M. Bechterew
Prothese statt Versteifung
Bei einer Patientin mit M. Bechterew sollen erstmals weltweit zwei Bandscheibenprothesen eingesetzt werden.
Veröffentlicht:KASSEL. Am Marienkrankenhaus Kassel sollen einer 45-jährigen Patientin mit Morbus Bechterew, die zwei Bandscheibenvorfälle im Halswirbelbereich erlitten hat, noch im Februar zwei Bandscheibenprothesen eingesetzt werden.
Nach Angaben der Klinik handelt es sich dabei um den weltweit ersten Eingriff dieser Art bei einem Patienten mit der chronischen entzündlich-rheumatischen Erkrankung.
Mit dem Einsetzen der Bandscheibenprothesen soll eine künstliche Versteifung der Halswirbel vermieden werden, teilt die Klinik mit.
Für viele Bechterew-Patienten könne das Verfahren wegweisend sein, denn bisher habe Morbus Bechterew als Ausschlusskriterium für die Implantation von Bandscheibenprothesen gegolten.
Denn es habe die Gefahr bestanden, dass die Prothesen bei der pathologischen Verknöcherung der Wirbelsäule zerstört werden und dann für die Patienten zum Problem werden.
"Bei der Bechterew-Patientin wurden zwei Bandscheibenvorfälle im Bereich der Halswirbel festgestellt, die operativ behandelt werden müssen, da die Patientin unter Sensibilitätsstörungen und motorischen Ausfällen leidet", wird Dr. Kordian Wojtas, Chefarzt der Neurochirurgie am Marienkrankenhaus Kassel, zitiert.
Dass die Implantation von Prothesen bei der Patientin dennoch vorgenommen werden soll, sei vor allem der Weiterentwicklung bei den Materialien und der Technik moderner Bandscheiben-Prothesen zu verdanken, so der Spezialist für Wirbelsäulenchirurgie.
"In der Bandscheibenprothetik muss immer ein Kompromiss zwischen Belastbarkeit und Beweglichkeit gefunden werden, um die Stabilität der Wirbelsäule zu gewährleisten, aber gleichzeitig die Lebensqualität der Patienten so weit wie möglich zu erhalten. Mit den modernen Prothesen, bei denen zwei feste Metallplatten einen speziell geformten Kern umschließen, ist dies heute möglich. Mit der Implantation können wir die künstliche Versteifung der Wirbelsäule vermeiden und dieser jungen Patientin die Lebensqualität zumindest - abhängig vom Krankheitsverlauf - für die nächsten 10 bis 15 Jahre erhalten".
Vor der Entscheidung, diesen Eingriff durchzuführen, hat Wojtas den Fall auf zahlreichen internationalen Fachkongressen präsentiert und sich eng mit anderen international renommierten Experten abgestimmt, heißt es in der Mitteilung der Klinik. (eb)