Infektionen

Trojanische Pferde für Staphylococcus

Eine Mutation sorgt dafür, dass S. aureus von seiner Pathogenität einbüßt, dafür aber mobiler wird.

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WÜRZBURG. Staphylococcus aureus ist in der Regel ja ein gefürchteter Krankheitserreger. Bisweilen finden sich allerdings im Blut von Patienten abgeschwächte Varianten. Forscher haben jetzt eine dafür verantwortliche Mutation identifiziert (PNAS 2016; online 16. Mai).

Die wichtigsten Unterschiede: Die Fähigkeit dieser S. aureus-Variante im Blut, menschliche Immunzellen zu zerstören, ist deutlich schwächer - verglichen mit ihren Verwandten aus der Nasenschleimhaut, heißt es in einer Mitteilung der Uni Würzburg. Gleichzeitig gehe diese Veränderung mit dem Befund einher, dass solche Bakterien vermehrt in den Blutkreislauf einschwemmen, deutlich länger überleben und damit eine Bakteriämie verursachen.

Bei der Suche nach den Verantwortlichen für diesen Verlust an gefährlichen Eigenschaften wurden die Forscher bei einem bestimmten Gen fündig: rsp. Dieses Gen kodiert einen Transkriptionsfaktor. "Ist das Gen mutiert, verändern sich die Eigenschaften der Bakterienpopulation der Nase: Ihre Toxizität nimmt drastisch ab.

Das hat zur Folge, dass Bakterien, in denen rsp mutiert ist, zwar effizient von Fresszellen des menschlichen Immunsystems aufgenommen werden, diese jedoch erst mit einer gewissen Verzögerung zerstören", wird Autor Professor Thomas Rudel zitiert. Da diese Immunzellen mobil sind, können sie als "Trojanische Pferde" die Bakterien im Menschen verbreiten.

Bei Staphylococcus-Stämmen der Haut fanden sich keine solchen Veränderungen. Die neuen Eigenschaften sind offenbar nur bei einer Infektion der Blutbahn von Vorteil, nicht aber beim Befall der Haut oder anderer weicher Gewebe. "Unsere Befunde sprechen dafür, dass spontane Mutationen dafür verantwortlich sind, wenn das Regulationssystem, basierend auf dem rsp-Transkriptionsfaktor, seine Funktion verliert", so Rudel.

In der Folge sinke die Sterblichkeit zu Beginn einer Infektion, und die veränderten Bakterien können tief in Gewebe eindringen und dort schwere Krankheiten verursachen. (eb)

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