Welt-Psoriasistag 2017

Psoriasis-Versorgung: Ideen aus Deutschland als Vorbild

Dr. Marlinde LehmannVon Dr. Marlinde Lehmann Veröffentlicht:
Grafik: Ärzte Zeitung; Quelle: Biome et al. 2011,

Grafik: Ärzte Zeitung; Quelle: Biome et al. 2011,

© 2017 Ban Orsolic /stock.adobe.com

Am 29. Oktober ist Welt-Psoriasistag. Unter dem diesjährigen Motto "Haut bekennen!" setzen sich dann weltweit wieder Patienten-Selbsthilfegruppen und Hautärzte dafür ein, stigmatisierende Vorurteile gegenüber Psoriasis-Patienten abzubauen und allen Betroffenen den Zugang zu einer geeigneten Therapie zu ermöglichen.

In Deutschland wird der Welt-Psoriasistag von dem Deutschen Psoriasis Bund (DPB) und dem bundesweiten Psoriasisnetzwerk PsoNet getragen. Weitere Unterstützer sind die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) und der Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD).

Programm startete im Jahr 2005

Rückblickend auf die vergangenen gut zehn Jahre dürfen alle in Deutschland in Sachen Psoriasis Engagierten dabei durchaus stolz sein: Seit dem Start eines groß angelegten Programms zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung Betroffener im Jahr 2005, als eine systematische Analyse der Qualität, Ergebnisse und möglichen Hindernisse der Gesundheitsversorgung bei Psoriasis stattfand, haben sich im ganzen Land etwa 30 regionale Psoriasis-Netzwerke etabliert. In diesen Netzwerken wird die Versorgung der Psoriasis-Patienten koordiniert, und dabei werden die – erstmals im Jahr 2006 erstellten – Leitlinien zu Psoriasis umgesetzt.

Im Jahr 2014 erhobene Daten ergaben signifikante Verbesserungen sowohl für die Patienten (klinischer Schwergrad der Erkrankung, Lebensqualität) als auch bei den indirekten Kosten und den Arbeitsfehltagen (Arch Dermatol Res (2016) 308: 389– 400).

WHO rückt Psoriasis in den Fokus

Ebenfalls im Jahr 2014 rückte auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Psoriasis verstärkt in den Fokus: Die Erkrankung wurde in die Liste der nicht-ansteckenden Erkrankungen aufgenommen, die international einer größeren Anstrengung bedürfen, die medizinische Versorgung zu verbessern. Unter anderem wurden dabei die Mitglieder der WHO aufgefordert, nationale Versorgungsprogramme zu entwickeln. Die WHO-Resolution zielte nicht allein auf Entwicklungsländer; sie betrifft auch die medizinisch hoch entwickelten westlichen Industriestaaten, auch Deutschland. Die Mitgliedstaaten wurden auch dazu ermutigt, die Stigmatisierung der von Psoriasis Betroffenen zu bekämpfen.

Geplant wurde in Zusammenhang mit dieser Resolution auch ein globaler Bericht zu Psoriasis, der 2016 von der WHO als "Global Report on Psoriasis" veröffentlicht wurde und mittlerweile auch in autorisierter deutscher Übersetzung als "Gobaler Bericht zur Schuppenflechte" von PsoNet vorliegt.

In diesem Bericht wird übrigens auch darauf hingewiesen, dass das erfolgreiche deutsche nationale Programm zur Verbesserung der Versorgung von Psoriasis-Patienten als Modell für das "European Psoriasis White Paper" (J Eur Acad Dermatol Venereol. 2012; 26(Suppl. 4):1-16; Weißbuch zur Psoriasis in Europa) diente. Es "könnte von anderen Ländern in Betracht gezogen werden, einschließlich für die Behandlung anderer chronischer (Haut-)Erkrankungen", schreibt die WHO. Die Erfahrungen in Deutschland zeigten, "dass – sobald die Angehörigen der Heilberufe und die Patienten einen Konsens erreicht haben – systematische Programme auf der Grundlage von Standardisierung, Zielorientiertheit und Kommunikation sowohl auf der Ebene der Patienten als auch auf der Ebene des Gesundheitssystems erfolgreich sein können."

Zuwachs an Versorgungsqualität

Dass es in Deutschland in puncto Versorgung von Psoriasis-Patienten weiter bergauf geht, ist auch Ende Mai 2017 deutlich geworden, als sich in Berlin zum dritten Mal Abgeordnete verschiedener Parteien des Deutschen Bundestages auf Einladung der CDU/CSU-Abgeordneten Erich Irlstorfer, Reiner Meier und Thomas Stritzel mit Dermatologen und Patientenvertretern zu einem Parlamentarischen Frühstück zum Thema Psoriasis getroffen hatten.

In Bezug auf die dabei diskutierte aktuelle Versorgungssituation in Deutschland sei der große Zuwachs an Versorgungsqualität für Patienten positiv hervorzuheben, die in qualifizierter dermatologischer Versorgung sind, heißt es in einem zusammenfassenden Bericht von PsoNet. Das zehnjährige Versorgungsprogramm der deutschen Dermatologen in Kooperation mit den Patientenverbänden zeige hier große Erfolge.

Beeindruckende Eigeninitiative

Ein Minuspunkt seien die großen Unterschiede in der Versorgungsqualität mit weitaus höheren Anteilen gut versorgter Patienten in den nördlichen und östlichen Bundesländern. Im Gegensatz dazu weise Baden-Württemberg als Schlusslicht eine um den Faktor 5 geringere Quote an leitliniengerechter systemischer Arzneimittelversorgung mit Biologika auf.

Die Abgeordneten hätten sich äußerst beeindruckt von der hohen Eigeninitiative und den Erfolgen der Dermatologen gezeigt, die von der WHO in ihrem Global Report zur Psoriasis als "Best-Practice" hervorgehoben wurde, heißt es im Bericht von PsoNet. Sie hätten ihr Vorhaben bekräftigt, sich jetzt und auch in der nächsten Legislaturperiode für eine verbesserte Versorgung und Entstigmatisierung dieser weit verbreiteten Hauterkrankung in der Gesellschaft aktiv einzusetzen.

Vorzeigeland mit Defiziten

Dass Deutschland weltweit als Musterland mit einer verbesserten Versorgung der Psoriasis dient, dürfe aber nicht darüber hinweg täuschen, dass auch hier noch Defizite beim Abbau von Stigmatisierung und Unverständnis gegenüber Psoriasiskranken bestehen, erinnern die Organisatoren des Welt-Psoriasistages 2017.

Dass Aufklärung auch in Deutschland weiter Not tut, bestätigen dabei Ergebnisse einer FORSA-Umfrage im April 2016, die der BVDD zusammengefasst hat.

  • Nach der FORSA-Umfrage – Stand April 2016 –
  • weiß über 70 Prozent der Öffentlichkeit nicht, was Psoriasis ist,
  • ist nur 79 Prozent der Umfrage-Teilnehmer bekannt, dass die Erkrankung nicht ansteckend ist,
  • könnten sich nur 53 Prozent "auf jeden Fall" vorstellen, einen an Psoriasis erkrankten Lebenspartner zu haben, und
  • würden nur 69 Prozent auf jeden Fall in ein Schwimmbad gehen, das auch von Psoriasis-Patienten besucht wird.
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