Bericht für das Jahr 2023

Drogenbeauftragter: Zahl der Drogentoten im Vorjahr mit 2.227 auf Rekordhoch

Der Konsum illegaler Rauschmittel von Kokain und Crack bis Heroin ist seit Jahrzehnten ein Problem – und kann tödliche Folgen haben. Verfestigt sich die zuletzt besorgniserregende Tendenz?

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Burkhard Blienert, Sucht- und Drogenbeauftragter der Bundesregierung

Burkhard Blienert, Sucht- und Drogenbeauftragter der Bundesregierung, steht anlässlich der Vorstellung der aktuellen Zahlen von Rauschgifttoten in Deutschland im Drogenkonsumraum Birkenstube· in Berlin-Moabit. Die Zahl der Drogentoten in Deutschland ist deutlich gestiegen.

© Bernd von Jutrczenka/dpa

Berlin. Die Zahl der Drogentoten in Deutschland ist deutlich gestiegen. Wegen des Konsums illegaler Substanzen starben im vergangenen Jahr 2.227 Menschen und damit 237 mehr als 2022, wie der Bundesdrogenbeauftragte Burkhard Blienert (SPD) am Mittwoch in Berlin mitteilte. Dies sei die höchste bisher je registrierte Zahl.

Unter den 2024 erfassten Drogentoten waren 1.844 Männer und 383 Frauen. Das Durchschnittsalter stieg weiter leicht auf etwa 41 Jahre. Dabei seien es meist nicht Erstkonsumierende, die im ersten Jahr sterben, erläuterte Blienert. „Das kann passieren durch Überkonsum, durch Unwissenheit.“ In der Regel seien es aber Menschen, die viele Jahre im Hilfesystem älter werden konnten. Hinter den Zahlen verberge sich unendliches Leid für Betroffene, ihre Familien und das Umfeld.

Mehr Tote durch Konsum durch Kokain und Crack

Deutlich mehr Menschen starben in Zusammenhang mit Kokain und Crack. Die Zahl der Toten stieg nach den Daten der Landeskriminalämter im vergangenen Jahr auf 610 nach 507 im Jahr zuvor. Hintergrund sei auch, dass seit einigen Jahren in Häfen in Europa große Mengen Kokain gefunden würden. Diese „Schwemme“ habe Auswirkungen auf das Angebot, sagte Blienert. Bei Crystal Meth (Metamphetamin) stieg die Zahl der Gestorbenen auf 122 nach zuvor 47 Fällen.

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Häufigste Ursache für Todesfälle waren weiterhin Heroin und Morphin. Die Zahl der Toten ging nun aber leicht von 749 auf 712 zurück. Bezogen auf alle Substanzen gibt es generell eine hohe Dunkelziffer, wie der Beauftragte deutlich machte. „Ich befürchte, dass es in der Realität noch mehr Drogentodesfälle gibt – wir haben viel zu wenige toxikologische Gutachten und Obduktionen.“ Obduziert wurden in den Ländern 2023 demnach 1.167 Tote, es gab 882 Gutachten.

Mischkonsum wird zu immer größerem Problem

Zu einem immer größeren Problem wird der Konsum verschiedener illegaler Substanzen nebeneinander. Bei 1.479 der 2.227 Drogentoten gab es nun einen solchen Mischkonsum, das waren 34 Prozent mehr als 2022. Teils gebe es einen „Abriss“ in der Unterstützung, sagte Blienert. Konsumenten besorgten sich dann auch auf dem Schwarzmarkt Stoffe, von denen man nicht wisse, was drin ist.

Blienert sagte, die Zahlen seien erschreckend und lägen nun etwa doppelt so hoch wie vor zehn Jahren. „Wir brauchen ganz konkrete Fortschritte bei der Prävention und sozialen Hilfe vor Ort.“ Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen warnte, dass viele öffentlich finanzierte Beratungsstellen ihre Kosten nicht decken könnten. Blienert betonte, „dass jeder investierte Euro in der Suchthilfe mehrfach gesellschaftlich wieder zurückkommt“.

So sei es notwendig, dort Drogenkonsumräume zu haben, wo sie erforderlich seien. Derzeit gibt es den Angaben zufolge bundesweit 31 solcher Einrichtungen für weniger riskanten Konsum unter kontrollierten Bedingungen – aber nicht in allen Bundesländern. (dpa)

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