Ebola im Modell

Paris und London als Einfallstore Europas

Nigeria erhält einen Ebola-Wirkstoff aus Japan. Der Verdacht bei einem Deutschen hat sich nicht bestätigt. Ein Modell simuliert, wie sich die Seuche weltweit ausbreiten könnte.

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ABUJA. Nigeria soll das experimentelle Ebola-Mittel Favipiravir (Avigan®) aus Japan erhalten. Es ist dort gegen Influenza zugelassen, es sind Dosen für 20.000 Menschen verfügbar.

Favipiravir könne sofort geliefert werden, sagte Nigerias Gesundheitsminister Onyebuchi Chukwu bei einem Notfalltreffen in Abuja.

Entwickelt wurde es vom Unternehmen Toyama Chemical, das zur Fujifilm Holdings Corporation gehört. In einer deutschen Studie hatte es mit Ebola infizierten Mäusen geholfen.

Nigeria hat nach Angaben von Chukwu auch um das Ebola-Mittel TKM gebeten, das in Kanada entwickelt wurde. Es kann vergleichsweise schnell produziert werden und wurde an Affen sowie an einzelnen Menschen getestet. Die Versuche wurden im Januar unterbrochen, weil ein Patient Nebenwirkung im Magen-Darm-Bereich bekam.

Nigeria sei zudem bereit, bei zwei Impfstoffversuchen gegen Ebola mitzumachen, ergänzte Chukwu. Nach WHO-Daten meldete das Land bis zum 26. August 17 bestätigte und Verdachtsfälle, 6 Menschen starben.

Entwarnung in Deutschland

Der Ebola-Verdacht in Leipzig hat sich nicht bestätigt, die Klinik gab nach einem zweiten negativen Test endgültig Entwarnung - bereits der erste Test am Sonntag war negativ ausgefallen. Der Mann war nach einem mehrwöchigen Aufenthalt in Ebola-Gebieten mit hohem Fieber zurückgekehrt.

In Liberia sind unterdessen zwei mit ZMapp? behandelte Ärzte als geheilt entlassen worden. Beide hätten ihre Ebola-Infektion überstanden, teilte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums mit. Ein dritter in Liberia mit ZMapp? behandelter Mediziner war vor einigen Tagen gestorben.

Zuvor waren zwei US-Amerikaner und ein Spanier mit dem experimentellen Mittel behandelt worden. Die US-Helfer überlebten, der an Vorerkrankungen leidende Spanier starb. Inzwischen erhielt zudem ein britischer Helfer, von dem noch nicht bekannt wurde, ob er als geheilt gelten kann, den Wirkstoff.

Interaktive Pandemie-Simulation

Ihr Modell zur Ausbreitung von Seuchen über Flugverbindungen haben Professor Dirk Brockmann von der Berliner Humboldt-Universität Berlin und Professor Dirk Helbing von der ETH Zürich auf Ebola angepasst und als interaktive Grafik veröffentlicht.

Zwar gilt eine Ebola-Pandemie bislang als unwahrscheinlich, auch wenn die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bis zu 20.000 Infizierte in den kommenden Monaten befürchtet.

Bei dem Simulator kann man den Startort wählen, etwa Conakry in Guinea und Freetown in Sierra Leone. Entscheidend bei der Berechnung sind zwei Zahlen: Die Wahrscheinlichkeit, mit der ein Ebola-Infizierter an einem bestimmten Flughafen ein Flugzeug besteigt.

Und die Wahrscheinlichkeit, mit der ein Passagier von dort aus zu einem bestimmten Flughafen fliegt. Insgesamt sind 1227 Flughäfen berücksichtigt.

In Europa sind Paris und London die wichtigsten Einfallstore. Die ehemaligen Kolonialmächte spielen nach Angaben von Brockmann eine große Rolle, weil es dahin besonders viele Verbindungen gebe. Die deutschen Flughäfen stehen erst in der zweiten Reihe. Brockmanns Modell erlaubt jedoch keine Rückschlüsse auf absolute Zahlen. (eb, dpa)

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