Nach Infarkt

Risiko durch NSAR-Therapie

NSAR bergen für Infarktpatienten ein Risiko. In Kombination mit der antithrombotischen Therapie begünstigen sie Blutungen und thrombotischen Ereignisse.

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HELLERUP. Leitlinien raten generell vom Einsatz von NSAR bei kardialen erkrankten Patienten ab. Gestützt wird diese Empfehlung durch eine Studie aus Dänemark.

Denn hier nahmen Blutungskomplikationen und thromboembolische Ereignisse zu, wenn Infarktpatienten zusätzlich zu der antithrombotischen Therapie ein NSAR eingenommen hatten (JAMA 2015; 313: 805-814).

Die Wissenschaftler um Dr. Anne-Marie Schjerning Olsen von der Universität in Hellerup (Dänemark) beobachteten 61.971 Patienten, die einen ersten Infarkt überlebt hatten, im Mittel 3,5 Jahre lang.

Jeder dritte Studienteilnehmer (33,8 Prozent) hatte gleichzeitig zur antithrombotischen Therapie ein NSAR verschrieben bekommen.

Bei Einnahme dieser Medikamente - egal, ob es sich um einen selektiven oder nicht selektiven COX-2-Hemmer handelte - verdoppelte sich das Blutungsrisiko im Vergleich zu Patienten ohne zusätzliches NSAR (Hazard Ratio, HR: 2,02).

Selbst bei nur kurzer Verwendung traten vermehrt Blutungskomplikationen mit Klinikeinweisung auf, in den ersten drei Tagen war die Blutungsgefahr sogar verdreifacht (HR: 3,37).

Als besonders nachteilig kristallisierten sich die Kombinationen von NSAR mit ASS plus Clopidogrel sowie mit oralem Antikoagulans plus Thrombozytenhemmer heraus.

Auch im sekundären Endpunkt, bestehend aus kardiovaskulärem Tod, erneutem nicht tödlichem Herzinfarkt, ischämischem Schlaganfall, TIA oder arterieller Embolie, spiegelte sich ein negativer Einfluss der NSAR-Gabe wider.

Die Inzidenz dieser thromboembolischen Komplikationen erhöhte sich um 40 Prozent.

Nach Ansicht der Autoren sind das besorgniserregende Befunde, da NSAR in vielen Ländern rezeptfrei erhältlich sind.

Natürlich sei es unrealistisch, dass Ärzte die Verschreibung solcher Schmerzmittel völlig vermeiden könnten, selbst bei Hochrisikopatienten nicht, räumen die Wissenschaftler ein. (VS)

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 16.03.201516:06 Uhr

"Der Vorhang zu und viele Fragen offen"?

„Association of NSAID Use With Risk of Bleeding and Cardiovascular Events in Patients Receiving Antithrombotic Therapy After Myocardial Infarction“ von A.-M. Schjerning Olsen et al. von der Universität Hellerup (DK) berücksichtigt n i c h t, dass es bei den NSAR substanzielle Unterschiede gibt. So hat das in den USA und GB übliche Naproxen 250 und 500 mg weitaus weniger spezifische kardiovaskuläre Risiken als das in Deutschland unkritisch besonders gerne orthopädisch eingesetzte Diclofenac 50 bis 100 mg.

Ein Unding bleibt, dass ausgerechnet Diclofenac rezeptfrei und seriell in mehreren Apotheken ü b e r die bereits rezeptpflichtige Menge hinaus erworben werden kann. Paracetamol (z. B. ben-u-ron®) wäre Blutungs- und Thrombose-neutral weitaus besser einzusetzen.

Einen Widerspruch klärt die Publikation aus DK nicht auf:
Wie können Blutungskomplikationen u n d thromboembolische Ereignisse gleichzeitig zunehmen, wenn Infarktpatienten zusätzlich zur antithrombotischen Therapie NSAR einnehmen?

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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