Bei schwer kranken Patienten

Verbessern Statine die Asthmakontrolle?

Adipöse Patienten mit schwerem Asthma profitieren möglicherweise von der Einnahme von Statinen als Ergänzung zur Standardtherapie mit inhalativen Kortikosteroiden und LABA.

Von Dr. Elke Oberhofer Veröffentlicht:
Asthma und zugleich Adipositas- das stellt eine verschärfte Situation dar. Die Studienpatienten waren auf inhalative Kortikosteroide, die meisten zusätzlich auf lang wirksame Beta-2-Sympathomimetika angewiesen.

Asthma und zugleich Adipositas- das stellt eine verschärfte Situation dar. Die Studienpatienten waren auf inhalative Kortikosteroide, die meisten zusätzlich auf lang wirksame Beta-2-Sympathomimetika angewiesen.

© noel moore / Fotolia.com

SACRAMENTO, CALIFORNIA. Eine Zusatzbehandlung mit Statinen gegen schweres Asthma bei Patienten, die gleichzeitig an Adipositas erkrankt sind - das postulieren US-Autoren, die an eigenen Patienten eine deutliche Verbesserung im ACT-Score nachgewiesen haben.

In ihrer retrospektiven Studie verglich das Team um Dr. Amir A. Zeki vom Asthma Network der University of California, Davis, eine Gruppe von 31 Patienten, die durchschnittlich ein Jahr lang Statine eingenommen hatten, mit 134 Patienten ohne eine solche Therapie (BMJ Open 2013, 3: e003314).

Die insgesamt 165 Teilnehmer waren zumeist stark übergewichtig, ihr mittlerer BMI lag bei 31!

Sie litten durchweg unter "schwerem Asthma" nach der Definition der American Thoracic Society (ATS) und erhielten gegen ihre Beschwerden inhalative Kortikosteroide (ICS), die meisten (ca. 80%) zusätzlich LABA (lang wirksame Beta-2-Sympathomimetika).

ACT-Score nach acht Jahren mit Statinen 2,2 Punkte besser

Das Ergebnis der Querschnittsstudie mit Patientendaten aus acht Jahren: Der ACT-Score, ein validiertes Maß für die Asthma-Kontrolle bei Patienten mit schwerer Krankheit, fiel bei den mit Statinen behandelten Patienten mit einer Differenz von 2,2 Punkten im Schnitt signifikant besser aus.

Ursprünglich war in der Statingruppe ein Durchschnittswert von 16,2, in der Vergleichsgruppe von 15,5 gemessen worden.

Nach einem Jahr waren die ACT-Werte bei Patienten ohne Komorbiditäten auf 20,7 (mit Statinen) bzw. 18,5 (ohne Statine), bei Patienten mit begleitender Adipositas, GERD und Rauchervergangenheit auf 11,9 bzw. 9,8 gestiegen.

Im ACT-Test (Asthma Control Test) beantwortet der Patient Fragen zu Beschwerden, Symptomen, Alltagsaktivität und Asthmakontrolle.

Mit den fünf Testfragen lässt sich ein Optimum von 25 Punkten erreichen; der schlechteste Wert liegt bei 5 Punkten. Unterhalb von 19 Punkten wird von unzureichender Krankheitskontrolle ausgegangen.

Knapp unterhalb der Signifikanzgrenze blieb der Effekt der Cholesterinsenker im Hinblick auf den sekundären Endpunkt der Lungenfunktion (FEV1, FVC und FEF25-75%).

Auch der Bedarf an zusätzlichen oralen Kortikosteroiden oder der Einsatz von Bronchodilatatoren hatte sich durch die Statineinnahme nicht nennenswert verringert. Die Autoren führen diese Ergebnisse auf die geringe statistische Power in Bezug auf die sekundären Endpunkte zurück.

Schutz vor Symptomen und Exazerbationen

Zeki und Kollegen sehen den potenziellen Nutzen der zu den HMG-CoA-Reduktasehemmern zählenden Substanzen vor allem im Schutz vor Symptomen und vor möglichen Exazerbationen bei Patienten mit schwerem Asthma.

Frühere Studien hätten gezeigt, dass sich das Risiko einer Asthmaexazerbation beispielsweise bei Reduktion um 2 Punkte im ACT-Score um 21% erhöht. Die Wahrscheinlichkeit, dass kurz wirksame Betamimetika (SABA) eingesetzt werden müssen, erhöhe sich unter diesen Umständen um 46%.

Wie die Forscher betonen, waren die Probanden der Statingruppe im Hinblick auf Komorbiditäten ursprünglich sogar schlechter dran als die Vergleichsgruppe: Sie hatten nicht nur häufiger eine KHK, entgleiste Blutfette und Diabetes, sondern auch eine schlechtere Lungenfunktion.

Für Zeki und Kollegen ist es nicht überraschend, dass bisherige Studien, die Statine ausschließlich bei Patienten mit leichten bis mittleren Asthmaschweregraden getestet haben, überwiegend enttäuschend verliefen.

Schweres Asthma plus Adipositas - gravierende Umstände

Die vorliegende Studie ist klein und retrospektiv; sie erlaubt damit keine Rückschlüsse auf Kausalitäten. Die Daten stützten aber die Hypothese, dass adipöse Patienten mit schwerem Asthma möglicherweise einer speziellen Therapie bedürfen, spekulieren die Autoren.

Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Adipositas und entzündlichen Vorgängen, auch in den Atemwegen, gebe es bereits.

Darüber hinaus scheint mehreren Autoren zufolge eine Verbindung zu bestehen zwischen starkem Übergewicht bei Asthmatikern und einer relativen Resistenz gegenüber inhalativen Kortikosteroiden.

Nach Zeki und Kollegen könnte dies eine Erklärung dafür sein, dass die mit ICS behandelten adipösen Patienten von der zusätzlichen Statintherapie profitierten.

Künftige Studien müssen den Stellenwert der Substanzen bei diesem speziellen Patientenkollektiv klären.

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