Depression

Tiefe Hirnstimulation liefert neues Wissen

Forscher haben bei Patienten mit therapierefraktärer Depression die Aktivitätsmuster von Neuronen im limbischen Systems untersucht. Ihre Beobachtung: die Alpha-Aktivität könnte eine pathophysiologische Signatur bei Depression sein.

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BERLIN. Mit der tiefen Hirnstimulation haben Wissenschaftler der Charité - Universitätsmedizin Berlin charakteristische Aktivitätsmuster in einer bestimmten Gehirnregion bei chronisch depressiven Patienten dokumentieren können.

Gemeinsam mit Forschern der Universitätsklinik Leuven und der Universität Oxford fanden sie heraus, dass sich auch der Schweregrad einer Depression an der Stärke der rhythmischen Aktivität ablesen lässt (Molecular Psychiatry 2014, online 11. Februar).

Die Blockierung dieser neuronalen Schwingungen durch die tiefe Hirnstimulation könnte künftig eine Therapieoption bei Patienten mit schwerer Depression sein, teilt die Charité mit.

Bei der tiefen Hirnstimulation (THS) sendet ein zuvor operativ eingesetzter Hirnstimulator elektrische Impulse an das Gehirn.

Die Implantation der Stimulationselektroden biete für ein kurzes Zeitfenster von wenigen Tagen nach der Op die Möglichkeit, die elektrische Aktivität von Nervenzellen beim Menschen zu untersuchen, erläutert die Charité in ihrer Mitteilung.

Emotionsverarbeitung im limbischen System

Forscher der Charité hätten nun die Aktivitätsmuster von Nervenzellen in bestimmten Bereichen des limbischen Systems bei Patienten mit therapierefraktärer Depression (TD) untersucht. Dem limbischen System werden die Gehirnstrukturen zugeordnet, die an Prozessen der Emotionsverarbeitung beteiligt sind.

Ziel der Studie sei es gewesen, die Nervenzellaktivität von Patienten mit TD mit den Aktivitätsmustern von Patienten mit einer schweren Zwangsstörung in zwei bestimmten Gehirnarealen des limbischen Systems, dem Bed nucleus striae terminalis und dem vorderen Cingulum, zu vergleichen.

Ergebnis: Patienten mit TD hatten im direkten Vergleich zu den Patienten mit der Zwangsstörung eine deutlich gesteigerte Aktivität im Bereich der Alpha-Wellen.

Die Hirnstromwellen im Alpha-Bereich schwingen mit einer Frequenz von 8 bis 14 Hertz. Des Weiteren ergab sich eine Korrelation zwischen der Stärke der Alpha-Wellen und der Symptomschwere der Depression.

"Unsere Daten beschreiben erstmals krankheitsspezifische Hirnrhythmen in emotionsverarbeitenden Hirnarealen bei Patienten mit einer Depression", wird Professor Andrea Kühn zitiert.

Kühn leitet die Arbeitsgruppe "Bewegungsstörungen" und die DFG-gefördertenKlinische Forschergruppe "Tiefe Hirnstimulation" an der Klinik für Neurologie der Charité .

"Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die Alpha-Aktivität eine pathophysiologische Signatur bei Depression sein könnte und zukünftig als Biomarker für moderne Stimulationsverfahren dienen könnte", so Kühn. (eb)

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