Typ-1-Diabetes
Patienten mit Insulinpumpe leben länger
Beugen Insulinpumpen Folgeschäden von Diabetes besser vor? Eine schwedische Studie unter 18.000 Typ-1-Diabetikern zeigt: Die Gefahr für einen Infarkt oder zu sterben, ist nicht so groß wie bei Zuckerkranken, die Insulin spritzen. Dennoch treten die Autoren auf die Euphoriebremse.
Veröffentlicht:WIEN. Seit über 30 Jahren gibt es für Diabetiker die Therapie mit Insulinpumpen (continuous subcutanous insulin infusion, CSII).
Wie sich diese Behandlung auf die Sterberate der Patienten und das Risiko für KHK und Schlaganfall auswirkt, haben Forscher jetzt anhand von Daten des Swedish National Diabetes Register untersucht.
In dieser Datenbank sind 95 Prozent der in Schweden bekannten Typ-1-Diabetiker registriert. Von den 18.168 Typ-1-Diabetikern aus dem Register hatten 2441 Patienten während der Studienperiode (ab 2005-2007 bis 2012) eine Insulinpumpe, 15.727 spritzten sich Insulin.
Die Ergebnisse hat Dr. Soffia Gudbjörnsdottir vom Sahlgrenska University Hospital in Göteborg beim EASD-Kongress 2014 in Wien vorgestellt.
In der mittleren Beobachtungszeit von fast sieben Jahren war bei Patienten mit Insulinpumpe im Vergleich zu den Patienten, die sich Insulin spritzten, das Sterberisiko um 29 Prozent geringer.
Und das Risiko für tödliche kardiovaskuläre Ereignisse lag bei Patienten mit Pumpentherapie im Vergleich um 44 Prozent niedriger, so Gudbjörnsdottir. Auch die Rate von kardiovaskulären Ereignissen insgesamt, also tödlichen und nicht tödlichen, war bei den Diabetikern mit Insulinpumpe um 18 Prozent reduziert.
"Pumpe selbst rettet kein Leben"
In Hinblick auf Folgeerkrankungen scheinen Patienten mit Insulinpumpe also zu profitieren, berichten die Studienautoren in einer Mitteilung. Es sei jedoch zu beachten, dass es sich bei Pumpenträgern um eine Auswahl von Typ-1-Diabetikern handele, die fähig und willig sind, den Umgang mit dem Gerät zu lernen.
"Die Pumpe selbst rettet kein Leben, sondern es sind Faktoren, die die Pumpen mit sich bringen, die Leben retten könnten", sagte Gudbjörnsdottir dazu.
"Wahrscheinlich spielt auch die bessere Versorgung, die Patienten mit einer Pumpen-Therapie erhalten, eine Rolle", vermutet sie.
In Schweden werden Pumpenträger extra geschult und sind gut an dafür spezialisierte Kliniken angebunden.
Auch EASD-Präsident Professor Andrew Boulton aus Manchester ist vorsichtig bei der Interpretation der Daten: Es handele sich ja nur um eine Beobachtungsstudie, sagte er in Wien.
Nach seiner Ansicht ist für Menschen mit Typ-1-Diabetes, für die CSII infrage kommt, eine Insulinpumpe zwar die beste verfügbare Therapieform. Doch noch immer gebe es Bedenken mit der Sicherheit.
"Daher möchten wir dazu noch mehr Forschungsarbeit sehen", forderte Professor Lutz Heinemann vom Profil Institut für Stoffwechselforschung in Neuss beim EASD.
Er bezeichnet sich zwar selbst als "großen Pumpen-Fan". Allgemein gebe es aber zu wenig Studien zu Nutzen und Sicherheit von medizinischen Geräten.