Bei Rückenschmerzen

Wird zu viel geröngt?

Patienten mit unkomplizierten Rückenschmerzen landen in Deutschland häufig zu schnell unter dem Röntgengerät - und damit möglicherweise auch auf dem OP-Tisch. Das ist zumindest das Ergebnis einer Untersuchung im Auftrag der TK.

Veröffentlicht:

BERLIN/HAMBURG. Einer Studie der Techniker Krankenkasse (TK) zufolge greifen Ärzte in Deutschland bei unkomplizierten Rückenschmerzen vorschnell zum Röntgengerät.

Fast 50.000 Patienten jährlich würden unnötig geröntgt, wie aus der Untersuchung hervorgeht.

Von allen Patienten mit akutem Kreuzschmerz, die radiologisch untersucht werden, werde demnach jeder dritte innerhalb von sechs Wochen unter den Röntgenapparat gelegt.

Wissenschaftler seien sich jedoch einig, dass Patienten in diesem Zeitraum nicht geröntgt werden sollten, denn Beschwerden bildeten sich in der Sechs-Wochen-Frist oft spontan zurück, heißt es in der Studie.

Das Wissenschaftliche Institut der TK hatte für die Studie ärztliche Abrechnungsdaten aus den Jahren 2010 bis 2012 ausgewertet.

Schmerztherapeut Dr. Thomas Nolte von der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie erläuterte: "Rückenschmerzen werden oft durch Probleme in den Muskeln ausgelöst. Das ist aber auf Röntgenbildern überhaupt nicht erkennbar."

Stattdessen würden viele Versicherte an den Bandscheiben operiert, wenn die Bilder hier Probleme zeigten.

Die Patienten hätten danach aber oft noch dieselben Schmerzen, weil die Bandscheiben gar nicht die eigentliche Schmerzursache gewesen seien. (dpa)

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Kommentare
Dr. Wolfgang P. Bayerl 09.04.201519:23 Uhr

Auch die merkwürdige Assoziation Röntgenbild -> Op-Tisch ist falsch.

Es kann genau umgekehrt sein, dass ein Röntgenbild eine fragliche Op-Indikation ausschließt.
Der messbare neurologische Befund (Parese) steht hier im Vordergrund, den kann man nicht röntgen.
Bekanntlich ein schwieriges Feld. Die WS ist halt auch ein "psychotherapeutisches" Organ.
Wer "gut drauf" ist, steht und geht ganz anders.

Dr. Thomas Georg Schätzler 09.04.201512:52 Uhr

@ Kollege Dr. Michael Herzau

Danke für die Blumen! Aber ich muss hier die Autoren der ÄZ und die gesamte Redaktion der Ärzte Zeitung in Schutz nehmen: Es war und ist die Deutsche Presse Agentur dpa, die diesen "Mist" verzapft und den Kollegen Dr. Thomas Nolte von der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie mit Sicherheit fehlinterpretiert hat.

Dr. Michael Herzau 09.04.201512:19 Uhr

Hetze

Danke Dr. Schätzler, dass Sie diesen Hetzern der Krankenkassen und Ihren Erfüllungsgehilfen so treffend die Gegenargumente vorführen, die bei korrekter Recherche eigentlich auch den Autoren der ÄZ hätten einfallen können.

Claudia Schrewe 08.04.201509:47 Uhr

Amusement

Was wäre die ÄZ ohne die unterhaltsamen Kommentierungen von FAfAM Schätzler. Ich weiß meist schon, unter welchem Beitrag ich sie suchen muss.
Und sie sind nicht nur unterhaltsam sondern auch klug, danke dafür!

Dr. Thomas Georg Schätzler 07.04.201522:06 Uhr

Da haben sich drei wohl gesucht und gefunden!

Die Techniker Krankenkasse (TK), das Wissenschaftliche Institut der TK und die dpa haben noch nicht eine/n einzige/n Rückenpatienten/in persönlich anamnestisch befragt, untersucht, mit ihm Differenzialdiagnosen erörtert und die angemessene Therapie begleitet.

Aber es passt natürlich ins bequeme Ärzte-Hasser-Bild, dass Ärzte in Deutschland bei unkomplizierten Rückenschmerzen vorschnell zum Röntgengerät greifen. Doch bei sechs Wochen lang anhaltenden Rückenbeschwerden gehen schon mal parallel die Rechtsabteilungen der GKV-Kassen in Stellung, um bei Unterlassung weiterführender Diagnostik ihren Versicherten zu einem Arzt-Haftungsprozess zu raten, sollte auch nur die kleinste Kleinigkeit übersehen worden sein.

Und wenn der Kollege und Schmerztherapeut Dr. med. Thomas Nolte von der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie tatsächlich gegenüber der Deutschen- Presseagentur (dpa) erläutert haben sollte, dass wegen Rückenschmerzen, Röntgenbildern und Bandscheiben-Befunden in Deutschland vorschnell operiert würde, weil die Bilder hier Probleme zeigten, diese aber nur im muskulären Bereich liegen würden, dann würde ich persönlich tatsächlich vom Glauben an die Humanmedizin abfallen!

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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