WONCA-Kongress
Nutzen von Magnesium bei Krämpfen nicht belegt
Wenn Patienten über Beinkrämpfe klagen, wird ihnen in der täglichen Praxis oft Magnesium empfohlen. Doch es gibt keine hochwertigen Studien, denen zufolge das hilft.
Veröffentlicht:Berlin. Die meisten Menschen dürften es kennen, vor allem aus der Nacht: Plötzlich verkrampfen die Beinmuskeln. Das ist äußerst schmerzhaft. Höheres Lebensalter, Schwangerschaft, sportliches Training, Elektrolytstörungen, Dialyse und andere toxische oder organische Erkrankungen können solche Muskelkrämpfe begünstigen. Meist sind sie aber idiopathisch. Da Magnesium als intrazelluläres Kation an vielen Stoffwechselprozessen beteiligt und auch für die Muskelfunktion wichtig ist, wird es oft zur Krampf-Prophylaxe verwendet. Aber bringt die Supplementation wirklich etwas? Das war jetzt auch ein Thema beim virtuellen Europäischen Kongress der World Organization of Familiy Doctors (WONCA).
Vorgestellt wurden hierzu die Ergebnisse einer Gruppe portugiesischer Allgemeinmediziner um Dr. Mara Arruda aus Praia de Vitória, die nach Literatur hoher Evidenzstufe zu Magnesium und Muskelkrämpfen bei gesunden, nicht-schwangeren, auch älteren Menschen gesucht hatten (Posterpräsentation). Gefunden haben sie unter 13 englischsprachigen Publikationen, die zwischen 2009 und 2019 erschienen und in Portugal verfügbar waren, letztlich drei systematische Reviews und Metaanalysen (Cochrane Review 2020, online 21. September; Fam Pract 2014; 31(1): 7-19; BMJ Clin Evid. 2015: 1113).
Magnesium nicht besser als Placebo
Nach Angaben Arrudas flossen in ihre Auswertung insgesamt Daten von 1280 Teilnehmern ein. Durchschnittlich waren sie 64,8 Jahre alt. Das Ergebnis: Magnesium konnte idiopathische Muskelkrämpfe klinisch nicht besser vermeiden als Placebo. Die Zahl der wöchentlichen Krämpfe veränderte sich unter Magnesium nur gering und nicht signifikant zur anfänglichen Häufigkeit, und es gab auch keine Unterschiede in Zahl und Intensität der Krämpfe zwischen den Placebo- und Behandlungsgruppen.
Es bedürfe weiterer, umfangreicherer Studien mit längerem Follow-up und möglichst wenig Verfälschung durch die Auswahl der Patienten, um diesen Eindruck zu untermauern.