Studie bei Senioren
Zwei Faktoren sagen Thrombose-Rezidive vorher
Bei älteren Patienten mit venösen Thromboembolien kommt es häufig zu Rezidivereignissen. Um die Gefährdung einzuschätzen, scheinen viele "klassische" Risikofaktoren ungeeignet zu sein.
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Lokalisation und Typ des Erstereignisses zeigen bei Älteren das VTE-Rezidivrisiko an.
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BERN. Laut einer Studie an der Universität Bern taugen nur zwei Faktoren zur Vorhersage von Rezidiven einer venösen Thromboembolie (VTE) bei Patienten ab 65 Jahre, nämlich Lokalisation und Typ des Erstereignisses. Sowohl proximale tiefe Beinvenenthrombosen als auch VTE ohne erkennbare Ursache gingen in der prospektiven Studie mit einer erhöhten Rezidivrate einher.
An der Untersuchung beteiligten sich insgesamt 991 Patienten, die im medianen Alter von 75 Jahren eine VTE erlitten hatten – 69 Prozent eine Lungenembolie (LE), 23 Prozent eine proximale und 8 Prozent eine isolierte distale tiefe Venenthrombose (Am J Med 2018; online 4. Januar).
Entsprechend der Lokalisation wurde median für elf, sechs oder drei Monate antikoaguliert – praktisch ausschließlich mit Vitamin-K-Anatgonisten; die mediane Dauer der Behandlung betrug bei Thrombosen mit beziehungsweise ohne Risikofaktoren sechs beziehungsweise zwölf Monate.
Drei-Jahres-Inzidenz von 14,8 Prozent
Während des Follow-up von median 30 Monaten kam es bei 122 Patienten zu einem symptomatischen Rezidiv (davon 82 LE), entsprechend einer Drei-Jahres-Inzidenz von 14,8 Prozent. Patienten mit einer LE als Indexereignis waren stärker gefährdet als Patienten mit Beinvenenthrombose, eine (weitere) LE zu erleiden.
Zwei Risikofaktoren für VTE-Rezidive
- 2,4-fach erhöht war das VTE-Rezidivrisiko bei Patienten, die im medianen Alter von 75 Jahren eine proximale Thrombose erlitten hatten.
- 1,7-fach erhöht war das VTE-Rezidivrisiko bei Patienten mit einer ätiologisch ungeklärten venösen Thromboembolie.
25 Rezidivthrombosen (20,5 Prozent) verliefen tödlich. Das höchste Mortalitätsrisiko hatten Patienten, die initial eine LE (23 Prozent) oder eine krebsassoziierte VTE durchgemacht hatten (29 Prozent).
Die einzigen Patientencharakteristika, bei denen sich unabhängig von anderen Einflüssen eine erhöhte VTE-Wahrscheinlichkeit nachweisen ließ, waren proximale sowie ätiologisch ungeklärte Thrombosen; die betroffenen Patienten hatten ein auf das 2,4- bzw. 1,7-Fache erhöhtes Rezidivrisiko. Allerdings war nur bei den idiopathischen Thrombosen das Rezidivrisiko auch nach Abschluss der Antikoagulation noch erhöht.
Bei anderen Faktoren, die in der Literatur mit einer höheren Rezidivrate in Verbindung gebracht werden, etwa männliches Geschlecht, Adipositas oder VTE bei Krebs, war dies nicht der Fall. Den Studienautoren zufolge könnte dies teilweise mit einem Überlebens-Bias zusammenhängen, eine krebsassoziierte Thrombose also deswegen nicht mit einer höheren Rezidivrate verknüpft gewesen sein, weil die Patienten vorher an der Krebserkrankung gestorben sind.
Für die Risikostratifizierung von älteren Menschen mit akuter Venenthrombose seien "früher beschriebene klinische Prädiktoren für Rezidivthrombosen möglicherweise nicht besonders hilfreich", lautet die Schlussfolgerung der Studienautoren um Sandro Lauber.