Studie zeigt
Sehr viele Eltern unterschätzen Zuckergehalt von beliebten Lebensmitteln
Wie viel Zucker steckt in Joghurt, Orangensaft oder einem Müslilriegel? Eltern liegen mit ihrer Einschätzung oft falsch - und das kann auf Kosten ihrer Kinder gehen, wie eine Studie zeigt.
Veröffentlicht:BERLIN. Der Zuckerkonsum sollte für Kinder wie auch Erwachsene laut WHO nicht mehr als 10 Prozent der täglichen Energiezufuhr ausmachen, teilt das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung (MPIB) mit.
Dies entspreche bei einem durchschnittlichen Erwachsenen etwa 16 Zuckerwürfeln à 3 Gramm Zucker; bei sieben- bis zehnjährigen Kindern etwa 15. In Deutschland sei die verzehrte Menge fast doppelt so hoch. Üblicherweise treffen Eltern die Ernährungsentscheidungen für ihre Kinder. Doch wissen sie auch, welche Lebensmittel und Getränke wie viel Zucker enthalten?
Mattea Dallacker und Ralph Hertwig vom MPIB sowie Jutta Mata von der Universität Mannheim haben das nun bei 305 Eltern-Kind-Paaren untersucht (International Journal of Obesity 2018; online 30. Januar).
Die Ergebnisse setzten sie in Zusammenhang mit dem BMI der Kinder. Die Kinder waren zwischen 6 und 12 Jahre alt.
Drei von vier Eltern unterschätzen Zuckergehalt
Die Eltern absolvierten Zuckerschätzaufgaben am Computer, bei denen ihnen Bilder von sechs gängigen Nahrungsmitteln und Getränken gezeigt wurden: Orangensaft, Cola, Pizza, Joghurt, Müsliriegel und Ketchup. Aufgabe war es, den Zuckergehalt jedes Lebensmittels in Zuckerwürfeln zu schätzen.
Es zeigte sich, dass 74 Prozent der Eltern den Zuckergehalt der meisten Nahrungsmittel und Getränke teils erheblich unterschätzten. Bei Joghurt zum Beispiel unterschätzten sogar 92 Prozent den Zuckergehalt – und das im Schnitt um sieben Würfel. Das entspricht 60 Prozent der Gesamtzuckermenge des Fruchtjoghurts.
"Eltern vermuten häufig deutlich weniger Zucker in Lebensmitteln als tatsächlich enthalten ist. Dies ist ein potenzieller Risikofaktor für Übergewicht bei Kindern.
So hatten die Eltern, die den Zuckergehalt unterschätzten auch häufiger übergewichtige Kinder", sagt Erstautorin Mattea Dallacker, Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsbereich "Adaptive Rationalität" des MPIB.
Eltern sind Ernährungsentscheider
Besonders vertan haben sich die Eltern bei den Nahrungsmitteln und Getränken, die allgemein für gesund gehalten werden, wie Joghurt oder Orangensaft (84 Prozent). Lediglich bei Müsliriegeln und Ketchup überschätzten mehr Eltern den tatsächlichen Zuckergehalt.
Es ist wichtig, dass Eltern als Ernährungsentscheider über den Zuckergehalt von Lebensmitteln und Getränken Bescheid wissen. Nur so können sie den kindlichen Zuckerkonsum regulieren und eine gesunde Ernährung bieten, heißt es in der Mitteilung.
"Transparente und auf den ersten Blick verständliche Kennzeichnungen, könnten Eltern dabei helfen, den jeweiligen Zuckergehalt ohne große Mühen zutreffend einzuschätzen. Dies könnte beispielsweise durch ein Ampelsystem – was sicher noch nicht perfekt ist – oder das aus Skandinavien bekannte Keyhole-Siegel, welches Produkte mit weniger Fett, Zucker und Salz kennzeichnet, geschehen", sagt Ralph Hertwig, Direktor des Forschungsbereichs "Adaptive Rationalität" am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.(eb)