Handekzeme
Sechs Kategorien genügen zur Diagnostik
Für die genauere Diagnostik von Handekzem-Patienten ist kein kompliziertes Regelwerk nötig. Im Gegenteil: Nur sechs Untergruppen reichen, um 90 Prozent der Patienten präzise einzuordnen, berichten dänische Dermatologen.
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Bei einem Ekzem an der Hand ändert sich das klinische Bild im Laufe der Erkrankung oft stark.
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KOPENHAGEN. Für Patienten mit Handekzem ist eine korrekte Diagnostik mitunter sehr wichtig - nicht nur um die Prognose abzuschätzen, die richtige Therapie zu wählen und auslösende Faktoren zu vermeiden, sondern auch bei Rechtsstreitigkeiten aufgrund von berufsbedingten Ekzemen.
Allerdings fällt Ärzten eine genaue Diagnose nicht immer leicht, da sich das klinische Bild im Laufe der Erkrankung oft stark ändert und nicht unbedingt mit den auslösenden Faktoren korreliert.
Um die Diagnostik zu vereinfachen, haben Dermatologen um Tove Agner von der Universität in Kopenhagen nun ein neues Klassifikationsschema vorgeschlagen. Dies haben sie in einer Praxisstudie getestet (JEADV 2015; online 15. September).
Teilgenommen haben 427 Patienten mit Handekzem, die an neun dermatologische Zentren in mehreren europäischen Ländern überwiesen wurden.
Einteilung in sechs Kategorien
- Allergische Kontaktdermatitis: Voraussetzung ist ein positiver Patchtest auf ein Allergen oder ein kreuzreagierendes Allergen sowie ein dokumentierter oder angenommener Handkontakt mit dem jeweiligen Allergen.
- Irritative Kontaktdermatitis: Der Kontakt mit größeren Mengen eines Ekzem-auslösenden Reizstoffs muss belegt werden. In Frage kommen vor allem Detergenzien bei häufigem Händewaschen (über 20-mal täglich), auch das Tragen von Handschuhen über mehrere Stunden hinweg ist ein Indiz. Eine allergische Kontaktdermatitis sollte ausgeschlossen werden.
- Atopisches Handekzem: Dieses ist zu vermuten, wenn Patienten in der Vergangenheit bereits atopische Ekzeme hatten und Reizstoffe als Auslöser ausgeschlossen werden können.
- Protein-Kontaktdermatitis / Kontakturtikaria: Hier lassen sich biologische Stoffe wie Latex oder Nahrungsmittel als Auslöser über einen Pricktest nachweisen. Auch eine spezifische IgE-Reaktion auf verdächtiges Material bestätigt die Diagnose. Die Patienten haben oft auch atopische Ekzeme.
- Vesikulär-endogenes Handekzem: Kann ein atopisches Ekzem ausgeschlossen werden und lassen sich keine Trigger finden, orientieren sich die dänischen Dermatologen am klinischen Bild. Bei der vaskulär-endogenen Form stehen bläschenförmige Eruptionen im Vordergrund.
Hyperkeratotisch-endogenes Handekzem:
Wie sich herausstellte, konnten die Ärzte 89 Prozent der Patienten direkt einer der genannten Kategorien zuordnen. Ein Drittel hatte eine irritative und ein Viertel eine allergische Kontaktdermatitis, 12 Prozent hatten ein atopisches Ekzem und 3 Prozent eine Protein-Kontaktdermatitis / Kontakturtikaria.
Bei knapp 10 Prozent griff die Diagnose hyperkeratotisch-endogen, bei 6 Prozent vesikulär-endogen. Nur 4 Prozent ließen sich überhaupt nicht klassifizieren, bei einem Teil davon bestand der Verdacht auf eine Psoriasis.
Rund 50 Prozent Arbeitsunfälle
Bei rund 7 Prozent erschien eine einzige Kategorie nicht angebracht, diese Patienten erhielten zwei oder mehr Hauptdiagnosen. Am häufigsten war hierbei die Kombination irritative plus allergische Kontaktdermatitis.
Bei 36 Prozent aller Patienten kamen die Ärzte mit der Hauptdiagnose aus, bei 38 Prozent stellten sie eine Haupt- und eine Nebendiagnose, bei 26 Prozent zwei oder mehr Nebendiagnosen. Dies spiegele die oft multifaktorielle Ätiologie bei Handekzemen wider, schreiben die Studienautoren.
Etwa die Hälfte der Patienten kam während ihrer Arbeit mit dem Ekzemauslöser in Kontakt. Insgesamt sehen die Dermatologen anhand ihrer Studie ausreichend Hinweise, dass das vorgeschlagene Klassifikationssystem auch für den Praxiseinsatz taugt.