Brandenburg

„Approbation unter Vorbehalt“ für Stettiner Ärzte?

Die rot-schwarz-grüne Regierungskoalition will mit einem Antrag im Brandenburger Landtag auf das Problem der polnischen Ärzte reagieren.

Von Benjamin Lassiwe Veröffentlicht:
Die Grünen-Abgeordnete Carla Kniestedt, Mitglied im Gesundheitsausschuss des Landtags, will sich für eine zügige Lösung des Approbationsproblems einsetzen.

Die Grünen-Abgeordnete Carla Kniestedt, Mitglied im Gesundheitsausschuss des Landtags, will sich für eine zügige Lösung des Approbationsproblems einsetzen.

© Soeren Stache/dpa-Zentralbild

Stettin. Eine „Approbation unter Vorbehalt“ könnte eine Lösung für den Streit um die in Stettin ausgebildeten Ärzte sein, die in Brandenburg derzeit keine Approbation erhalten.

Darauf verwiesen der Ärztliche Direktor des Asklepios-Klinikums Uckermark, Professor Rüdiger Heicappell, und der Geschäftsführer der Asklepios-Klinik Uckermark, Ulrich Gnauck, bei einem Besuch der Landtagsabgeordneten Carla Kniestedt (Grüne) am Montag in Schwedt.

Syrische Ärzte vergleichsweise problemlos approbiert

Das Krankenhaus hatte in den vergangenen Jahren Medizinstudenten des „Asklepios-Studiengangs“ der Pommerschen Medizinischen Universität Stettin ausgebildet, die in der Klinik nach einer fünfjährigen Ausbildung unter anderem ihr Praktisches Jahr absolvierten. Sie wurden in Deutschland aber nicht approbiert, weil Polen einseitig die Bedingungen für die Anerkennung eines polnischen Studiums in einer EU-Richtlinie änderte.

Demnach sind nun ein 13 Monate dauerndes Praktikum sowie eine Prüfung in polnischem Recht und Medizinethik erforderlich, die zusätzlich zum fünfjährigen Studium zu absolvieren sind. Klinikgeschäftsführer Gnauck verwies darauf, dass Ärzte etwa aus Syrien oder dem Irak im Rahmen einer Gleichwertigkeitsprüfung weitgehend problemlos approbiert würden. Eine vergleichbare Regel müsse auch für die nach europäischen Maßstäben ausgebildeten Mediziner aus Stettin gefunden werden.

Grünen-Politikerin Kniestedt kündigte an, sich weiter für eine zügige Lösung des Problems einsetzen zu wollen. „Mir ist wichtig, dass der „Asklepios-Studiengang“ in Stettin fortgesetzt werden kann und dort Ärzte für den ländlichen Raum Brandenburgs ausgebildet werden.“

Sie wolle den von Asklepios aufgezeigten möglichen Lösungswegen nun in Potsdam nachgehen. Die Approbation unter Vorbehalt sei eine der Möglichkeiten, die man überprüfen müsse.

Regierungskoalition soll Lösung finden

In der nächsten Landtagssitzung Ende Februar will Brandenburgs rot-schwarz-grüne Regierungskoalition mit einem Antrag im Potsdamer Landtag auf das Problem der polnischen Ärzte reagieren. Darin wird die Landesregierung aufgefordert, sich mit Nachdruck für eine zügige Approbationserteilung für die jungen Mediziner einzusetzen.

„Konstruktiv zu prüfen“ seien unter anderem eine Änderung des entsprechenden Passus der EU-Berufsanerkennungsrichtlinie durch Polen, eine Ausnahmeregelung, wie sie in Frankreich und Österreich für Absolventen angewandt wird, die aus diesen Ländern ins Ausland gehen oder ein zwischenstaatliches Abkommen zwischen Deutschland und Polen über eine Abweichung von der Berufsanerkennungsrichtlinie.

Linke sehen Asklepios in der Pflicht

Unterdessen erhob die oppositionelle Linksfraktion schwere Vorwürfe an den Asklepios-Konzern. „Schon im Juni 2019 wurde Asklepios aufgefordert, für die Absolventen einen Antrag auf Erteilung einer Berufserlaubnis zu stellen“, sagte die Fraktionsvorsitzende der Linken im Brandenburger Landtag, Kathrin Dannenberg.

Damit hätten die Absolventen zwar nur unter Aufsicht eines approbierten Arztes arbeiten dürfen. Sie hätten aber auf diese Weise das in Polen geforderte Praktikum in Deutschland ableisten können.

„Der schwarze Peter ist hier ganz konkret dem Großkonzern zuzuschieben, und nicht der Brandenburger Landesregierung“, sagte Dannenberg. „Es wird wieder einmal deutlich, dass Gesundheit nicht in die Hände von Konzernen gehört.“

Es könnte noch mehr Betroffene geben

Nach Informationen der „Ärzte-Zeitung“ könnten unterdessen deutlich mehr als nur die Studenten des Asklepios-Studiengangs von dem Problem betroffen sein: Insgesamt studieren mehrere hundert Deutsche an den verschiedenen polnischen Universitäten Medizin.

Mehrere Unis bieten dabei englischsprachige Studiengänge an. Sofern die Absolventen dieser Ausbildungen nicht der polnischen Sprache mächtig sind, dürfte es auch ihnen schwerfallen, das derzeit geforderte Praktikum und die Rechtsprüfung in Polen zu absolvieren.

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