Telestroke
Thrombolyse so sicher wie bei Diagnostik vor Ort
Patienten mit ischämischem Schlaganfall profitieren von einer intravenösen Thrombolyse auf Basis von Telestroke so gut wie Patienten in einem Schlaganfallzentrum mit der Diagnostik vor Ort.
Veröffentlicht:DRESDEN. Die virtuelle Betreuung gewinnt auch in der Neurologie an Bedeutung, um die Versorgung bei akutem Schlaganfall in Regionen ohne entsprechende Kliniken zu verbessern. Neurologen um Dr. Jessica Kepplinger von der Universitätsklinik in Dresden haben zur Überprüfung der Sicherheit und Effektivität der Telestroke-Diagnostik bei akutem ischämischem Schlaganfall für ihre Metaanalyse insgesamt sieben aus mehr als 500 wissenschaftlichen Publikationen ausgewertet (Neurology 2016; online 26. August).
Zwei Studien waren randomisiert kontrolliert, fünf waren nicht randomisierte Beobachtungsstudien, alle waren prospektiv. Bei den randomisierten Studien erfolgte in der Kontrollgruppe nur eine telefonische Beratung mit dem jeweiligen Schlaganfallzentrum, in den übrigen Studien wurden die Patienten in spezialisierten Schlaganfallzentren behandelt.
Mehr als 1800 Patienten untersucht
Insgesamt wurden 1863 Schlaganfallpatienten mit tPA (tissue plasminogen activator) behandelt. Studien mit Patienten, bei denen die intravenöse Thrombolyse später als drei Stunden nach dem Ereignis vorgenommen worden war, wurden von der Metaanalyse ausgeschlossen, ebenso Studien mit nicht prospektivem Design.
Studienendpunkte waren symptomatische intrazerebrale Blutungen, Mortalität und funktionelle Unabhängigkeit, beurteilt mithilfe der modifizierten Rankin-Skala.
Wie die Ärzte berichten, gab es beim Parameter Blutungsrate keinen signifikanten Unterschied zwischen den Patienten, die mit Unterstützung der Telestroke-Technik versorgt worden sind, und jenen, die tPA in einer Stroke-Unit erhalten hatten (Risk Ratio [RR]: 1,01, 95%-Konfidenzintervall zwischen 0,37 und 2,80; p = 0,978).
Auch in puncto Mortalität (RR: 1,04; 95%-Konfidenzintervall zwischen 0,74 und 1,48; p =0,806) und funktionelle Unabhängigkeit (RR: 1,11; 95%-Konfidenzintervall zwischen 0,78 und 1,57; p = 0,565) drei Monate nach der Behandlung gab es keinen Unterschied zwischen den beiden Gruppen.
Fokus auf Drei-Stunden-Fenster
Die Neurologen betonen, dass der Fokus der berücksichtigten Studien auf dem Drei-Stunden-Zeitfenster lag und damit keine Aussagen darüber gemacht werden können, wie sicher und effektiv die Thrombolyse innerhalb eines Telestroke-Netzwerkes im Zeitfenster drei bis viereinhalb Stunden nach dem Schlaganfall ist.
Alle sieben Studien liefen vor oder während der Veröffentlichung der ECASS-III-Studie (European Cooperative Acute Stroke Study III), in der die Sicherheit und der Nutzen der intravenösen Thrombolyse mit tPA innerhalb von drei bis viereinhalb Stunden nach Symptombeginn belegt worden ist (NEJM 2008; 359: 1317–1329).