Versorgung in sozial schwachen Regionen
Baden-Württemberg: Kassen und KV kritisieren Konzept der Kioske
Als teure Fremdkörper sehen Kassenverbände und KV in Baden-Württemberg die geplanten Gesundheitskioske. Sie schlagen stattdessen MFA- bzw. Praxisleistungen auch in Gemeindezentren vor.
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Blaupause für die bundesweiten Kioske: In Hamburg gibt es das Modell des Gesundheitskiosks seit 2017 in den Stadtteilen Billstedt und Horn.
© Dirk Schnack
Stuttgart. Kassenverbände und KV in Baden-Württemberg fordern die Bundesregierung auf, die bundesweit geplanten Gesundheitskioske noch einmal zu überdenken. „Hier wird mit der Gießkanne ein Fremdkörper geschaffen, dessen Schnittstellen zur Regelversorgung bislang völlig ungeklärt sind“, so Michael Mruck, Leiter der vdek-Landesvertretung Baden-Württemberg in einer gemeinsamen Mitteilung der B52-Verbändekooperation, der AOK und der KV. Dies gelte insbesondere für die Abgrenzung zu den Leistungen einer Arztpraxis. „Es würde sehr aufwändig werden, beide Strukturen so miteinander zu vernetzen, dass hier eine sinnvolle Versorgung stattfindet“, meint er.
Kassen und KV ärgert aber auch, dass mit dem bisher vorliegenden Konzept den Kommunen die Möglichkeit gegeben werde, überwiegend aus Finanzmitteln der Krankenkassen, ein neues Leistungsangebot in der Gesundheitsversorgung zu schaffen, das eigentlich zur allgemeinen Daseinsvorsorge gehört. „Und damit eine staatliche Aufgabe ist“, moniert Mruck. Zumal im Gegenzug Angebote der Krankenkassen und Primärversorger im Gesetzentwurf ignoriert würden.
Weitere Segmentierung der Versorgung programmiert
Auch Baden-Württembergs AOK-Chef Johannes Bauernfeind kritisiert, hier würde eine neue, zusätzliche Struktur geschaffen, die zu einer weiteren Segmentierung der Versorgung beitrage. „Die Unterstützung sozial und strukturell benachteiligter Regionen und die Stärkung der Gesundheitskompetenz in der breiten Bevölkerung sind Ziele, die wir unterstützen“, sagt er.
Sinnvoller wäre es, bereits bestehende Strukturen besser miteinander zu vernetzen, meinen Baden-Württembergs KV-Vorstandsvorsitzender, Dr. Karsten Braun, und seine Stellvertreterin, Dr. Doris Reinhardt. Dabei müssten die Leistungen gar nicht in der Praxis stattfinden, erläutern beide. Dies könnte ebenso „gemeinsam mit der Sozialberatung der Kommunen in einem Gemeindezentrum oder in Räumlichkeiten des Rathauses“ geschehen. Schon heute nähmen speziell ausgebildete MFA viele Aufgaben im Auftrag des Arztes wahr und führten etwa Hausbesuche durch. „Das klappt prima und hat sich seit Jahren etabliert“, so ihr Fazit. (eb)