Leukämie und Hirntumoren

Substanz blockiert krebsspezifische Mutation

Der Austausch eines einzigen Aminosäure-Bausteins in einem Stoffwechselenzym kann diverse Krebsarten verursachen. Forschern gelang es nun in präklinischen Studien, das Enzym zu blockieren.

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HEIDELBERG. Viele bösartige Tumoren entstehen durch Erbgutveränderungen in einzelnen Zellen. Solche Genmutationen führen oft zu veränderten Proteinen, die der Zelle neue, wachstumsfördernde Eigenschaften verleihen. Ein Beispiel dafür ist eine krebstypisch veränderte Form des Enzyms IDH1, die in bestimmten bösartigen Hirntumoren entdeckt worden war.

Wissenschaftlern des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg (DKFZ) und der Uniklinik Heidelberg gelang es nun in Kooperation mit dem Unternehmen Bayer, einen Wirkstoffkandidaten zu entwickeln und dessen Wirksamkeit gegen akute myeloische Leukämie und Hirntumoren in präklinischen Studien bei Mäusen zu zeigen. In einer Pressemitteilung sprechen die Forscher von "vielversprechenden präklinischen Ergebnissen".

Den Wissenschaftlern war zunächst aufgefallen, dass die Mutationen der IDH1 (Isocitrat-Dehydrogenase 1) fast immer die Aminosäureposition 132 der Eiweißkette des Enzyms betreffen. Dieser Austausch führt dazu, dass die Zellen ein krebsförderndes Stoffwechselprodukt anhäufen. Nicht-mutierte IDH1-Enyzme in gesunden Zellen dagegen produzieren dieses Produkt nicht.

Stefan Pusch vom Deutschen Krebsforschungszentrum erklärte: "Das brachte uns auf die Idee, einen Wirkstoff zu entwickeln, der spezifisch die an Position 132 mutierte IDH1 hemmt". Ziel sei ein Medikament, das Krebszellen treffe, gesunde Zellen dagegen nicht beeinflusse. Eine solche hochselektive Substanz haben die Forscher nun offenbar gefunden.

Der Wirkstoff, der den Mäusen über das Futter verabreicht wurde, senkte in den Krebszellen deutlich die Konzentration des krebsfördernden Stoffwechselprodukts. Die behandelten Mäuse lebten länger als unbehandelte Tiere, wie das DKFZ mitteilt.

Der neue Wirkstoffkandidat werde derzeit in weiteren präklinischen Tests auf seine Sicherheit und Wirksamkeit geprüft. Außerdem werde eine erste klinische Studie an Patienten mit Gliomen und anderen soliden Tumoren durchgeführt. (sts)

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