Höhere Hormonsynthese

Schwangerschaft verändert Schilddrüsen-Metabolismus

Bei Schwangeren ist der Jodbedarf deutlich erhöht. Eine Supplementierung sollte möglichst schon bei Kinderwunsch beginnen.

Dr. Michael HubertVon Dr. Michael Hubert Veröffentlicht:
Der höhere Jodbedarf in der Schwangerschaft macht eine Jod-Supplementierung nötig. Am besten sollte diese bereits bei Kinderwunsch beginnen und in Schwangerschaft und Stillzeit fortgesetzt werden.

Der höhere Jodbedarf in der Schwangerschaft macht eine Jod-Supplementierung nötig. Am besten sollte diese bereits bei Kinderwunsch beginnen und in Schwangerschaft und Stillzeit fortgesetzt werden.

© Peakstock / stock.adobe.com

Leipzig. In der Schwangerschaft verändern sich die physiologischen Prozesse in der Schilddrüse: Die Hormonsynthese wird deutlich erhöht, damit steigt der Jodbedarf. Eine Supplementierung ist essenziell.

Das humane Choriogonadotropin (hCG) triggert die Hormonsynthese der Schilddrüse, diese werde um rund 50 Prozent erhöht, erinnerte Privatdozent Dr. Stefan Karger. Damit steige auch der Jodbedarf um rund 50 Prozent.

„Damit geht eine Vergrößerung der Schilddrüse um rund zehn Prozent einher, bei Jodmangel von bis zu 40 Prozent“, sagte der niedergelassene Internist und Endokrinologe aus Leipzig. Dies mache eine Jod-Supplementierung nötig, die am besten bereits bei Kinderwunsch beginnen sollte und in der Schwangerschaft und auch in der Stillzeit fortgesetzt wird. Die Tagesdosis liege bei 100–150 μg pro Tag, berichtete Karger beim Schilddrüsen-Update in Leipzig.

TSH-Referenzwerte in der Schwangerschaft

„In der Schwangerschaft wird der Schilddrüsen-Metabolismus komplett verändert“, so Karger bei der vom Unternehmen Sanofi unterstützten Veranstaltung. Damit verschieben sich auch die TSH-Referenzwerte. Sie lägen im

  • 1. Trimenon bei 0,1–2,5 mU/l, im
  • 2. Trimenon bei 0,2–3,0 mU/l, im
  • 3. Trimenon bei 0,3-3,5 mU/l.

Für ein generelles TSH-Screening bei Schwangeren gebe es keine allgemeine Empfehlung. Die Bestimmung des TSH-Wertes solle aber beim Vorliegen von Risikofaktoren erfolgen, so Karger. Zu diesen zählen etwa eine Hypo- oder Hyperthyreose in der Vorgeschichte, ein Typ-1-Diabetes oder andere Autoimmunerkrankungen und auch Schilddrüsenerkrankungen in der Familie. Auch ein Alter über 30 Jahre, schwere Adipositas (BMI über 40) oder wiederholte Aborte nannte Karger als weitere Risikofaktoren.

Wann kommt Substitution infrage?

Lägen dann die TSH-Werte über 2,5 mU/l, sollte auf Antikörper gegen Thyreoperoxidase (TPO) getestet werden. Falle der Test positiv aus, erfolge eine Substitution mit L-Thyroxin. „Ist der Test negativ, wäre ich mit einer Substitution zurückhaltend und würde diese erst bei TSH-Werten über 4,0 mU/l beginnen.“

Kargers Begründung: Im Gegensatz zu einer unbehandelten manifesten Hypothyreose sei eine subklinische Studienergebnissen zufolge nicht mit einer geringeren Fruchtbarkeit und Lebendgeburten-Rate oder einer höheren Abort-Rate assoziiert (J Clin Endocrinol Metab 2016; 101(6):2358–2365).

Eine latente Hypothyreose in der Schwangerschaft führe zudem nicht zu neurokognitiven Defiziten beim Nachwuchs (J Clin Endocrinol Metab 2018; 103(4): 1583– 159).

Belegt sei das durch die beiden Studien CATS-I sowie CATS-II. Darin wurde der IQ von Kindern euthyreoter Schwangeren mit dem IQ von Kindern, deren Mütter eine latente Hypothyreose hatten, miteinander verglichen, und zwar im Alter von drei und von neun Jahren. Unterschiede der kognitiven Fähigkeiten wurden dabei nicht festgestellt, berichtete der Endokrinologe. (hub)

Weitere Infos zur Schilddrüse finden Sie auf www.infoline-schilddruese.de

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

© Spinger Medizin Verlag

Vitamin C als hochdosierte Infusionstherapie

Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Kommen die Kröpfe zurück nach Deutschland?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Verlauf der eGFR in der placebokontrollierten Phase bis Woche 26 und der anschließenden offenen Verlängerungsphase mit Palopegteriparatid

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Chronischer Hypoparathyreoidismus

Wiederherstellung der PTH-Spiegel über den ganzen Tag kann Nierenfunktion verbessern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Ascendis Pharma GmbH, Heidelberg
Prof. Dr. Zitzmann ist Oberarzt in der Andrologie am Uniklinikum Münster und Experte für die Behandlung von Testosteronmangel.

© Porträt: Wilfried Gerharz | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Testosteronmangel erkennen und behandeln!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Besins Healthcare Germany GmbH, Berlin
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Überraschende Personalie

Eine Juristin wird Gesundheitsministerin: Das ist Nina Warken

Lesetipps
Husten und symbolische Amplitude, die die Lautstärke darstellt.

© Michaela Illian

S2k-Leitlinie

Husten – was tun, wenn er bleibt?

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung