Studie der MHH
Weniger Infarkte, mehr Diabetes – Wie gesund werden wir alt?
Älter werden und gesund bleiben – das gelingt nur bedingt. So treten etwa Herzinfarkte seltener und später auf. Diabetes aber trifft immer häufiger auch Menschen unter 40 Jahren, wie eine Studie aufzeigt.
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Die Menschen in Deutschland werden gesünder alt – obwohl die Multimorbidität zunimmt, so das Ergebnis einer MHH-Studie.
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HANNOVER. Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH)sind der Frage nachgegangen: "Wir werden immer älter. Aber gewinnen wir gesunde Lebensjahre oder verbringen wir die zusätzliche Lebenszeit in krankem Zustand? Dafür haben sie in ihrem seit 2013 laufenden Projekt "Morbiditätskompression" die Daten von drei Millionen Menschen aller Altersgruppen über zehn Jahre verglichen. Nun gibt es erste Ergebnisse, wie die MHH mitteilt.
"Wir werden gesünder alt", fasst Professor Dr. Siegfried Geyer zusammen, Leiter des Projektes und der Medizinischen Soziologie der MHH. Die Ergebnisse seiner Arbeiten trug er mit seinem Team in verschiedenen Artikeln zusammen, die in wissenschaftlichen Zeitschriften erschienen sind.
Das Projekt "Morbiditätskompression"
MHH-Forscher analysieren dabei die Daten von drei Millionen Versicherten aller Altersgruppen von der AOK Niedersachsen.
Sie decken die Jahre 2006 bis 2015 ab.
Das Projekt wird von der AOK Niedersachsen und vom niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur finanziell gefördert.
Danach treten Herzinfarkt, Schlaganfall und Lungenkrebs seltener und später im Laufe des Lebens auf als früher. Konkret sind 22 Prozent weniger Männer als noch vor zehn Jahren betroffen – und diese sind dann rund ein Jahr älter als früher, durchschnittlich 66 Jahre. Das Risiko, an einer dieser Krankheiten zu sterben, ist ebenfalls um 22 Prozent gesunken.
Bei Frauen verringerte sich nach den MHH-Daten das ohnehin geringere Risiko, an einer der drei Leiden zu erkranken, sogar um mehr als 30 Prozent. Doch sie waren beim Auftreten der Erkrankung durchschnittlich 76 Jahre und damit ebenso alt wie früher. Sie starben auch ebenso häufig daran.
Sorgenkind Typ-2-Diabetes
Bei Diabetes mellitus Typ 2 verhält es sich anders. Die Erkrankung kommt immer häufiger vor, insbesondere bei den unter 40-Jährigen. Auch die Multimorbidität sei angestiegen, so die MHH. Allerdings könne man die Erkrankung besser behandeln als früher, so dass man mit ihr länger leben könne, so Geyer. Bestätigt fand er auch die These, dass das Erkrankungsrisiko mit steigendem Bildungsstand sinkt.
Ein weiteres Ergebnis der MHH-Studie: Die Multimorbidität nimmt in der Bevölkerung zu. Immer mehr Menschen haben sechs oder mehr Erkrankungen gleichzeitig, die zwar medikamentös behandelt werden müssen, mit denen sie aber gut leben können – beispielsweise Bluthochdruck. Noch zu klären sei nun in diesem Zusammenhang die Frage, ob Multimorbiditäten zwangsläufig zunehmen, wenn andere Krankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Lungenkrebs abnehmen, so die Forscher: "Wir möchten die Frage klären, ob es eine Verschiebung von wenigen großen zu vielen kleinen Krankheiten gibt, die später auftreten." (run)