Modellrechnung zeigt

Weniger Herzkranke dank Softdrink-Steuer

Englische Experten haben berechnet, dass sich durch eine Zusatzsteuer Schlaganfälle und KHK-Neuerkrankungen verhindern lassen.

Veröffentlicht:
Nicht gut fürs Herz: zuckerhaltige Softdrinks.

Nicht gut fürs Herz: zuckerhaltige Softdrinks.

© Medioimages/Photodisc

BOSTON. Schon länger wird ein hoher Konsum gezuckerter Getränke mit Adipositas, Typ-2-Diabetes und koronarer Herzerkrankung in Beziehung gebracht. Das schreckt die Konsumenten freilich nicht.

Beispiel England: Dort hat sich die Menge gezuckerter Drinks, die pro Woche konsumiert werden, von 1975 bis 2007 von 510 ml auf 1.140 ml pro Kopf erhöht.

Was richten Zuckergetränke an?

Was genau gezuckerte Getränke anrichten, haben Public Health-Experten der Tufts University in Bostonjetzt auf Basis einer Befragung von über 600.000 Menschen berechnet. So sollen weltweit pro Jahr etwa 184.000 Todesfälle auf das Konto der Softdrinks gehen, davon 133.000 durch Diabetes, 45.000 durch kardiovaskuläre Erkrankungen und 6.450 durch Krebserkrankungen (Circulation 2015, online 29. Juni).

Was lässt sich dagegen tun? Aus England kommt ein recht radikaler Vorschlag. Wissenschaftler der Universität Liverpool haben berechnet, was passieren würde, wenn eine 20-prozentige Extrasteuer auf alle mit kristallinem Zucker gesüßten Getränke erhoben würde: Für diese Rechnung, Gesundheitsökonomen sprechen von einer Monte-Carlo-Simulation, braucht es diverse Annahmen.

Konkret wurde ein linearer Zusammenhang zwischen der Menge des Konsums und adipositasassoziierten Erkrankungen angenommen. Es wurde ferner unterstellt, dass nach dem Vorbild der Tabakbesteuerung der Konsum sinkt, wenn die Preise steigen, und dass der Zusammenhang zwischen Preis und Konsum in allen Altersstufen ähnlich ist (PLoS One 2015, online 29. Juni).

Auch weniger Diabetes

Nachdem das so umrissene Modell mit den englandspezifischen Daten zu Softdrinks und Krankheitsprävalenzen gefüttert wurde, war das Ergebnis rasch ermittelt: In England könnten durch eine 20-prozentige Zusatzsteuer demnach pro Jahr bei einem mittleren Szenario 2.432 DiabetesErkrankungen, 1.657 Schlaganfälle und neue KHK-Fälle sowie 435 Krebserkrankungen verhindert werden.

Im optimistischen Szenario, das eine stärkere Reduktion der Kalorien unterstellt, sind es sogar 4.864 Diabetes-Erkrankung beziehungsweise 3.314 Schlaganfälle / KHK-Neuerkrankungen und 870 Krebserkrankungen.

Nun dürften die Effekte der Steuer auf die Erkrankungsraten je nach Wohlstandsniveau und Adipositasprävalenz unterschiedlich sein. Auch das wurde berücksichtigt. Am meisten Krankheiten verhindert die Steuer im Großraum Liverpool / Manchester / Sheffield / Leeds, dann folgt der südöstliche Teil Londons. (gvg)

Mehr Informationen zur Kardiologie: www.springermedizin.de

Ihr Newsletter zum Thema
Lesen sie auch
Mehr zum Thema

Lipidsenker in der Pipeline

Neues orales Medikament senkt in Studie Lipoprotein (a)

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Unter 120 mmHg

Striktere Blutdruckkontrolle bei Diabetes wohl doch sinnvoll

Lesetipps
Eine Frau mit diversen Erkrankungen

© Sebastian / stock.adobe.com / generated AI

Diagnose-Prävalenzen

Wo Autoimmunerkrankungen besonders häufig auftreten

Verpackung des Wirkstoffs Tirzepatid (Mounjaro) mit Aufziehspritze daneben

© Olaf Kunz / stock.adobe.com

SUMMIT-Studie

Tirzepatid auch erfolgreich bei Herzinsuffizienz-Therapie

Physician Assistants und NÄPAs können Hausärzte stark entlasten.

© amedeoemaja / stock.adobe.com

NÄPAS und Physician Assistants

Drei Ärzte, 10.000 Patienten: Delegation macht es möglich