Erhöhtes Risiko
Passivrauchen begünstigt kleinzelligen Lungenkrebs
Passivraucher haben ein dreifach erhöhtes Risiko für ein aggressives kleinzelliges Bronchial-Karzinom. Das haben US-Forscher herausgefunden.
Veröffentlicht:LOS ANGELES. Ein Bronchialkarzinom wird zwar vorwiegend mit dem Rauchen in Verbindung gebracht, aber auch unter Nichtrauchern zählt Lungenkrebs zur siebthäufigsten krebsbedingten Todesursache.
Viele dieser Todesfälle lassen sich offenbar dem Passivrauchen zuschreiben. Wie viele, das haben Forscher nun anhand einer Datenbank des International Lung Cancer Consortium (ILCCO) eruiert.
Ein Team um Claire H. Kim von der Universität in Los Angeles hat dazu 18 Fall-Kontroll-Studien mit knapp 12.700 Lungenkrebskranken und etwa 14.500 gesunden Personen ausgewertet (Int J Cancer 2014; online 25. März).
Die Epidemiologen um Kim wollten dabei auch schauen, ob es Unterschiede bezüglich Passivrauchen bei Patienten mit unterschiedlichen Tumortypen gibt.
Lungen-Ca: Risiko 30 Prozent erhöht
Insgesamt waren 2500 Lungenkrebskranke (20 Prozent) Nichtraucher. Von diesen hatten über 1800 passiv geraucht (73 Prozent). Dagegen war der Anteil der Passivraucher unter den Gesunden mit 67 Prozent etwas geringer.
Unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht und Ethnie berechneten die Forscher um Kim daraus ein 31 Prozent erhöhtes Risiko für ein Bronchialkarzinom bei Passivrauchern.
Schauten sie nun nach den einzelnen Tumortypen, so ergab sich bei Passivrauchern ein um 26 Prozent erhöhtes Risiko für Adenokarzinome, ein um 41 Prozent erhöhtes Risiko für Plattenepithelkarzinome, ein um 48 Prozent erhöhtes Risiko für großzellige Tumoren und ein knapp um 210 Prozent erhöhtes Risiko für die aggressiven kleinzelligen Bronchialtumoren.
Die epidemiologisch bestimmte Gefahr, an einem aggressiven kleinzelligen Tumor zu erkranken, ist danach um etwa den Faktor drei erhöht - eine kausale Ursache vorausgesetzt.
Da kleinzellige Tumoren jedoch einen geringen Anteil an den Bronchialkarzinomen hatten (nur etwa 3 Prozent bei den Nichtrauchern), basieren diese Angaben auf der geringen Fallzahl von 65 Patienten und sind daher mit Vorsicht zu genießen.
Passivrauch schadet auch Rauchern
Interessant sind auch einige andere Zusammenhänge: So scheint vor allem die Exposition zu Hause einen großen Einfluss auf das Lungenkrebsrisiko zu haben: Qualmt der Partner, dann ist nach den Berechnungen von Kim und Mitarbeitern das Risiko für alle Lungenkrebstypen um 21 Prozent erhöht, muss jemand noch zusätzlich den verbrannten Tabak seiner Arbeitskollegen einatmen, steigt die Risikozunahme auf 30 Prozent.
Für diese Kombination zeigte sich auch ein ausgeprägter Dosiseffekt: In den ersten 20 Expositionsjahren steigt das Risiko nur um 12 Prozent, nach 40 Jahren liegt es bereits um über 40 Prozent höher.
Doch Passivrauchen scheint nicht nur Nichtrauchern zu schaden, sondern auch den Rauchern. Solche Raucher, die nur den eigenen Qualm inhalieren, haben nach den Berechnungen ein 2,8-fach erhöhtes Lungenkrebsrisiko, müssen sie noch zusätzlich anderer Leute Rauch einatmen, steigt es auf knapp das Fünffache.
Dies lässt sich nur zum Teil dadurch erklären, dass diese Raucher insgesamt mehr qualmen - vielleicht, weil sie von ihrer rauchenden Umgebung dazu animiert werden. Doch selbst wenn die konsumierte Tabakmenge berücksichtigt wird, ergibt sich ein Zusatzeffekt durch das Passivrauchen.
Dass offenbar vor allem kleinzellige Bronchialtumoren durch das Passivrauchen begünstigt werden, hatte das Team um Kim erwartet.
Ähnlich selektiv erhöht aktives Rauchen das Risiko für ein kleinzelliges Karzinom. Sie sehen daher auch einen kausalen Zusammenhang zwischen Passivrauchen und Lungenkrebs.