Grundlagenforschung
Wirkstoff aus "Magic Mushrooms" gentechnisch hergestellt
JENA. Seit fast 60 Jahren ist der Wirkstoff Psilocybin bekannt. Er verleiht den "Magic Mushrooms" ihre starke psychedelische Wirkung. Wie genau die Psilocybe-Pilze die Substanz bilden, haben jetzt Wissenschaftler um Professor Dirk Hoffmeister aus Jena aufgeklärt.
Durch gentechnologische Methoden gelang es den Forschern, die Enzyme zu identifizieren, mit deren Hilfe die Pilze ihre halluzinogenen Substanzen aufbauen, berichtet das Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (HKI). Auf Basis dieser Erkenntnisse konnten sie auch die Biosyntheseroute aufklären. Ausgehend von 4-Hydroxy-L-Tryptophan und unter Nutzung von drei der vier Pilz-Enzyme konnten die Wissenschaftler dann das Psilocybin auf einfache Weise in einer gemeinsamen Reaktion enzymatisch synthetisieren.
E.coli als Enyzmproduzent
Mithilfe des Modell-Bakteriums Escherichia coli ließen sich die zuvor identifizierten Enzyme produzieren. Auf diese Weise konnten die Forscher die Wirkstoff-Synthese im Labor rekonstruieren und Psilocybin ohne Pilzzellen herstellen. Die Wirkungsweise des Naturstoffs, der dem "Glückshormon" Serotonin ähnelt, sei weitgehend nachvollzogen, so das HKI. Die Substanz könnte möglicherweise als Psychopharmakon genutzt werden.
"Hierzulande sind `Magic Mushrooms´ zwar hauptsächlich als Freizeitdroge bekannt und haben dementsprechend ein zweifelhaftes Image. Doch das pharmazeutische Interesse am Wirkstoff Psilocybin nimmt gegenwärtig zu", wird Hoffmeister in der Mitteilung zitiert.
Ergebnisse erster klinischer Studien attestierten der Substanz Heilkräfte, berichtet das HKI. So könnten sie in einer geringen Dosis die Angst von Krebs-Patienten reduzieren oder die Symptome von Depressionen und Antriebslosigkeit lindern. (eis)