Unverzichtbar: Schulung zu Notfallsets
TÜBINGEN (ars). Im deutschsprachigen Raum würden eine Million Patienten mit Insektengiftallergie trotz ihres Notfallsets bei einem Stich hilflos dastehen. Denn entweder haben sie ihre Medikamente nicht dabei, oder das Haltbarkeitsdatum ist abgelaufen, oder sie wissen nicht damit umzugehen.
Veröffentlicht:
Erstrebenswert für Menschen mit Insektengiftallergie: im Notfall richtig zu reagieren.
© Foto: dpa
Dieses Szenario haben Tübinger Wissenschaftler entworfen, nachdem sie das Ergebnis einer kleinen Studie hochgerechnet haben und davon ausgingen, dass in deutschsprachigen Ländern insgesamt etwa zwei Millionen Menschen wegen Insektengiftallergie ein Notfallset verordnet bekamen. Als Gegenmaßnahme empfehlen sie regelmäßig eingehende Schulungen mit praktischen Übungen und Inventur der Substanzen (JDDG 6, 2008, 729).
Die Kollegen forderten 42 Patienten während einer spezifischen Immuntherapie auf, ihre Notfallsets mitzubringen und vorzuführen, wie sie sich bei einem Wespenstich verhalten würden. Über die Hälfte der geprüften Sets enthielt Medikamente mit überschrittenem Haltbarkeitsdatum. Nur 14 Patienten gaben an, ihre Arzneien ständig mit sich zu führen. Lediglich 13 Studienteilnehmer waren imstande, die Applikation in Theorie und Praxis fehlerfrei zu demonstrieren.
Schwierigkeiten bereitete ihnen vor allem die Anwendung des Dosieraerosols und des Adrenalin-Autoinjektors. Die Hälfte der Patienten bediente den Injektor derart, dass sie sich bei einer anaphylaktischen Reaktion in den Finger gestochen hätten. Unter dem Stress eines tatsächlichen Stichs würde diese Zahl wahrscheinlich noch höher liegen, spekulieren die Autoren.
Es sei daher angebracht, wenn der behandelnde Arzt die Patienten mindestens einmal im Jahr, etwa im Frühling, bevor der Insektenflug beginnt, nach ihrem Notfallset fragt, den Inhalt durchsieht und den Gebrauch erneut einübt.