MR-proANP
Peptid als Biomarker für lärmbedingte Gefäß-Schäden?
Mainzer Forscher haben das herzeigene Hormon MR-proANP im Visier. Sie diskutieren das Peptid als potenziellen Biomarker für lärm-induzierte Herz-Kreislauf-Schäden.
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Eine Blutprobe wird gewonnen: Basis, um nach neuen Biomarkern zu suchen.
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Mainz. Forscher aus Mainz haben ein herzeigenes Peptid identifiziert, das es erleichtern könnte, lärmbedingte Herz-Kreislauf-Schäden zu erkennen (Clin Res Cardiol (2020). https://doi.org/10.1007/s00392-020-01645-6). Sie haben dafür Daten von Teilnehmern der Gutenberg-Gesundheitsstudie (GHS) analysiert.
Bei dem kardialen Stressmarker, der prognostische Konsequenzen aufweise, handele es sich um das „mitregionale pro-atriale natriuretische Peptid“ (MR-proANP), teilt die Universitätsmedizin Mainz zur Veröffentlichung der Studie mit. Das Hormon werde bei Überbelastung vom Herzen vermehrt gebildet. Erhöhte MR-proANP Werte könnten zur Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie einer erhöhten Sterblichkeitsrate beitragen.
Zusammenhänge noch unklar
Ständige Lärmbelästigung – ausgelöst durch Verkehrslärm – begünstige durch Stressreaktionen Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, KHK, Herzinfarkt und Schlaganfall, erinnert die Uni in ihrer Mitteilung. Die genauen pathophysiologischen Zusammenhänge seien nach wie vor unklar.
Die Forscher um Univ.-Prof. Thomas Münzel, Direktor der Kardiologie I im Zentrum für Kardiologie, haben jetzt bei 5000 Personen, die an der GHS teilnehmen, beobachtet, dass Teilnehmer, die einer erhöhten Lärmbelästigung – vor allem nächtlichem Flugverkehr – ausgesetzt sind, auch erhöhte MR-proANP-Spiegel haben.
„Durch die gefäßerweiternde und wasserausscheidende Wirkung erfüllt MR-proANP eine wichtige Rolle bei der Blutdruckregulation bzw. -senkung und dient damit der Herzentlastung“, so die Universitätsmedizin Mainz in ihrer Mitteilung.
Daten aus 5-Jahreszeitraum
Zudem konnte ermittelt werden, dass erhöhte Konzentrationen von MR-proANP im Blut mit einem signifikant erhöhten Risiko für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in einem 5-Jahreszeitraum assoziiert sind, heißt es weiter. Hierbei sei ein stärkerer Einfluss der nächtlichen Lärmbelästigung beobachtet worden – in erster Linie eine Folge von zu kurzem bzw. häufig unterbrochenem Schlaf.
Die Forscher ermittelten zum Beispiel ein um den Faktor 3 erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Vorhofflimmern. Ebenfalls waren erhöhte Konzentrationen von MR-proANP mit einem 36 Prozent höheren Risiko für vorzeitigen Tod assoziiert.
Die Gutenberg Gesundheitsstudie (GHS) ist eine interdisziplinäre, populationsbasierte, prospektive, monozentrische Kohorten-Studie, die seit 2007 an der Universitätsmedizin Mainz durchgeführt wird.
Im Fokus der Studie stehen die Erforschung des Herz-Kreislauf-Systems, aber auch Erkrankungen des Stoffwechsel- und Immunsystems, der Psyche, der Lunge, der Nieren, der Augen, des Gehörs und der Haut sowie die Entstehung von Krebserkrankungen. Die Erkenntnisse sollen helfen, die medizinische Prävention, Diagnostik und Therapie zu verbessern. (eb)