Hausärztetag
Bayerische Hausärzte beklagen „Ausverkauf“ an MVZ
Auf Arztpraxen werde regelrecht Jagd gemacht, hieß es beim Bayerischen Hausärztetag. Unterstützung angesichts der Investoren-MVZ kam vom Gesundheitsminister.
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Der Hausärzteverband fordert mehr Regulierung und Transparenz bei MVZ-Investoren.
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Erlangen. Auf Hausarztpraxen werde regelrecht Jagd gemacht, investorengetriebene MVZ kassierten die Mitarbeiter ein, schildert ein Hausarzt aus dem Raum München. Der Hausärzteverband fordert eine Regulierung und mehr Transparenz für diese MVZ.
„Der Ausverkauf der medizinischen Strukturen steht in Deutschland vor der Tür“, warnte Dr. Markus Beier, Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes (BHÄV), beim Bayerischen Hausärztetag in Erlangen. Dem drohenden Ausverkauf der medizinischen Versorgung über investorengesteuerte Medizinische Versorgungszentren (MVZ) durch Privat-Equity-Gesellschaften müsse Einhalt geboten werden.
Erst vergangene Woche hatte der Deutsche Hausärzteverband in Hannover ein Zehn-Punkte-Programm beschlossen, um die Übernahmen von MVZ durch Investoren zu beschränken. Darin fordern die Delegierten neben einem MVZ-Transparenzregister, das auch nachgelagerte Inhaberstrukturen abbildet, auch, dass Krankenhaus-MVZ nur noch in räumlicher Nähe zum gründenden Krankenhaus zulässig sein sollen.
Dr. Oliver Abbushi, niedergelassener Facharzt für Innere- und Allgemeinmedizin im oberbayerischen Oberhaching sowie BHÄV-Bezirksvorsitzender in München, schilderte die Situation drastisch: „Auf Hausarztpraxen wird regelrecht Jagd gemacht. Die MVZ kassieren unsere Mitarbeiter.“ Das Netz an Arztpraxen werde kaputtgemacht, wenn nicht jetzt mit aller Entschiedenheit gehandelt und gegengesteuert werde.
Unterstützung von Holetschek
„Da rennen Sie bei mir offene Türen ein“, sagte Gesundheitsminister Klaus Holetschek. Der CSU-Politiker bekräftigte die Dringlichkeit, Regulierungen bei den investorengetragenen MVZ auf den Weg sowie Transparenz hineinzubringen. MVZ seien per se nichts Verkehrtes, die durch sie bewirkte Ökonomisierung schon. Ihre Zahl steige stetig. „Die Folgen für die medizinische Versorgung unserer Bevölkerung müssen wir genau beobachten und kritisch begleiten“, so der Minister.
Die Gesundheitsministerkonferenz hatte dem Bund im November 2021 – Holetschek hatte zu dem Zeitpunkt den Vorsitz inne – Regulierungsvorschläge übermittelt und die Einrichtung einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe gefordert. „Passiert ist bisher aber leider nichts“, kritisierte er. Er appellierte an den Bund, „nicht der Entwicklung zuzuschauen, die sich manifestiert und dann nicht mehr zurückdrehen lässt“. „Wir werden Formulierungshilfen erarbeiten und auf die Politik zugehen, kündigte BHÄV-Vorsitzender Beier an. (mic)