Zika-Ausbruch

WHO schlägt Alarm

Die WHO ist alarmiert wegen des Zika-Virus. Brasilien ist am stärksten betroffen. Das Land begrüßt, dass die WHO den globalen Gesundheitsnotstand ausgerufen hat. Schwangere reagieren vermehrt mit Abtreibungen.

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Zwischen dem Zika-Virus und dem Auftreten von Schädel-Fehlbildungen (Mikrozephalie) besteht scheinbar ein enger Zusammenhang.

Zwischen dem Zika-Virus und dem Auftreten von Schädel-Fehlbildungen (Mikrozephalie) besteht scheinbar ein enger Zusammenhang.

© Felipe Dana / AP Photo / picture

GENF/BRASíLIA. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat wegen des Zika-Virus und dessen möglicher Verbindung mit Schädelfehlbildungen den globalen Gesundheitsnotstand erklärt.

Brasilien, das am stärksten von der Infektion betroffene Land, begrüßte am Montagabend (Ortszeit) den Beschluss, kurz nachdem er von der WHO in Genf aufgrund des Rates einer 18-köpfigen Expertenrunde gefasst worden war.

Es gebe eine starke räumliche und zeitliche Verbindung zwischen dem Virus und dem Auftreten von solchen Fehlbildungen (Mikrozephalie), sagte die WHO-Direktorin Margaret Chan.

Es fehle aber noch der wissenschaftliche Beweis. "Wenn wir bis zum wissenschaftlichen Beweis warten, werden die Menschen uns Untätigkeit vorwerfen", sagte Chan.

Das Ausrufen des Gesundheitsnotstands ermögliche die notwendige internationale Zusammenarbeit, um dem Ausbruch der Krankheit entgegenzuwirken, hieß es in einer Erklärung des brasilianischen Gesundheitsministeriums.

Im größten Land Lateinamerikas gibt es nach offiziellen Angaben 3448 Mikrozephalie-Verdachtsfälle, von denen 270 bestätigt worden seien und in sechs Fällen eine Beziehung zum Zika-Virus bestehe.

In Brasilien sind schätzungsweise bis zu 1,5 Millionen Menschen durch Mückenstiche angesteckt worden. In dem Land gibt es jetzt verstärkt Abtreibungen, wie die Zeitung "Folha de São Paulo" berichtete.

Ansteckung von rund einer halben Million Kolumbianer erwartet

Im Nachbarland Kolumbien wurde bislang die zweitgrößte Verbreitung des Zika-Virus verzeichnet. Rund 20.000 Erkrankungen, unter ihnen 2116 von schwangeren Frauen, seien bis Ende Januar registriert worden, erklärte am Montag der stellvertretende Gesundheitsminister Fernando Ruiz dem Sender Radio Caracol.

Es werde die Ansteckung von rund einer halben Million Kolumbianer erwartet.

Das Virus tritt nach Angaben der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation (PAHO) inzwischen in fast allen Ländern Lateinamerikas auf. Ausgenommen sind Chile, Peru, Argentinien, Uruguay und Kuba.

Die Erkrankung verläuft allgemein harmlos. Leichtes Fieber, Kopf- und Gelenkschmerzen sowie Hautrötungen sind die häufigsten Symptome. Die Ansteckung erfolgt nach Angaben der Experten nur über Stiche der Mückenart Aedes aegypti.

Die WHO betonte, dass es im Moment keinen Grund für allgemeine Reisewarnungen gebe. Allerdings sollten Schwangere betroffene Länder meiden.

Zuletzt hatte die WHO im August 2014 wegen Ebola in Westafrika einen globalen Notstand erklärt.

Davor hatte die WHO Kinderlähmung/Polio im selben Jahr als globalen Gesundheitsnotstand bezeichnet und 2009 die Verbreitung der Schweinegrippe. (eis/dpa)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Lateinamerikas Dilemma

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Kommentare
Dr. Karlheinz Bayer 03.02.201613:27 Uhr

Zika? Oder eher Monsanto und Glyphosphat?


Liebe Redaktion,

erst in diesen Tagen und erst im Zusammenhang mit Mikroenzephalien bei Neugeborenen den meisten Ärzten hier das ZIKA-Virus bekannt geworden. Beim "googeln", in dem Fall übrigens weniger bei Google selbst als bei anderen unabhängigeren Suchmaschinen wie ixQuick, kommen nahezu sofort auch andere Verdächtige ins Spiel.

Das ZIKA-Virus heißt es nahezu einhellig sei in Südamerika endemisch und bis dato als harmlos bekannt.

Immer wieder taucht jedoch der Name des amerikanischen MONSANTO-Konzerns auf, der ausgerechnet in Brasilien Gen-Mais anbaut und diesen Anbau mit dem Pflanzenschutzmittel GLYHOSPHAT flankiert.
Glyphosphat steht unter dem Verdacht, Schäden bei Ungeborenen zu verursachen und Krebs zu erzeugen.

Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC in der WHO) erklärte 2015, daß es Nachweise für das krebserzeugende Potenzial von Glyphosat beim Menschen gebe. Die Beweislage bei Ratten und Mäusen sei ausreichend ( Siehe unter https://www.iarc.fr/en/media-centre/iarcnews/pdf/MonographVolume112.pdf )

Der Staat Kalifornien hat Glyphospat als kenzerogen eingestuft, Monsanto klagt gegen Kalifornien (Siehe z.B. unter http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2016/02/01/glyphosat-monsanto-verklagt-kalifornien/ )

Ausgerechnet das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) wollte zunächst den vollständigen Bericht der IARC abwarten.

Weniger Zurückhaltung als das Institut für Risikobewertung übt jetzt das RKI und folgt dem Aufruf eines globalen Gesundheitsnotfalls durch die WHO. Wird hier angesichts des nach wie vor dürftigen Verdachts gegen die ZIKA-Viren mit zweierlei Maß gemessen?

Das RKI hat es zugestandenermaßen mit Infektionen zu tun und wäre schlecht beraten, Viren als Ursache nicht auszuschließen.
Aber die Presse sollte doch so vorgehen, wie es Kriminalbeamte auch tun und erst einmal allen Spuren nachgehen.

Wenn es stimmt, daß MONSANTO und der Einsatz von GLYPHOSPHAT die Mikrozephalien zu verantworten haben, haben wir einen zweiten Fall Contergan vor uns. Und wahrscheinlich wäre der weltweit auszufufende Gesundheitsnotfall dann um Zehnerpotenzen höher.

Dr. Karlheinz Bayer

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