Mehr Geld und bessere Arbeitszeiten

Mehrere Hundert Charité-Ärzte im Warnstreik

Für einen neuen Tarifvertrag sind Ärzte und Ärztinnen der Berliner Charité in den Warnstreik getreten. Lautstark haben sie sich auf einer Kundgebung Gehör verschafft und die Arbeitsbedingungen beklagt.

Madlen SchäferVon Madlen Schäfer Veröffentlicht: | aktualisiert:
Rund 1000 Ärztinnen und Ärzte versammelten sich anlässlich des Streiks auf dem Robert-Koch-Platz vor der Charité.

Rund 1000 Ärztinnen und Ärzte versammelten sich anlässlich des Streiks auf dem Robert-Koch-Platz vor der Charité.

© Madlen Schäfer

Berlin. Hunderte Ärztinnen und Ärzte der Berliner Charité haben am Mittwoch die Arbeit niedergelegt. Rund 1000 protestierten lautstark mit Trillerpfeifen und Rufen für bessere Arbeitsbedingungen auf dem Robert-Koch-Platz nahe der Charité. Ein neuer Tarifvertrag soll Ärztinnen und Ärzte unter anderem mehr Geld, flexiblere Schichtmodelle sowie bessere Arbeitszeiten gewähren.

Die Gründe waren bereits an den Plakaten der Streikenden abzulesen. „Täglich Leben retten, ohne selbst eins zu haben“, „Kann nicht meine Miete mit Applaus zahlen“, „Charité come in and burn out“ oder schlichtweg „Respekt“ waren dort zu sehen.

„Es ist zeit für diesen Streik, es ist Zeit für Veränderung“, sagte der Berliner Ärztekammer-Präsident und Mitglied des Bundesvorstandes des Marburger Bundes, Peter Bobbert, unter tosendem Applaus. Doch für einen Moment wurde es ganz still. Bei einer Schweigeminute gedachten die Streikenden allen Kolleginnen und Kollegen, die unter den Arbeitsbedingungen leiden.

80 Stunden Arbeit pro Woche

Der Intensivmediziner Tim Arnold kam gerade von einem 17-stündigen Bereitschaftsdienst und bekräftigte: „Es ist ganz wichtig, dass wir jetzt kämpfen.“ Zwar liebe er seinen Beruf, aber die Arbeitsbedingungen machen es ihm immer schwieriger.

„Wie soll ich meinen Beruf lieben, wenn ich 80 Stunden pro Woche arbeiten muss“, sagt er. Ein Privatleben sei da nicht mehr möglich. Wie viele andere sei er an der Grenze der Belastbarkeit angekommen.

Eine Ärztin, die das nicht mehr ausgehalten hat, ist Shufan Huo. Sie arbeitete in der Neurologie an der Charité. Im Mai hat sie an der Charité gekündigt. „Das Schlimmste ist einfach, dass es so wenig Wertschätzung gibt“, so Huo. Sie schlägt jetzt einen anderen Karriereweg fernab des Krankenhausalltags an. „Diese Klinik hat schon jetzt ein Nachwuchsproblem“, sagt sie.

Die Medizin-Studentinnen Annika Kreitlow (v.l.) und Sophie Gepp nahmen an der Protestveranstaltung teil.

Die Medizin-Studentinnen Annika Kreitlow (v.l.) und Sophie Gepp nahmen an der Protestveranstaltung teil.

© Madlen Schäfer

Auch der Nachwuchs protestierte, wie die Medizin-Studentinnen Annika Kreitlow und Sophie Gepp. „Mir wurden harte Konsequenzen angedroht, wenn ich heute streike“, sagt Kreitlow. Dabei gehe es doch um ihre Zukunft.

Sie ist derzeit in der Chirurgie am Virchow-Klinikum. Im Klinikalltag fehle es oftmals an Zeit für die Lehre. „Dabei müssen wir das doch in sechs Monaten selbst am Patienten können“, sagt sie. Sophie Gepp weiß von vielen Medizin-Studierenden, die sich bessere Arbeitsbedingungen in Zukunft wünschen.

Teilweise elektive Eingriffe verschoben

Die medizinische Versorgung finde an der Charité auch trotz Warnstreiks weiterhin professionell statt, teilt Markus Heggen, Pressesprecher der Charité, der „Ärzte Zeitung“ mit. Vorab sei der Charité der Umfang der Streikteilnahme nicht kommuniziert worden. „Aufgrund des Warnstreiks mussten elektive Eingriffe zum Teil verschoben werden, wofür wir die betroffenen Patientinnen und Patienten um Verständnis bitten“, so Heggen.

Operationen, die an Kindern durchgeführt werden müssen, seien durchgeführt worden. Die Zentralen Notaufnahmen seien offen gewesen. „Die Beteiligten sind aufgefordert, weiterhin sicherzustellen, dass keine Gefährdung von Patientinnen und Patienten eintritt und Notfälle versorgt werden“, so Heggen.

Doch wie geht es jetzt weiter? “Wir gehen zurück an den Verhandlungstisch”, sagt Julian Gabrysch, Assistenzarzt in der Nephrologie des Virchow-Klinikums , zur „Ärzte Zeitung“. Dieser Warnstreik sei nicht das Ende. „Wir sind auch bereit, noch mal zu streiken. Wir streiken, bis es uns besser geht“, so Gabrysch.

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