Tipps zur Natalizumab-Therapie bei MS

MÜNCHEN (wst). Für bestimmte Patienten mit schubförmiger Multipler Sklerose (MS) kommt eine Therapie mit dem monoklonalen Antikörper Natalizumab infrage. Auf einer Veranstaltung in München gaben Neurologen Tipps, die Sicherheit der Anwendung zu verbessern.

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Natalizumab (Tysabri®) ist etwa für Patienten geeignet, die durch einen initial besonders rasch voranschreitenden Verlauf (mindestens zwei Schübe pro Jahr) oder durch eine hohe Krankheitsaktivität trotz Interferon-Therapie auffallen. Eine Reihe von Vorsichtsmaßnahmen verbessert im Anwendungsalltag die ohnehin vergleichsweise günstige Risiken-Nutzen-Relation, hat Dr. Tjalf Ziemssen vom MS-Zentrum des Universitätsklinikums Dresden berichtet.

Voraussetzung für die Therapie mit dem Antikörper ist ein MRT-Befund, der nicht älter als drei Monate ist. Dieses Referenz-MRT ist auch wichtig, um im Therapieverlauf Verdachtsmomente auf eine zwar sehr seltene, aber ernste iatrogene progressive multifokale Leukoenzephalopathie abzuklären. Wichtig ist auch, mögliche Kontraindikationen wie Tumoren und reduzierten Immunstatus zu klären.

Notwendige Abstände zu einer immunrelevanten Vortherapie werden diskutiert. Klare Studiendaten fehlen noch, so Ziemssen. Als vorläufige Richtschnur gilt, dass vor Beginn einer Therapie mit Natalizumab für Vortherapien folgende Washout-Phasen einzuhalten sind: Basistherapeutika wie Interferon oder Glatirameracetat maximal sechs Wochen, Azathioprin mindestens drei und Mitoxantron mindestens sechs Monate. Entscheidender als starre zeitliche Abstände sei jedoch ein ausreichend erholter Immunstatus, so Ziemssen auf einer Veranstaltung von Biogen Idec.

Um sicher zu gehen, dass Patienten die notwendige Aufklärung zur Natalizumab-Therapie verstanden haben, müssen sie an Ziemssens Zentrum ein "Natalizumab-Quiz" befriedigend absolvieren. Hilfe durch Natalizumab-erfahrene Patienten wird gefördert und ist besonders während der ersten Infusion die Regel. Da Überempfindlichkeitsreaktionen sowie wirksamkeitsabschwächende Antikörperbildungen gegen Natalizumab meist am Anfang auftreten, sollten zumindest die ersten drei Infusionen an erfahrenen Zentren erfolgen. Danach kann an geschulte niedergelassene Neurologen delegiert werden, so Ziemssen. Wichtig sei, zwischen häufigen, aber harmlosen unspezifischen Infusionsreaktionen und den bei vier Prozent der Patienten auftretenden echten Hypersensitivitätsreaktionen zu unterscheiden. Kommt es während der Therapie zu einem klinischen MS-Schub, ist eine befristete Hochdosis-Kortisontherapie ohne Verschiebung weiterer Natalizumab-Infusionen angezeigt, so Ziemssen. Eine Verstärkung der unerwünschten Wirkungen sei dabei in seinem Zentrum noch nicht beobachtet worden.

Abstände zu Vortherapie sind

in Diskussion.

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