Opioidepidemie

Trump verhängt Gesundheitsnotstand

Zeit, Amerikas Gemeinden von der Geißel der Sucht zu befreien: US-Präsident Trump will die rapide steigende Zahl der Drogentoten bekämpfen – die Maßnahmen sind umstritten. Der Präsident wurde in seiner Rede zu Suchtkrankheiten dann sehr persönlich.

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Donald Trump unterschreibt den Notstand: In den USA gibt es knapp 40 Mal so viele Drogentote wie in Deutschland.

Donald Trump unterschreibt den Notstand: In den USA gibt es knapp 40 Mal so viele Drogentote wie in Deutschland.

© Cheriss May / NurPhoto / dpa

WASHINGTON. US-Präsident Donald Trump hat angesichts eines massenhaften Missbrauchs von Heroin und anderen Opioiden in den Vereinigten Staaten einen nationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen.

Es handele sich um die schlimmste Drogenkrise in der amerikanischen Geschichte, sagte Trump am Donnerstag im Weißen Haus. Es sei an der Zeit, Amerikas Gemeinden von der Geißel der Sucht zu befreien. "Wir können die Generation sein, die die Opioidepidemie beendet."

Die Notstandserklärung gilt nach Angaben aus dem Weißen Haus für 90 Tage. Danach kann sie verlängert werden. Gemeinsam mit dem Kongress wolle die Regierung am Jahresende auch ein Finanzpaket schnüren, um das Problem anzugehen, fügten hohe Offizielle hinzu.

Ausbau der Telemedizin, aber nicht mehr Geld für Staaten

Zu den Maßnahmen gehören laut BBC ein vereinfachter Zugang von Patienten zu telemedizinischen Antisucht-Angeboten und finanzielle Hilfen für Arbeitslose, die in eine Sucht abgedriftet sind. Das Gesundheitsministerium soll zudem mehr Personal erhalten, insbesondere in ländlichen Gegenden.

Zusätzliches Geld wird mit der Maßnahme allerdings nicht zur Verfügung gestellt. Stattdessen sollen Mittel aus bestehenden Töpfen umgeschichtet werden und besonders schlimm betroffene Bundesstaaten mehr Spielraum bekommen.

Manche Experten erklärten, die Schritte gingen nicht weit genug. So sagte der demokratische Senator Bernie Sanders laut BBC, die Anerkennung der Krise als nationale Katastrophe sei richtig, die gesamte Erklärung dagegen "nichts weiter als ein leeres Versprechen".

Persönlicher Suchtbezug des Präsidenten

Trump hatte ursprünglich gesagt, er wolle angesichts des dramatischen Ausmaßes der Opioid-Epidemie den nationalen Katastrophenfall ausrufen. Mit diesem Schritt hätten die Bundesstaaten Mittel von der Katastrophenschutzbehörde Fema bekommen können.

Das galt aber als umstritten, weil das Geld eigentlich für schwere Naturkatastrophen oder Grippeepidemien vorgesehen ist. Die Mittel von Fema seien nach den Hurrikanen der vergangenen Wochen fast aufgebraucht, erklärten mehrere Regierungsvertreter vor Trumps Rede am Donnerstag.

Trump wurde in seiner Rede am Donnerstag persönlich, als er über seinen toten Bruder Fred sprach. "Er hatte ein Problem mit Alkohol", sagte der 71-Jährige. "Er hat mir ständig gesagt: Trink nicht!" Bis zum heutigen Tag habe er deswegen kein Glas Alkohol angerührt und keine Zigarette geraucht. Fred Trump war 1981 gestorben.

Heroin- und Opioid-Schwemme

Die USA kämpfen seit einigen Jahren mit einem verheerenden Anstieg der Drogentoten – vor allem durch Heroin und andere Opioide. Jeden Tag sterben nach Angaben der Gesundheitsbehörde CDC im Schnitt 91 Menschen an einer Opioid-Überdosis. Dazu gehören auch Mittel, die als Medikamente eingesetzt werden.

Im Jahr 2015 gab es insgesamt rund 52.000 Drogentote, 33.000 von ihnen hatten Opioide genommen. Nach vorläufigen Angaben stiegen die Zahlen 2016 weiter an. In Deutschland starben im vergangenen Jahr 1333 Menschen, weil sie illegale Substanzen wie Heroin, Kokain oder Crack konsumiert hatten.

Viele Abhängige in den USA sind über verschreibungspflichtige Schmerzmittel wie Oxycodon in die Heroinsucht gerutscht. Seit den 1990er Jahren wurden die Medikamente sehr freizügig verschrieben. Studien hatten Hinweise geliefert, dass die Suchtgefahr gar nicht so groß sei. Das ist inzwischen widerlegt. (ajo mit dpa- und BBC-Material)

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