Erektionsstörung
Vorbote einer Herzerkrankung
Eine Therapie bei erektiler Dysfunktion ist wichtig, aber nicht alles. Auch Risikofaktoren wie Hypertonie, Hypercholesterinämie und Rauchen sollten angegangen werden.
Veröffentlicht:SALZBURG. Erektionsstörungen bedeuten für sich genommen eine gravierende Einbuße, können aber darüber hinaus auch ein Alarmsignal für unsymptomatische Komorbiditäten sein und sollten deshalb immer ernst genommen werden.
Die medikamentöse Therapie der erektilen Dysfunktion hat in den letzten Jahren entscheidende Verbesserungen erfahren. Eine Behandlung ist deshalb so wichtig, weil Erektionsstörungen beim Partner nicht selten auch bei der Frau zu Unlust führen.
Sexuell aktiv zu bleiben bis ins höhere Alter bedeutet für die meisten Menschen ein Plus an Lebensqualität, erklärte Universitätsdozent Eugen Plas, Vorstand der Urologischen Abteilung am Hanuschkrankenhaus in Wien, bei einem Vortrag mit dem Thema "Ist das Thema erektile Dysfunktion heute medizinisch noch von Interesse?"
Hinweise auf systemische Gefäßerkrankungen
Bestimmte altersbedingte Veränderungen wie hormonelle Störungen oder eine benigne Prostatavergrößerung können mit sexuellen Funktionsstörungen assoziiert sein, erläuterte Plas auf einem Kongress für Sexualmedizin und Sexualtherapie in Salzburg.
Tritt eine erektile Dysfunktion erstmals auf, kann dies aber auch auf systemische Gefäßerkrankungen, eine koronare Herzerkrankung, drohenden Schlaganfall oder Diabetes hinweisen.
Plas zitierte dazu eine Studie aus dem Jahr 2005, die einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Schweregrad einer erektilen Dysfunktion und dem relativen Risiko für eine koronare Herzerkrankung nachwies.
Demnach ist bei einer mäßigen bis schweren erektilen Dysfunktion das Risiko, innerhalb von zehn Jahren an einer KHK zu erkranken, um 65 Prozent erhöht (European Urology 2005; 48: 512-18).
Eine mäßige bis schwere erektile Dysfunktion wurde gemäß dem International Index of Erectile Function IIEF-5 definiert als der Bereich von 5 bis 16 Punkte. Der IIEF-5-Score wird üblicherweise für die Diagnose einer erektilen Dysfunktion herangezogen. Ein IIEF-5-Wert unter 22 Punkten gilt dabei als erektile Dysfunktion.
Als weitere Publikation führte Plas den so genannten "Penile Stress Test" an, an dem 50 kardial asymptomatische Männer mit erektiler Dysfunktion teilgenommen hatten (Circulation 1999; 100 (suppl I): I-711).
Pathologische Veränderungen bei jedem zweiten Betroffenen
Als Hauptrisikofaktoren wurden festgestellt: Nikotinkonsum lag bei 80 Prozent der Teilnehmer vor, Bewegungsmangel bei 76 Prozent, Hypercholesterinämie bei 70 Prozent und Hypertonie bei 48 Prozent.
64 Prozent der Patienten mit erektiler Dysfunktion wiesen eine positive Familienanamnese für koronare Herzerkrankung auf.
Bei mehr als der Hälfte dieser Männer zeigte das Belastungs-EKG pathologische Veränderungen, und die Koronarangiographie ergab außerdem bei 40 Prozent der Teilnehmer den Befund einer Hauptstammstenose.
Bei 58 bis 67 Prozent der Männer gehen einer koronaren Herzerkrankung Symptome einer erektilen Dysfunktion voran. Amerikanische Forscher berechneten einen Zeitabstand von 39 Monaten zwischen dem Beginn einer erektilen Dysfunktion und dem Auftreten von Symptomen einer koronaren Herzerkrankung.
Es sei daher essenziell, bei Patienten mit erektiler Dysfunktion nicht nur die Erektionsstörungen zu behandeln, sondern außerdem an mögliche Begleiterkrankungen zu denken, betonte der Urologe.
Auch Frauen entwickeln sexuelle Dysfunktion
Treten beim Mann sexuelle Funktionsstörungen auf, bleibt dies nicht ohne Folgen für das Sexualleben der Frau, sagte Plas.
So stelle die erektile Dysfunktion des Partners in einer ansonsten stabilen heterosexuellen Beziehung das größte Risiko für eine Frau dar, ebenfalls eine sexuelle Dysfunktion zu entwickeln.
Die Frage, ob das Thema "Erektile Dysfunktion" heute medizinisch noch von Interesse sei, beantwortete Plas daher mit einem eindeutigen Ja.
Dabei komme der Aufdeckung, Behandlung und Prävention von Komorbiditäten im Zuge einer erektilen Dysfunktion eine sehr große Bedeutung zu.
Leider seien noch keine prospektiven Untersuchungsprogramme vor allem für jüngere Männer mit erhöhtem Risikoprofil eingeführt, bedauerte Plas.