Neuer Therapieansatz?

Was M2-Makrophagen mit Schmerzlinderung zu tun haben

M2-Makrophagen produzieren körpereigene Opioide wie Endorphin, Enkephalin und Dynorphin. Das könnte bei Erkrankungen, denen eine Immunantwort zugrunde liegt, eine Chance sein.

Veröffentlicht:
Gegen Schmerzen, die durch Schäden an Neuronen bedingt sind, werden neue Therapieoptionen gesucht.

Gegen Schmerzen, die durch Schäden an Neuronen bedingt sind, werden neue Therapieoptionen gesucht.

© psdesign1 / stock.adobe.com

Berlin. Forscher der Charité – Universitätsmedizin Berlin haben einen neuen Ansatz für eine lang anhaltende Schmerzbekämpfung: Sie wollen die entzündungshemmenden Eigenschaften von M2-Makrophagen nutzen (JCI insight 2020; 10.1172/jci.insight.133093).

Eine Entzündung des peripheren Nervensystems kann zu chronischen Schmerzen führen, erinnert die Charité in einer Mitteilung zur Veröffentlichung der Studie. Verschiedene Immunzellen im Blut beeinflussen diese Entzündungsreaktionen durch hemmende oder fördernde Zytokine.

Hierzu zählt auch Interleukin-4 (IL-4). IL-4 werde ja aufgrund seiner entzündungshemmenden Wirkung bereits zur Schmerzlinderung therapeutisch eingesetzt, so die Charité.

Ischiassyndrom im Tiermodell

Das Team um Professor Halina Machelska vom Arbeitsbereich Experimentelle Anästhesiologie am Campus Benjamin Franklin untersuchte anhand eines Tiermodells, das dem Ischiassyndrom beim Menschen nachempfunden ist, die Wirkweise von IL-4. Eine Injektion von IL-4 am entzündeten Nerv verringerte das Schmerzempfinden zunächst nur für einige Minuten, die wiederholte tägliche Gabe führte jedoch zu einer Schmerzreduzierung von bis zu acht Tagen, resümiert die Charité.

Im entzündeten Gewebe hätten sich durch IL-4 vor allem M2-Makrophagen angesammelt, Fresszellen des Immunsystems, die körpereigene Opioide wie Endorphin, Enkephalin und Dynorphin produzieren und so entsprechende Opioid-Rezeptoren direkt am Entzündungsort aktivierten.

Periphere Wirkung – weniger unerwünschte Effekte

Wurden die M2-Makrophagen aus dem entzündeten Gewebe isoliert und auf ein weiteres Versuchstier übertragen, verringerte sich auch dessen Schmerzempfindlichkeit, heißt es in der Mitteilung der Charité.

„Durch ihre periphere Wirkung außerhalb des Gehirns lassen sich unerwünschte Nebenwirkungen wie Betäubung, Übelkeit oder Abhängigkeit vermindern“, erklärt Machelska in der Mitteilung der Charité.

„Unsere Erkenntnisse sind für verschiedene Erkrankungen relevant, denen eine Immunantwort zugrunde liegt: von Arthritis über neurodegenerative Erkrankungen bis hin zu Krebs. Sie könnten ein neuer Ansatz sein, um zukünftig alternative Möglichkeiten der Schmerztherapie für die Patienten zu entwickeln.“ (eb)

Mehr zum Thema

Studie zeigt Verbesserungen

Fibromyalgie: Vielversprechende Therapie im Anzug

Das könnte Sie auch interessieren
Muskeltonus wieder ins Gleichgewicht bringen

© mantinov / stock.adobe.com

Muskulär bedingte Schmerzen

Muskeltonus wieder ins Gleichgewicht bringen

Kooperation | In Kooperation mit: Trommsdorff GmbH & Co. KG
Den Schmerz an der Wurzel packen

© [M] pololia / stock.adobe.com | Mara Zemgaliete / stock.adobe.com

Muskelverspannung

Den Schmerz an der Wurzel packen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Trommsdorff GmbH & Co. KG
Einsatz von Pridinol bei muskulär bedingtem Rückenschmerz

Experten-Workshop

Einsatz von Pridinol bei muskulär bedingtem Rückenschmerz

Kooperation | In Kooperation mit: Trommsdorff GmbH & Co. KG
Expertenkonsensus zum B12-Mangel

© MP Studio / stock.adobe.com

Aktuelle Empfehlungen:

Expertenkonsensus zum B12-Mangel

Anzeige | Wörwag Pharma GmbH & Co. KG
Kommentare
Neue Daten untermauern günstiges Sicherheitsprofil von Ofatumumab

© Frantisek / Generated with AI / stock.adobe.com

Aktive schubförmige Multiple Sklerose (RMS)

Neue Daten untermauern günstiges Sicherheitsprofil von Ofatumumab

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Abb. 1: Eszopiclon verbesserte signifikant beide polysomnographisch bestimmten primären Endpunkte: Schlaflatenz (a) und Schlafeffizienz (b)bei älteren Patienten mit chronischer primärer Insomnie (jeweils p0,05)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziet nach [20]

Behandlungsbedürftige Schlafstörungen bei älteren Menschen

Schlafstörungen können typische Altersprozesse triggern und verstärken

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: HENNIG Arzneimittel GmbH & Co. KG, Flörsheim
DGN: seltene neurologische Erkrankungen im Fokus

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

DGN: seltene neurologische Erkrankungen im Fokus

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Erhöhtes Thromboserisiko

Fallbericht: Lungenembolie bei einem Hobby-Bergsteiger

Lesetipps
Ein Mettbrötchen

© juefraphoto / stock.adobe.com

Tödlicher Einzeller im Hirn

Fallbericht: Amöbenenzephalitis nach Verzehr von rohem Fleisch?

Ärztin misst bei einer Patientin den Blutdruck

© goodluz / stock.adobe.com

Unter 120 mmHg

Striktere Blutdruckkontrolle bei Diabetes wohl doch sinnvoll