Wissenschaftspreis

Robert-Koch-Preis 2021 geht an die Professoren Belkaid und Bäumler

Die algerisch-französische Immunologin Professorin Yasmine Belkaid und der Tübinger Biowissenschaftler Professor Andreas Bäumler werden in diesem Jahr mit dem angesehenen Robert-Koch-Preis für ihre Arbeiten zur Mikroflora und dem Immunsystem ausgezeichnet.

Marco MrusekVon Marco Mrusek Veröffentlicht:
Die Preisträger des Robert-Koch-Preises.Die Preisträger des Robert-Koch-Preises. Erste Reihe (von links nach rechts): Professorin Yasmine Belkaid, Professor Andreas Bäumler und Professor Kyriacos Costa Nicolaou. Zweite Reihe (von links nach rechts): Dr. Megan Stanifer, Dr. Kilian Schober und Dr. Katharina Anna Christina Schaufler.

Die Preisträger des Robert-Koch-Preises. Erste Reihe (von links nach rechts): Professorin Yasmine Belkaid, Professor Andreas Bäumler und Professor Kyriacos Costa Nicolaou. Zweite Reihe (von links nach rechts): Dr. Megan Stanifer, Dr. Kilian Schober und Dr. Katharina Anna Christina Schaufler.

© Robert-Koch-Stiftung

Berlin. Einer der höchstdotierten Wissenschaftspreise wird in diesem Jahr an die beiden Professoren Yasmine Belkaid und Andreas Bäumler verliehen. Die beiden werden am 19. November in Berlin mit dem Robert-Koch-Preis, dotiert mit 120.000 Euro, für ihre Forschungsarbeiten zur Bedeutung der Mikroflora für das menschliche Immunsystem ausgezeichnet, teilt die Robert-Koch-Stiftung mit.

Die Stiftung würdigt damit die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die Belkaid und Bäumler zum Thema der Zusammensetzung der Mikroflora und damit zusammenhängenden Auswirkungen bei Infektions- und Entzündungskrankheiten gewonnen haben.

Training von Bakterien

Belkaid arbeitet am US-amerikanischen National Institute of Allergy and Infectious Diseases und leitet dort das Mikrobiomprogramm. Sie ist außerdem Professorin an der Universität von Pennsylvania.

Zur Begründung der Preisverleihung heißt es in der Mitteilung, Belkaid habe in maßgebender Weise gezeigt, wie die Bakterien, die unseren Darm und die Haut besiedeln, unsere Mikroflora und unser Immunsystem trainieren und uns so helfen, Infektionserreger abzuwehren, andererseits aber Nahrungsmittel als ungefährlich zu akzeptieren. Krankheiten wie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen störten diesen Dialog zwischen Mikroflora und Immunsystem.

Zellatmung in Darmzellen

Der ebenfalls ausgezeichnete Bäumler ist Professor an der US-amerikanischen University of California in Davis. Bäumler habe richtungsweisende Arbeiten erstellt zum Verständnis der Regulation der Zusammensetzung und Funktion unserer Mikroflora durch die Zellen des Darmepithels.

Er demonstrierte, dass dabei die Zellatmung der Darmzellen und ihr Energiestoffwechsel eine wesentliche Rolle spielen, heißt es in der Mitteilung weiter.

Lebenswerk der Forschung

Neben Belkaid und Bäumler wird außerdem Professor Kyriacos Costa Nicolaou mit der Robert-Koch-Medaille in Gold für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Der 75-Jährige forscht an der Rice University in Houston und hat chemische Synthesewege für hunderte von Naturstoffen entwickelt und sie so für den breiten Einsatz vor allem in der Medizin verfügbar gemacht.

Dabei sei ihm oft der erste synthetische Zugang zu der Zielverbindung gelungen, zum Beispiel beim Krebsmedikament Paclitaxel und dem Antibiotikum Vancomycin.

Nachwuchs ausgezeichnet

Außerdem erhalten die drei Nachwuchswissenschaftler Dr. Megan Stanifer, Dr. Kilian Schober und Dr. Katharina Anna Christina Schaufler jeweils einen mit 5.000 Euro dotierten Post-Doktoranden-Preis.

Stanifer vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg erhält den Postdoktoranden-Preis für Virologie 2021 in Anerkennung ihrer Arbeiten zur Regulierung von Immunhomöostase an mukosalen Oberflächen und Untersuchungen zur Interaktion von Darmepithelzellen mit Bakterien der Mikroflora, aber auch Bakterien und Viren.

Schober von der Universität Erlangen-Nürnberg erhält den Postdoktoranden-Preis für Immunologie 2021 für seine Arbeiten auf dem Gebiet der translationalen T-Zell-Forschung. Er erforschte die Entwicklung von T-Lymphozyten bei einer Immunreaktion gegen Cytomegaloviren und etablierte eine Methode, um besonders wirksame Antigenrezeptoren auf andere T-Lymphozyten zu übertragen.

Schaufler von der Universität Greifswald erhält den Postdoktoranden-Preis für Hygiene und Mikrobiologie 2021 für ihre Arbeiten zur Aufklärung der Mechanismen und Verbreitung von Antibiotikaresistenzen, insbesondere multiresistente gramnegative und -positive Bakterien aus den Familien der Enterobacteriaceae und Enterococcaceae.

Lesen sie auch
Mehr zum Thema

Lebererkrankungen

DFG fördert neuen Sonderforschungsbereich am UKE

Zusammenspiel von HTA und Zulassung

Daten und Evidenz auf dem Weg in die klinische Forschung

Kommentare
Abb. 2: Postulierte Mechanismen von Postbiotika und Beispiele von Effektormolekülen, die von ihnen verwendet werden

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [3]

Fermentation und Postbiotika

Wie die Darmgesundheit durch den Einsatz von Postbiotika gefördert werden kann

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Theralution GmbH – a member of Medice, Iserlohn
Von der Grundlagenforschung zu wegweisenden Therapien

© Alnylam

Pionier der RNAi-Technologie

Von der Grundlagenforschung zu wegweisenden Therapien

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Alnylam Germany GmbH, München
Abb. 1: Signalwege in der Kommunikation zwischen Mikrobiom und Gehirn

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [3]

Darmmikrobiom

Dysbiose des Darmmikrobioms – Gesundheitsauswirkungen besser erforscht

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Theralution GmbH – a member of Medice, Iserlohn
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Die Autorinnen und Autoren resümieren, dass Zufallsbefunde im Halsbereich beim CT-Screening auf Lungenkrebs unvermeidbar sind und wegen ihres Potenzials für Malignität eine adäquate Nachverfolgung und Abklärung erfordern.

© utah51 / stock.adobe.com

Krankenakten retrospektiv ausgewertet

Lungenkrebs-Screening: Häufig Zufallsbefunde im Halsbereich

Ältere Frau fasst sich an die schmerzenden Kiefergelenke.

© agenturfotografin / stock.adobe.com

Typische Symptome?

Riesenzellarteriitis kann sich sehr unterschiedlich präsentieren