeit einer Ampelkennzeichnung im Hinblick auf ein gesünderes Ernährungsverhalten liefern kann, wage ich zu bezweifeln. Neue Besen kehren meistens gut. Anfang Januar verzeichnen Fitnesstudios alljährlich Massenzulauf, um im Februar unter Ausgangsniveau abzusinken. Grau ist alle Theorie und die Nachhaltigkeit einer Lebensmittelkennzeichnung ist fraglich, konnte auch bislang von keiner Studie untersucht werden. Wenn nach einer Woche Nutella- und Zuckercerealien-Abstinenz das "Maulen" beginnt, ist der Rückfall in alte Gewohnheiten vorprogrammiert. Das wird von einer "Modellrechnung" nicht erfasst. Ich wünsche der Lebensmittelkennteuchnung (sofern man sich mal langsam auf ein System einigen kann) Erfolg - allein mir fehlt der Glaube!

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