Herz-Op
Statine schützen nicht vor Komplikationen
Eine Kurzzeittherapie mit hochdosiertem Statin ist definitiv keine Option, die im Falle einer Herz-Operation vor postoperativen Komplikationen schützt. Das zeigen die Ergebnisse einer großen Studie, die jetzt auf dem ESC-Kongress vorgestellt worden sind.
Veröffentlicht:BARCELONA. Nach herzchirurgischen Eingriffen wie einer koronaren Bypass-Operation sind Komplikationen wie Vorhofflimmern keine Seltenheit. Postoperatives Vorhofflimmern erhöht nicht nur die Behandlungskosten, sondern verdoppelt auch das Risiko für Schlaganfall und Tod.
Da entzündliche Prozesse an der Pathogenese dieser Komplikationen beteiligt sind, wurden unter anderem Statine - sie besitzen auch antientzündliche Wirkeigenschaften - als Option für die Prävention solcher Ereignisse in Betracht gezogen.
Kleinere Studien mit zum Teil spektakulären Ergebnissen schienen für die Tauglichkeit einer Statin-Therapie zur postoperativen Prävention zu sprechen. Andere Studien wiederum konnten dies nicht bestätigen.
Autoren einer Metaanalyse von 14 Studien mit rund 1300 Patienten kamen unter dem Strich zu einer positiven Bilanz. Danach reduzierte eine perioperative Prophylaxe mit Statinen die Rate postoperativer Komplikationen um 50 Prozent. In den Leitlinien wurden Statine daraufhin als in Betracht zu ziehende Option zur Verhinderung von Vorhofflimmern empfohlen (Klasse-IIa-Empfehlung).
Allerdings war nicht zu übersehen, dass viele dieser Studien in methodischer Hinsicht Schwachpunkte aufwiesen. Klar war, dass nur eine große prospektive randomisierte Studie die unbefriedigende Datenlage verbessert konnte.
Eine solche Studie mit dem Akronym STICS (Statin Therapy in Cardiac Surgery) ist von einer internationalen Forschergruppe um Professor Barbara Casadei aus Oxford vor einiger Zeit auf den Weg gebracht worden.
Ihre jetzt von Casadei beim Kongress der European Society of Cardiology (ESC) in Barcelona präsentierten Ergebnisse sprechen klar gegen den Nutzen einer intensiven perioperativen Statintherapie.
Neue Studie mit 1922 Patienten
In die Placebo-kontrollierte Studie sind 1922 Patienten mit einer geplanten Herzoperation aufgenommen worden. STICS hat damit weitaus mehr Teilnehmer als alle bisherigen Studien zusammengenommen.
Bei den auf zwei Studienarme randomisierten Patienten ist acht Tage vor der Operation eine Therapie mit Rosuvastatin (20 mg/Tag) oder Placebo eingeleitet und bis zum fünften postoperativen Tag fortgeführt worden.
Die erhoffte Wirkung stellte sich nicht ein: Mit 21 Prozent (Rosuvastatin) und 20 Prozent (Placebo) war die Rate für postoperativ aufgetretenes Vorhofflimmern (primärer Endpunkt) in beiden Gruppen nahezu gleich.
Auch boten die gemessenen Spiegel des kardialen Biomarkers Troponin I keine Anhaltspunkte dafür, dass Rosuvastatin vor einer Schädigung des Myokards bei der Operation schützt.
Für Casadei ist angesichts dieser Ergebnisse das Kapitel der Statintherapie als Strategie zur Verhinderung postoperativer Komplikationen ein für alle Mal beendet. Die wohlwollende Berücksichtigung dieser Therapie in den Leitlinien müsse nun revidiert werden.
Dass Statine auch bei KHK-Patienten mit koronarer Bypass-Operation aus anderen Gründen - nämlich zur Langzeitprävention kardiovaskulärer Ereignisse - grundsätzlich indiziert sind, ist davon nicht tangiert.