Schilddrüsen-Check: Erstaunlich viele neu erkannte Befunde

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Der Aufforderung zum Schilddrüsen-Check folgten auch die Mitarbeiter von Springer Medizin. Am Standort Berlin ließen sich während der Schilddrüsen-Woche fast 100 Kollegen untersuchen. Ergebnis: Erstaunlich viele Untersuchte hatten auffällige Befunde.

Von Ingeborg Bördlein

Screeningaktion bei Mitarbeitern von Springer Medizin am Standort Berlin, Heidelberger Platz.

Screeningaktion bei Mitarbeitern von Springer Medizin am Standort Berlin, Heidelberger Platz.

© Pugge/SPM

BERLIN. 91 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Springer Medizin in Berlin wollten es genau wissen und unterzogen sich einer Schilddrüsen-Sonografie. Das Ergebnis des Screenings: 44 Prozent hatten pathologische Veränderungen.

Das erstaunte Professor Karl-Michael Derwahl aus Berlin: "Insgesamt war die Zahl auffälliger Befunde sehr hoch". In der Papillon-Studie sind bei etwa einem Viertel der Durchschnittsbevölkerung Veränderungen festgestellt worden.

Allerdings seien Altersstruktur und Frauenanteil bei der Berliner Untersuchung zu berücksichtigen, betonte Derwahl.

Viele Knoten und Entzündungen

Folgende Einzelbefunde wurden beim Sonografie-Screening, das Dr. Blanca Lüdecke vom St. Hedwigs-Krankenhaus in Berlin vorgenommen hatte, festgestellt: Bei vier Mitarbeitern sah sie vergrößerte Schilddrüsen, 24 hatten Knoten, bei 3 stellte sie Zysten fest, und in 9 Fällen ergab sich sonografisch der Verdacht auf Hashimoto.

Die Zahl erscheine hoch, so Derwahl zur "Ärzte Zeitung", doch bei entsprechend hohem Frauenanteil der geschallten Mitarbeiter liege dieser Wert durchaus im Rahmen der Durchschnittsbevölkerung.

Der Anteil der Knotenbefunde war geringfügig höher als in der Papillon-Studie. Bei Knoten und ansonsten unauffälliger Schilddrüse stellt sich die Frage der Malignität oder der Überfunktion.

Bei normalem TSH-Wert sei eine Autonomie unwahrscheinlich, sagte Derwahl. Patienten mit einem niedrig-normalen TSH-Spiegel könnten aber durchaus auch eine Autonomie haben. In solchen Fällen sollte eine Szintigrafie angeschlossen werden.

In der Gesamteinschätzung des Springer-Screenings kommt Derwahl zu dem Schluss, dass nicht nur Knoten, sondern auch andere Erkrankungen der Schilddrüse wie etwa die Hashimoto-Thyreoiditis einen hohen Anteil ausmachen.

"Hat man einen sonografischen Befund - eher echoarm -, der aussieht wie ein Hashimoto, geben die Antikörper (TPO-AK) und der TSH-Wert weiteren Aufschluss." Seien das TSH und die Antikörper erhöht, dann liege eine latente Hypothyreose vor und in Abhängigkeit der Beschwerden des Patienten sei eine endokrine Behandlung angezeigt.

Bei Hypothyreose-Symptomen immer auch an Hashimoto denken

Derwahls Rat: "Immer wenn wir Patienten mit Beschwerden haben, die in Richtung Unterfunktion gehen, sollten wir auch an Hashimoto denken." Bei jedem zehnten Patienten liegt diese häufigste Autoimmunerkrankung der Schilddrüse vor.

Generell sollte Derwahl zufolge immer dann, wenn Beschwerden vorliegen, die auf eine Über- oder Unterfunktion hindeuten, das basale TSH bestimmt werden. Sinnvoll sei es auch, eine Sonografie vorzunehmen, um zu sehen, welche pathologischen Veränderungen vorlägen.

Tastuntersuchungen hält Derwahl zwar als basale Untersuchung immer noch für sinnvoll, doch seien sie heute nicht mehr so relevant. Denn es sei sehr schwierig, bei den heute generell kleineren Schilddrüsen "etwas zu tasten".

Knoten könne man erst ab einer Größe von einem Zentimeter tasten, Hashimoto sei überhaupt nicht per Tastuntersuchung festzustellen.

Die Schilddrüsenwoche in Zahlen

Die verstärkte Aufmerksamkeit auf das Thema Schilddrüse sowohl von Ärzten als auch von Patienten während der Schilddrüsenwoche zeigt sich deutlich in den Nachfragequoten am Telefon und den Schilddrüsenportalen. Das haben auch die Auswertungen aus den vergangenen Jahren gezeigt.

Um die 300 Patienten haben bei der Patienten-Hotline in diesem Zeitraum angerufen, davon allein 70 bis 80 in der Experten-Sprechstunde, circa 6000 bis 10.000 Broschüren wurden abgerufen.

Im Vergleich zu normalen Anfragezeiten bei den Schilddrüsen-Portalen steigert sich das Anfragevolumen von 80 bis 100 Anfragen während der Schilddrüsenwoche auf 300.

Auch beim Fachportal Infoline Schilddrüse ist in den Monaten April/Mai eine deutliche Steigerung der Besuche von normalerweise 1000 auf 1500 Besucher zu verzeichnen.

Im kommenden Jahr wird während der Schilddrüsenwoche voraussichtlich der Jodmangel ins Visier genommen, denn aktuelle Daten des Robert Koch-Instituts weisen darauf hin, dass sich die Jodversorgung in der Bevölkerung wieder verschlechtert. (bd)

Kommentare
Carl Scherer 08.05.201207:34 Uhr

Ich finde z.Zt. nichts anderes mehr als Hashimoto

Und zwar die atrophische Form mit geringer Hypothyreose.
Häufig auch die seronegative Form,aber szinti-und sonografisch sicher.
Querbeet durch alle Bevölkerungsschichten und Altersstufen.
Woran liegts ? Tschernobyl-Folgen ? Jodüberversorgung
mittlerweile in Deutschland ?
Gruss
cus

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