Senioren
Viel Bewegung zahlt sich aus
Für körperliche Aktivität ist es nie zu spät: Auch wer erst nach der Rente in die Gänge kommt, verbessert noch seine Chancen, gesund zu altern.
Veröffentlicht:LONDON. Zeitlebens sportlich und aktiv - damit steigen bekanntlich die Chancen, im Alter lange in guter körperlicher und geistiger Verfassung zu bleiben. Jedenfalls legt das eine Reihe großer Kohortenstudien nahe.
Doch was ist mit älteren Menschen, die sich erst im Rentenalter Zeit für etwas mehr körperliche Aktivität nehmen? Hier ist die Datenlage weit weniger eindeutig.
Glaubt man jedoch Epidemiologen um Mark Hamer vom University College in London, dann profitieren selbst Menschen im fortgeschrittenen Alter noch davon, den Fernsehersessel mit dem Fahrradsattel zu tauschen (Br J Sports Med 2013, online 25. November).
Rund 3450 ältere Teilnehmer
Die Forscher um Hamer hatten sich Daten der English Longitudinal Study of Ageing (ELSA) genauer angeschaut. Teilnehmer der Studie waren rund 3450 ältere Personen (Durchschnittsalter 64 Jahre), die bei Studienbeginn im Jahr 2002 noch keine chronischen körperlichen oder psychischen Erkrankungen aufwiesen.
Die Teilnehmer wurden nun alle zwei Jahre regelmäßig zum Ausmaß ihrer körperlichen Aktivität sowie zu ihrem Gesundheitszustand befragt. Als körperlich inaktiv galt dabei, wer nicht mindestens einmal pro Woche an die frische Luft ging. Das war bei 18 Prozent der Fall.
Mäßig Aktive schafften es, sich mindestens einmal die Woche etwas anzustrengen (49 Prozent), und stark Aktive erwiesen sich mindestens einmal pro Woche als sportlich (32 Prozent)
Acht Jahre später hatten 38 Prozent eine chronische Erkrankung entwickelt, also etwa eine KHK, eine COPD, einen Diabetes oder Krebs, 32 Prozent zeigten Behinderungen, 18 Prozent wurden von Depressionen heimgesucht, bei ebenso vielen manifestierten sich Gehprobleme, und ein Fünftel war bereits kognitiv eingeschränkt.
Nur ein Fünftel galt als gesund gealtert und wies keines dieser Probleme auf. Diese Teilnehmer waren zu Beginn vermehrt Nichtraucher, verheiratet, wohlhabend, sie tranken regelmäßig Alkohol und waren oft körperlich aktiv.
70 Prozent blieben bei ihrem Muster
Schauten sich die Forscher um Hamer nun den Zusammenhang mit der körperlichen Aktivität genauer an, so gelang nur 8,4 Prozent der Inaktiven das gesunde Altern, dagegen blieben rund 20 Prozent der moderat Aktiven und etwa ein Viertel der sportlichen Teilnehmer die acht Studienjahre kerngesund.
Auch wenn andere Einflussfaktoren berücksichtigt wurden, so war die Rate der gesund alternden Menschen, die sich mäßig bis stark körperlich bewegten, etwa dreifach höher als bei den Inaktiven.
Nun schauten sich die Epidemiologen an, wie viele Teilnehmer in den ersten vier Studienjahren ihre Aktivitätsmuster änderten. Etwa 70 Prozent blieben ihrem bisherigen Muster treu, knapp 12 Prozent wurden inaktiv und 9 Prozent wurden aktiv - sie begannen sich also mindestens einmal die Woche wenigstens moderat körperlich zu bewegen.
Von den 273 Teilnehmern, die durchgehend passiv blieben, schafften es nur 12 (4,4 Prozent), gesund zu altern, von den 275 Teilnehmern, die zunächst inaktiv waren und sich dann aber zu etwas mehr Bewegung aufraffen konnten, waren es immerhin 12,4 Prozent.
Der Anteil war damit zwar nur halb so hoch wie bei den durchgehend Aktiven (24,4 Prozent), aber fast dreimal so hoch wie bei den durchgehend Passiven.
Erst aktiv, dann nicht mehr - das bringt negativen Effekt
Umgekehrt zeigte sich ein negativer Effekt bei den zuvor immerhin noch mäßig Aktiven, wenn sie auf jegliche körperliche Ertüchtigung verzichteten: Nur etwa 10 Prozent waren nach den acht Jahren noch kerngesund.
Das Fazit der Studienautoren: Auch wer erst im Alter von 70 Jahren etwas mehr auf Sport und Bewegung setzt, kann noch gesundheitlich davon profitieren.
Solche Rentner haben dann zwar längst nicht so gute Karten, die nächsten Jahre gesund zu überstehen, wie Menschen, die zeitlebens in Bewegung bleiben, aber weit bessere als solche, die ihren Ruhestand komplett im Ruhezustand verbringen.