Osteoporose: Neue Wege in der Prävention von Frakturen
Zur Fraktur-Prophylaxe bei Osteoporose gibt es inzwischen vielfältige Optionen. Und neue Substanzen zum Knochenschutz werden bereits erprobt. Aus Anlass des Welt-Osteoporose-Tages geben wir hierzu einen kurzen Einblick.
Veröffentlicht:DÜSSELDORF. Mit den Jahren gibt es im gesamten Organismus immer mehr Milieu-Veränderungen, die die Regeneration des Gewebes hemmen, erinnerte Professor Franz Jakob von der Universität Würzburg beim Rheumatologenkongress in Düsseldorf.
Es entwickle sich ein proinflammatorischer Phänotyp, der mit reaktiven Sauerstoffspezies belastet sei und in eine replikative Seneszenz gleite.
Je nach Genetik, hinzukommenden Krankheiten und den Knochenaufbau fördernden Stimuli sei die Dysadaptation mehr oder weniger ausgeprägt. Hauptinhibitoren an Muskel und Knochen sind Myostatin beziehungsweise Sclerostin.
Die Folge sind Sarkopenie und Osteoporose, die wiederum über den geschwächten Muskel und Knochen zu Sturzneigung und Frakturen führen.
Verantwortlich für den Struktur- und Funktionsverlust an Muskel und Knochen sind die im Alter erhöhten Spiegel von Myostatin, Activin und Sclerosin. Sie bedingen einen Anstieg von RANKL (Receptor Activator of Nuclear factor-kappa B ligand) und fördern so die Mechanodestruktion.
Zu den vier gefährdenden ‚Is' gehören:
- Inhibitoren der Regeneration,
- Insuffiziente Hormonversorgung,
- Inflammation und
- Immobilisation
Zur Prävention des "worst case" im Alter riet Jakob dazu, durch Gegenmaßnahmen entgegenzuwirken: Neutralisation von RANKL mittels Hemmstoffen (zum Beispiel Osteoprotegerin, OPG), Supplementation, Therapie des Stoffwechsels und der Entzündung sowie Training.
Neben den klassischen Antiresorptiva (zum Beispiel Bisphosphonate, Denosumab), die sowohl die Resorption als auch das Überleben der Osteoklasten und damit auch die Osteoblasten beeinflussen, werden nun entkoppelte Antiresorptiva geprüft, die nur auf die Resorptionsaktivität der Osteoklasten Einfluss nehmen und die Osteoklasten am Leben erhalten. Hierzu zählen Odanacatib und Saracatinib.
Für den Cathepsin K-Inhibitor Odanacatib wurden vor Kurzem die Ergebnisse des Long-Term Odanacatib Fracture Trial (LOFT) vorgestellt. Die einmal wöchentliche Therapie über fünf Jahre führte zu einer signifikanten Abnahme der Frakturrate an allen relevanten Knochenlokalisationen.
Neue Wirbelkörperfrakturen gingen um 54 Prozent zurück, Hüftgelenksfrakturen um 47 Prozent und nicht-vertebrale Frakturen um 23 Prozent. Zudem nahm die Knochendichte an LWS und Gesamthüfte signifikant zu, und zwar um 9,7 beziehungsweise 8,6 Prozent.
Im Großen und Ganzen war die Therapie sehr verträglich. Noch werde allerdings die Bedeutung der leichten, reversiblen Hautverdickungen und zerebrovaskulären Ereignisse diskutiert, so Jakob.
Erste positive Daten gibt es auch zu zwei weiteren in die Osteozytenkommunikation eingreifenden Antikörpern: Romosozumab, ein Sklerostin-Antikörper, führte bereits nach einem Jahr zu einer im Vergleich zu Teriparatid massiven Steigerung der Kortikalisdicke.
Ein Activin-Rezeptor-IgG1-Fusionsprotein brachte die erhoffte anabole Wirkung.