Weltkrebstag
Startschuss für patientenzentrierte Krebsforschung in Deutschland?
Eine Allianz für Patientenbeteiligung in der Krebsforschung soll unter dem Dach der Nationalen Dekade gegen Krebs Betroffene und Forschung zusammenbringen, hofft Forschungsministerin Stark-Watzinger.
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Krebsforschung im Elfenbeinturm? Künftig sollen Patienten zentral eingebunden werden, lautet der neue Kurs unter dem Dach der Nationalen Dekade gegen Krebs.
© Sebastian Kahnert / dpa-Zentralbild / dpa / picture alliance
Heidelberg/Berlin. Etwas mehr als ein Jahr nach Ende der deutschen EU-Ratspräsidentschaft kommt Bewegung in eine onkologische Großbaustelle – die patientenzentrierte Krebsforschung. Wie Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) am Freitag, dem Weltkrebstag, bei einem Besuch des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg anlässlich des dreijährigen Bestehens der Nationalen Dekade gegen Krebs kundtat, solle eine neue Allianz für Patientenbeteiligung in der Krebsforschung in Deutschland ihre Arbeit aufnehmen.
„Wir schlagen heute ein neues Kapitel in der Krebsforschung auf. Die Nationale Dekade gegen Krebs hat sich das Ziel gesetzt, möglichst viele Krebsneuerkrankungen zu verhindern und Betroffenen ein besseres Leben zu ermöglichen. Dies können wir nur erreichen, wenn wir Patientinnen und Patienten viel stärker als bisher in die Krebsforschung einbinden und ihnen die Möglichkeit geben, sich aktiv in die Forschung einzubringen. Um hier möglichst viele Akteure für das Thema zu sensibilisieren, setzen wir in der Nationalen Dekade gegen Krebs im Jahr 2022 bewusst einen Schwerpunkt auf Patientenpartizipation“, so Stark-Watzinger in Heidelberg.
Bereits 41 Einrichtungen mit im Boot
Mit der Allianz für Patientenbeteiligung in der Krebsforschung in Deutschland solle ein neuer Weg eingeschlagen werden. Das DKFZ zeigt mit seiner neuen Plattform fragdiepatienten.de, in welche Richtung es mit der Patientenbeteiligung an onkologischer Forschung in der EU gehen könnte. „Es ist ein schöner Erfolg, dass bereits 41 Einrichtungen dazu beitragen wollen. Ich rufe alle weiteren Akteure der Krebsforschung auf, sich der Allianz anzuschließen“, lautet Stark-Watzingers Appell an den onkologischen Forschungskosmos.
Das von der Wissenschaft wie auch forschenden Pharmaindustrie in jüngster Zeit vehement geforderte und im Ampel-Koalitionsvertrag verankerte Gesundheitsdatenforschungsgesetz sprach die liberale Ministerin ebenfalls an. „Auch die Nutzung von Forschungsdaten und Möglichkeiten für ein gutes Leben mit und nach einer Krebserkrankung stehen für 2022 auf unserer Agenda“, so Stark-Watzinger.
Zusätzliche Standorte für Nationales Centrum für Tumorerkrankungen
Gleichzeitig solle das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) von bisher zwei auf sechs Standorte ausgebaut werden. So solle noch mehr Krebspatientinnen und -patienten maßgeschneiderte Diagnosen und Therapien auf dem neuesten Stand der Wissenschaft angeboten werden. „Die Akteure der Nationalen Dekade gegen Krebs wollen gemeinsam erreichen, dass weniger Menschen an Krebs erkranken, dass Krebs geheilt oder so wirksam behandelt werden kann, dass Betroffene bei guter Lebendqualität mit der Krankheit leben und alt werden können. Diesem Auftrag können wir nur mit einer engen Einbindung der Perspektive von Betroffenen gerecht werden“, ergänzte DKFZ-Vorstandsvorsitzender Professor Michael Baumann, der auch Ko-Vorsitzender des Strategiekreises der Nationalen Dekade gegen Krebs ist.
Anstoß durch deutsche EU-Ratspräsidentschaft
Im Rahmen der Triopräsidentschaft mit Slowenien und Portugal hatte Stark-Watzingers Amtsvorgängerin Anja Karliczek (CDU) mit der Berliner Deklaration „Europe: Unite against Cancer“ die Hebel in Bewegung gesetzt, um das Signal in der EU und die Weichen in Richtung einer patientenzentrierten Krebsforschung zu stellen, die in Europa langfristig zum Standard werden und sich noch enger an den Bedürfnissen der betroffenen Patienten ausrichten solle.
Als Vehikel dienten die inzwischen konsentierten „Prinzipien für eine erfolgreiche Patientenbeteiligung in der Krebsforschung“ (Principles of Successful Patient Involvement in Cancer Research), die Karliczek im September in Berlin vorgestellt hat.