Diät oder Serotonin

Reizdarm schwächt die Knochen

Ob und in welchem Maß ein Reizdarmsyndrom das Risiko erhöht, eine Osteoporose zu entwickeln, haben jetzt US-Forscher untersucht.

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:
Unangenehmer Sitz.

Unangenehmer Sitz.

© Sinisa Botas / shutterstock

EVANSTON / USA. Laut den Ergebnissen einer Studie unter der Leitung von Derrick Stobaugh, North Shore University Health System in Evanston (Illinois), tragen Patienten mit Reizdarmsyndrom (RDS) im Vergleich zu Personen ohne RDS ein mehr als vierfach höheres Risiko, an Osteoporose zu erkranken (Odds Ratio [OR] 4,28) (Osteoporos Int 2012, online 20. September).

Dadurch bedingte Frakturen weisen sie mehr als doppelt so häufig auf (OR 2,36). Besonders oft brechen sie sich die Handgelenke (OR 2,41).

Stobaugh und sein Team hatten für ihre Untersuchung auf die Datensammlung des Nationwide Emergency Department Sample (NEDS) zurückgegriffen. In ihr sind mehr als 28 Millionen Fälle von Patienten verzeichnet, die in einer Notaufnahme versorgt werden mussten.

Knapp 320.000 der Behandelten wiesen eine RDS-Diagnose auf, rund 18.000 von ihnen litten zudem an Osteoporose. Pathologische Frakturen des Handgelenks, der Hüfte oder eines Wirbels waren bei etwa 700, traumatische Brüche bei 1500 Patienten festgestellt worden.

Das Osteoporoserisiko, das mit einer RDS-Diagnose einherging, übertraf jenes von Morbus-Crohn- und Colitis-ulcerosa-Patienten (OR 2,85 bzw. 3,62). Eine Zöliakie war indessen noch häufiger mit verminderter Knochendichte assoziiert (OR 6,41).

Ähnlich verhielt es sich bei der durch Osteoporose bedingten Frakturgefahr. Auch hier waren Patienten mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa weniger und Zöliakiepatienten häufiger betroffen als solche mit RDS.

Weniger klar als die Zahlenverhältnisse sind die Ursachen für die erhöhte Osteoporosegefahr unter RDS. Eine der Hypothesen zielt auf eine erhöhte Serotoninaktivität ab, die den Knochenaufbau hemmt.

Möglich ist auch, dass diätetische Restriktionen wie ein Laktoseverzicht - oft in Eigenregie der Patienten vorgenommen - die Kalziumaufnahme einschränken.

Drittens könnten zirkulierende Zytokine wie TNF-alpha eine Rolle spielen. Jedenfalls ist bereits gezeigt worden, dass die CED-Behandlung mit Infliximab, einem TNF-alpha-Hemmer, die Knochendichte erhöht.

Fazit: RDS-Patienten laufen erhöhte Gefahr, an Osteoporose zu erkranken. "Es ist daher zu empfehlen", resümieren die Autoren der Studie, "die Betroffenen einem entsprechenden Screening zu unterziehen."

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Kommentar zur neuen S2k-Leitlinie

Bei Husten acht Wochen warten!

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Psychische Erkrankungen begünstigen CED-Schübe

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Überraschende Personalie

Eine Juristin wird Gesundheitsministerin: Das ist Nina Warken

Tipps für die Praxis

So entwickeln Sie Ihre Arztpraxis strategisch weiter

Sie fragen – Experten antworten

Herpes Zoster: Bei unbekanntem Immunstatus trotzdem impfen?

Lesetipps
Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung

Husten und symbolische Amplitude, die die Lautstärke darstellt.

© Michaela Illian

S2k-Leitlinie

Husten – was tun, wenn er bleibt?