Mediterrane Ernährung

Selbst Fett tut der Gesundheit gut

Wer sich mediterran ernährt, kann sein Risiko für Herzinfarkt, Diabetes und Krebs senken - und das offenbar, ohne auf Fett verzichten zu müssen. Doch es bleiben Fragen.

Von Veronika Schlimpert Veröffentlicht:
Eine mediterrane Ernährung soll sich positiv auf die Gesundheit auswirken.

Eine mediterrane Ernährung soll sich positiv auf die Gesundheit auswirken.

© Leonid Nyshko / fotolia.com

MINNEAPOLIS. Eine mediterrane Ernährungsweise soll sich auf unsere Gesundheit in mehrerer Hinsicht positiv auswirken. Belege dafür haben in den letzten Jahrzehnten viele Beobachtungsstudien und wenige randomisierte Studien zu erbringen versucht.

Wissenschaftler um Hanna Bloomfield vom Minneapolis VA Medical Center haben die aktuelle Evidenz nun in Form einer Metaanalyse und eines Reviews zusammengetragen (Ann Intern Med 2016; online 19. Juli). Sie konzentrierten sich dabei auf Studien, die den Effekt einer mediterranen Diät ohne generelle Fettrestriktion in der Primär- und Sekundärprävention untersucht haben.

So bezogen sie die Ergebnisse der PREDIMED-Studie ein, eine randomisierte Studie aus Spanien mit 7447 Teilnehmern. Hier betrug der Fettanteil der mediterranen Kost, die entweder mit Nüssen oder mit nativem Olivenöl ergänzt worden war, immerhin bis zu 40 Prozent des Tagesenergiebedarfs.

Risiko für Herzinfarkt reduziert

Mit dieser Kost verringerte sich das Risiko der Teilnehmer für schwere kardiovaskuläre Ereignisse (Herzinfarkt, Schlaganfall, kardiovaskulärer Tod) um relative 29 Prozent im Vergleich zur Kontrollgruppe, die angehalten wurde, sich fettarm zu ernähren. Auch das Risiko für einen Typ-2-Diabetes fiel um 30 Prozent geringer aus; auf die Gesamtmortalität hatte diese Ernährungsweise allerdings keinen Einfluss.

Ebenfalls ohne Effekt auf die Sterblichkeit blieb eine mediterrane Kost bei 429 Altenheimbewohnern in einer kleineren Studie aus Hongkong.

Was die kardiovaskuläre Sekundärprävention betrifft, ergab sich ein uneinheitliches Bild: In einer Studie bei 202 Infarktpatienten, in der eine mediterrane Ernährung mit dem einer Low Fat-Diät verglichen wurde, war kein Unterschied hinsichtlich des Risikos für weitere kardiovaskuläre Ereignisse zu erkennen.

Vage Evidenz bei Demenz

In der Lyon-Diet-Heart-Studie (605 Teilnehmer) hingegen verringerte sich das Risiko für weitere Myokardinfarkte und kardiovaskulären Tod relativ um bis zu 70 Prozent bei den Patienten, die sich mediterran ernährt hatten.

In der PREDIMED-Studie ließ sich durch mediterrane Kost auch das Brustkrebsrisiko relativ um 57 Prozent senken. Für andere Tumorarten gibt es ebenfalls Hinweise aus einer gepoolten Analyse, dass eine hohe Adhärenz gegenüber einer mediterranen Ernährungsweise im Vergleich zu einer geringen Adhärenz das Risiko, an Krebs zu erkranken und daran zu sterben, senken kann; jedoch handelt sich dabei um Kohortenstudien und die beobachteten Effekte waren eher gering.

Ebenfalls vage ist die bisherige Evidenz zum Potenzial einer mediterranen Diät, kognitiven Störungen und Demenz vorzubeugen. Während mit der Mittelmeerkost in einer randomisierten Studie die Häufigkeit milder kognitiver Störungen um etwa 50 Prozent gesenkt werden konnte, fand eine weitere Studie keine entsprechende Assoziation.

Somit existiere eine eingeschränkte Evidenz aus randomisierten Studien, dass eine mediterrane Diät ohne Fettrestriktion mit einer geringeren Inzidenz für kardiovaskuläre Ereignisse, für Typ-2-Diabetes, Brustkrebs und für andere Tumorarten assoziiert sei, schlussfolgern die Studienautoren. Einen Einfluss auf die Gesamtmortalität scheine es allerdings nicht zu geben.

Es bleiben Fragezeichen

Letztlich bleiben aber - wie bei den meisten Ernährungsstudien - einige Fragezeichen. Viele gewonnenen Erkenntnisse stammen aus der PREDIMED-Studie, in der der Effekt der Mittelmeerkost bei Hochrisikopatienten untersucht worden war. Ob sich deren Ergebnisse auch auf andere Bevölkerungsgruppen reproduzieren lassen, bleibt abzuwarten.

Und noch immer gibt es keinen eindeutigen und allgemein akzeptierten Konsens zur Definition der mediterranen Diät, wodurch solche Vergleiche schwierig zu interpretieren sind. So weisen auch die Studienautoren darauf hin, dass in künftigen Studien untersucht werden müsste, ob die beobachteten Effekte einzelnen Komponenten der mediterranen Kost oder der Gesamtkomposition zuzuschreiben sind.

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Kommentare
Cordula Molz 23.08.201614:09 Uhr

d´accord

das fasst es kürzestmöglich zusammen! Chapeau!Dazu noch:
Wassertrinken ist nicht schlecht - und der Mensch braucht tatsächlich keine 3 Mahlzeiten pro Tag. Wäre das wirklich nötig, wären wir schon längst ausgestorben.

Rudolf Hege 23.08.201613:28 Uhr

Gut gebrüllt!

Lieber Herr Dr. Schätzler,

Sie haben ja so Recht...

Aber das ist alles viel zu einfach und man kann da keine neue Ernährungsreligion daraus machen.

Thomas Georg Schätzler 23.08.201610:40 Uhr

"Wohl"-dosierter Wutausbruch!

HÖRT ENDLICH AUF, ZU FRESSEN UND ZU SAUFEN WIE DIE VOLLIDIOTEN!
LASST DIESES SINNLOSE, VIERTELSTÜNDLICHE WASSERTRINKEN SEIN!
UND BEWEGT ENDLICH EUREN ARSCH AUS DEM SOFA!

Die Familien-Pizza ist k e i n e mediterrane Kost für eine Person.
Ein Brötchen zum Frühstück muss reichen.
Wurst ist k e i n Gemüse.
Frischer Fisch stinkt nicht.
Gemüse kann man im eigenen Saft und in Öl dünsten.
Einen frischen mediterranen Salat muss man sich erarbeiten.
Joghurt mit frischen Früchten is(s)t mediterraner als "Müllers"-Milchreis.
Gutes Oliven-, Walnuss- oder Leinsamen-Öl ist nicht teurer als Tabak.
Grillen bedeutet nicht, Unmengen minderwertiges Fleisch zu verbrennen.
Leitungs- und Mineralwasser sind keine isotonischen Sportgetränke.
Ständiges Wassertrinken dressiert zu permanenter Nahrungsaufnahme.
Essen gehört nicht in eine undefinierbare Soßen-Pampe.
Wenn schon frischen Spinat oder TK-Ware, n i c h t den mit dem "Blubb".

Der Mensch ist dazu konzipiert, über 4-5 Stunden durchgängig konzentriert und zielgerichtet zu arbeiten. Erst dann braucht er eine Pause mit Essen und Trinken: K e i n e "Milchschnitte", kein "Knoppers", kein "Bounty", kein "Twix" und sonst nix. Sondern etwas Herzhaftes, Mineralstoff-reiches, Gesundes und Frisches in flüssiger bzw. fester Form.

Egal ob Müllwerker, Zahnarzt, Handwerker, Hausfrau/Hausmann und Kindererzieher, Techniker, Privatier, Musiker, Künstler, Lebemann, Pädagoge, Sozialarbeiter, Psychologe, Hämatologe, Hausarzt, Minijobber, ALG-II-Bezieher, Spitzenbeamter oder Kanzleramts-Minister.

Für alle gilt: Mensch denkt, arbeitet, isst, trinkt, läuft und reflektiert. Vogel fliegt, Fisch schwimmt, Tier jagt oder wird gejagt und Baby krabbelt.

So einfach ist das! Mf + kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund (z. Zt. Bergen aan Zee/NL)

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