Gröhe plant
Verpflichtende Impfberatung vor Kita-Besuch
Eltern, die ihr Kind erstmals in eine Kindertagesstätte schicken wollen, sollen künftig eine Impfberatung absolvieren müssen. Das sieht ein Gesetzentwurf des Bundesgesundheitsministeriums vor.
Veröffentlicht:BERLIN. Eine verpflichtende Impfberatung für Eltern, die ihr Kind erstmals in eine Kindertagesstätte schicken wollen, plant das Bundesgesundheitsministerium (BMG).
Ein entsprechender Passus sei neu in den Entwurf für ein Präventionsgesetz aufgenommen worden, bestätigte ein Ministeriumssprecher der "Ärzte Zeitung".
Der Gesetzentwurf soll in der kommenden Woche vom Kabinett verabschiedet werden. Wie genau eine solche verpflichtende Impfberatung aussehen soll, dazu konnte der Sprecher keine Angaben machen.
Kinderärzte begrüßen Vorstoß
Der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Dr. Wolfram Hartmann, begrüßte den Vorstoß des Ministeriums.
"Es ist ein Ansatz, aber ob wir so eine Durchimpfungsrate von 95 Prozent, die man für den Herdenschutz benötigt, erreichen werden, ist weiter fraglich", kommentiert Hartmann das Vorhaben des BMG.
Diese werde bislang nur in Ländern mit einer Impfpflicht erreicht. Bei einer Impfberatung müsse geprüft werden, ob Impflücken medizinische Gründe hätten oder nicht.
Seien sie nicht medizinisch indiziert, entstehe Druck auf die Eltern, wenn ihr Kind andere infizieren würde.
Der BVKJ fordert schon lange eine Impfpflicht für alle Kinder, die öffentlich finanzierte Kindertageseinrichtungen und Schulen besuchen. "Doch die Politiker haben zuviel Angst, eine Impfpflicht durchzusetzen", kritisiert Hartmann.
80 Prozent begrüßen Impfpflicht
Dabei zeigten Umfragen, dass 80 Prozent der Bevölkerung eine solche Pflicht unterstützen würden.
Der BVKJ-Präsident sieht zwei Szenarien, wie eine verpflichtende Impfberatung umgesetzt werden könnte.
Die Beratungen könnten Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) vornehmen oder Kinderärzte in den Praxen.
Die ÖGD-Lösung hält er für wenig wahrscheinlich. Der ÖGD leide schon jetzt unter extremem Ärztemangel, deshalb würden hier bei zusätzlichen Aufgaben gigantische Warteschleifen entstehen.
Verpflichtende Impfberatungen in der Praxis müssten bezahlt werden, der Bewertungsausschuss entsprechende Regelungen treffen. (chb)