Kommentar
SARS-CoV-2-Tests: Längerfristige Konzepte gesucht
Die PCR ist beim Screening auf SARS-CoV-2 wichtig, und sie bleibt wichtig. Aber ob wir wirklich Kapazitäten für 4,5 Millionen PCRs pro Woche brauchen, darf man getrost infrage stellen.
Veröffentlicht:Die SARS-CoV-2-Pandemie ist bekanntlich kein Sprint, sondern eher ein Langstreckenlauf. Das gilt auch für das Thema Testen und für die Art der in unterschiedlichen Szenarien durchgeführten Tests.
Derzeit steht die Abstrich-PCR aus vielen guten Gründen klar im Vordergrund, das wird auch noch eine Weile so bleiben. Die Abstrich-PCR hat aber auf der Langstrecke klare Grenzen.
Dass im Moment nur die Hälfte der PCR-Kapazitäten tatsächlich abgefragt wird, liegt nicht nur am Verlauf der Pandemie in Deutschland. Sondern es liegt auch daran, dass sich Ärzte damit schwertun, einen für den Untersucher potenziell infektionsträchtigen und für den Patienten unangenehmen Nasen-/Rachen-Abstrich bei nur milde bis mäßig symptomatischen Patienten zu machen.
Dass die aktuellen RKI-Empfehlungen die Testung auf Kontaktpersonen und spezielle Risikokonstellationen beschränken, stimmt. Aber zur Wahrheit gehört auch, dass es ziemlich unsicher ist, ob bei einer Positivenquote von nur sechs bis acht Prozent wirklich mehr abgestrichen würde, wenn das RKI die Indikation weiter fassen würde.
Hinzu kommt, dass die viel gepriesene, hohe Sensitivität der PCR zwar technisch gegeben ist. Die klinische Sensitivität einer einmaligen Abstrich-PCR – und darum geht es in der ambulanten Versorgung – ist allen internationalen Daten zufolge aber nicht gerade beeindruckend.
Das relativiert auch die Diskussionen um die ach so schlechte Frühsensitivität der Antikörpertests deutlich. Die PCR ist wichtig, und sie bleibt wichtig, aber ob wir wirklich Kapazitäten für 4,5 Millionen PCRs pro Woche brauchen, darf man getrost infrage stellen. Vielleicht sollten wir mit Blick auf die Langstrecke langsam anfangen, uns über multimodale, bedarfsnahe Testkonzepte Gedanken zu machen.