Prophylaxe im ersten Lebensjahr
Säuglinge gesucht für Studie zur RSV-Prävention
Jedes Jahr müssen bei uns über 15.000 Säuglinge und Kleinkinder wegen RSV-Infektionen ins Krankenhaus. Ein monoklonaler Antikörper könnte künftig davor schützen und wird in einer Studie geprüft.
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Schutz in Sicht: Das Respiratorische Synzytial Virus (RSV) ist für Säuglinge eine ernste Bedrohung (Symbolbild).
© Karin Kaiser / MHH
Hannover. Die Kinderklinik der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) beteiligt sich nun an der europaweiten „Harmonie“-Studie, die den monoklonalen Antikörper Nirsevimab zur Vorbeugung von schweren Erkrankungen mit dem Respiratorischen Synzytial Virus (RSV) – und damit auch Krankenhausaufenthalten – bei Säuglingen in den ersten zwölf Lebensmonaten untersucht.
Nach dem Zufallsprinzip erhalten die Säuglinge in der Studie entweder eine einzige intramuskuläre Injektion oder keine Intervention. „Die Familien werden dann über zwölf Monate begleitet, der Gesundheitszustand des Kindes wird monatlich telefonisch abgefragt“, erläutert Privatdozent Dr. Martin Wetzke, Oberarzt in der Klinik für Pädiatrische Pneumologie und Allergologie an der MHH in einer Mitteilung der Hochschule.
Das Präparat war in einer ersten Studie gut verträglich
Der monoklonale Antikörper Nirsevimab, richtet sich spezifisch gegen das RSV. In einer früheren Phase-III-Studie ist während der ersten RSV Saison gesunder Säuglinge bereits ein signifikanter Rückgang von ärztlich behandelten RSV-Infektionen nachgewiesen worden. Der Impfstoff zeigte eine sehr gute Verträglichkeit.
Die Europäische Arzneimittelagentur EMA hat bereits eine Empfehlung zur Zulassung von Nirsevimab ausgeprochen, der Impfstoff wird voraussichtlich ab 2024 für alle Kinder verfügbar sein. „Nirsevimab ist ein lang erwarteter Meilenstein in der Prävention von schweren RSV Infektionen,“ betont Wetzke in der Mitteilung. „Wir freuen uns im Rahmen der Studie schon jetzt möglichst vielen Kindern diesen Impfstoff anbieten zu können.“
Jedes Kind infiziert sich bis zum dritten Geburtstag
Das Respiratorische Synzytial Virus, kurz RSV, ist der häufigste Auslöser für Infektionen der unteren Atemwege und Lungenentzündungen bei Säuglingen und Kleinkindern. RSV tritt saisonal in den Wintermonaten von November bis März auf, die aktuelle Saison ist also gerade angebrochen.
„Bis zum Ende des zweiten Lebensjahres hat praktisch jedes Kind eine RSV-Infektion durchgemacht. Für die meisten Kinder ist die Infektion unproblematisch, aber ein Teil der Kinder wird ernsthaft krank. Das führt jährlich zu mehr als 200.000 Vorstellungen beim Kinderarzt oder in Notaufnahmen in Deutschland, rund zwei bis drei Prozent der Kinder eines jeden Jahrgangs müssen stationär behandelt werden, das entspricht mehr als 15.000 Einweisungen im Jahr“, betont Wetzke. Bei einem nicht unerheblichen Anteil der Kinder ist sogar eine intensivmedizinische Betreuung notwendig. (eb)
Wer an der Studie teilnehmen möchte und/oder weitere Fragen hat, kann sich melden unter harmonie-studie@mh-hannover.de