Schwanger und Diabetes

Prävention erspart aufwändige Therapie bei Gestationsdiabetes

Immer mehr Schwangere in Deutschland erkranken an Gestationsdiabetes. Das hohe GDM-Risiko durch Übergewicht lässt sich mit regelmäßiger Bewegung deutlich senken, so eine Studie.

Wolfgang GeisselVon Wolfgang Geissel Veröffentlicht:
Prävention erspart aufwändige Therapie bei Gestationsdiabetes

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MAINZ. Übergewichtige Schwangere können mit regelmäßigem Sport ihr erhöhtes Risiko für Gestationsdiabetes fast halbieren. Durch die Bewegung werden zudem ungünstige Schwangerschaftsverläufe reduziert, wie exzessive Gewichtszunahme, Gestationshypertonie und Präeklampsie, Frühgeburt und Sectio-Entbindung sowie niedriges Geburtsgewicht.

Die günstigen Effekte wurden bereits in über 50 randomisiert-kontrollierten Studie belegt, wie Dr. Helmut Kleinwechter aus Kiel beim DDG-Diabetes-Update in Mainz berichtet hat. Als Beispiel hat der Diabetologe eine chinesische Studie mit 300 übergewichtigen Schwangeren vorgestellt.

Je die Hälfte der Frauen wurden nach dem Zufallsprinzip entweder einer Interventions- oder einer Kontroll-Gruppe zugeteilt, wobei in jeder Gruppe gut ein Viertel der Schwangeren adipös war.

Teilnehmerinnen der Interventionsgruppe nahmen ab der 13. Schwangerschaftswoche bis kurz vor der Geburt dreimal pro Woche an einem je 30-minütigen Ergometertraining teil. Die Intensität war so bemessen, dass sich die Frauen dabei noch unterhalten konnten (Borg-Skala: Moderat 12-14). Schwangere der Kontrollgruppe erhielten nur die Standardversorgung. (Am J Obstr Gynecol 2017; 216: 340).

Sport scheint zu helfen

Ergebnis: In der Interventionsgruppe entwickelten 22 Prozent einen Gestationsdiabetes, in der Kontrollgruppe waren es 40,6 Prozent. Um einen Gestationsdiabetes zu verhindern, müssen also etwa fünf Frauen die Prävention absolvieren, sagte Kleinwechter. Zudem nahmen die Frauen mit dem Sportprogramm bis zur Geburt im Vergleich weniger Gewicht zu (8,4 vs. 10,5 kg) und sie hatten ein geringeres Insulinresistenzlevel.

Auch ihre Neugeborenen hatten ein etwas geringeres Geburtsgewicht (3,35 vs. 3,46 kg) und der Anteil von LGA-Kindern ("large for gestational age") war geringer (14,3 vs. 22,8 Prozent). Das körperliche Training erhöhte nicht die Raten an Frühgeburten oder reduzierte allgemein das Gestationsalter.

Alternative sichere Sportarten für übergewichtige Schwangeren sind zum Beispiel Schwimmen, Joggen, Yoga, Pilates, Aerobic, Tanzen, Stretching oder Widerstandsübungen mit Gewichten oder elastischem Band.

Vermieden werden sollten Kontaktsportarten (Hockey, Boxen) oder Sport mit Fallrisiko wie Skifahren oder Reiten. Das Training mit jeweils 30-60 Minuten drei- bis viermal pro Woche sollte im ersten Trimenon starten und bis kurz vor der Geburt fortgesetzt werden, rät Kleinwechter. Zu achten ist auf ausreichende Hydrierung sowie moderate Intensität (Schwangere kann sich noch unterhalten). Längeres Liegen auf dem Rücken sollten vermieden werden.

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