COVID-19
Bayrischer Weg: Betriebsärzte kooperieren mit Impfzentren
In Bayern haben sich Gesundheitsminister, Wirtschaft und Betriebsärzte geeinigt, für die Corona-Schutzimpfung der Belegschaften kleinerer Firmen auf die Logistik der Impfzentren zurückzugreifen. Wie funktioniert das genau?
Veröffentlicht:München/Nürnberg. Am Montag ist für die Betriebsärzte der Startschuss zur Corona-Immunisierung von Belegschaften gestartet. Wie berichtet, sind aber vor allem Mitarbeiter kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) teils schwer zu erreichen und verlangen dem betreffenden Betriebsarzt unter Umständen einen hohen logistischen Aufwand ab. Dem will man in Bayern nun gegensteuern – in Form eines Sonderweges.
Wie der Verband der Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW) mitteilt, haben sich seine beiden Landesverbände gemeinsam mit dem Bayerischen Gesundheitsministerium und dem Verband der Bayerischen Wirtschaft (vbw) auf eine Arbeitsteilung geeinigt – einen „Bayerischen Weg“.
Demnach sollen die Betriebsärzte im Freistaat für die Versorgung der KMU auch mit den bereits vorhandenen regionalen Strukturen der Impfzentren kooperieren dürfen, Firmen, bei denen sich die Organisation einer eigenen Impfstraße auf dem Betriebsgelände nicht darstellen lässt, zeitnah mit Impfstoff versorgt werden sollen. Für Gesundheitsminister Klaus Holetschek und vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossard sei es ein zentrales Anliegen gewesen, eine niedrigschwellige Lösung anzubieten.
Betriebsärzte besorgen Vakzine
Im Vakzinierungsalltag stellen die Betriebsärzte laut Vereinbarung nun über ihre Versorgungswege Impfstoff und -zubehör sowie ihre ärztliche Leistung zur Verfügung, die von den Betrieben finanziell getragen wird, während die Impfzentren (mit BAYIMCO) administrativ und mit Assistenzpersonal unter Bereitstellung der Räumlichkeiten im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützen.
Grundsätzlich bedürfe dies im Einzelfall der gegenseitigen individuellen Abstimmung zwischen verantwortlichem Betriebsarzt und den örtlich zuständigen Impfzentren, die sich auf entsprechende Zeitfenster – je nach zugeteiltem Impfstoffkontingent für den Betriebsarzt – organisatorisch verständigen.
Die Arbeitsteilung im Rahmen des Bayerischen Weges
- Die Impfungen in den Impfzentren erfolgen in Verantwortung und in Präsenz des Betriebsarztes.
- Der Betriebsarzt stellt Impfstoff und -zubehör jeweils für Erst- und Zweitimpfungen aus seinen Kontingenten zur Verfügung.
- Der Betriebsarzt bündelt die Anmeldungen seiner Betriebe in einer Excel-Liste und organisiert in Rücksprache mit dem örtlich zuständigen Impfzentrum daraufhin in gegenseitiger und individueller Abstimmung den Impfzeitraum für Erst- und Zweitimpfungen.
- Die individuelle Terminierung und Einladung der Impfinteressenten innerhalb der vorgegebenen Slots übernehmen die jeweiligen Betriebe selbst.
- Die Impfzentren übernehmen die administrative Vorerfassung der Daten, die Erstellung des Impfbogens und die Rückmeldung an das RKI nach der Impfung.
- Die Impfzentren unterstützen in der Bereitstellung der Räumlichkeiten und mit Assistenzpersonal, ggf. auch in Form von mobilen Impfteams in Betrieben vor Ort individuell und nach gegenseitiger Absprache.
- Um Doppelerfassungen zu vermeiden, wird gleich bei der betrieblichen Anmeldung erfasst, wer sich schon über BAYIMCO für eine Impfung registriert hat, damit auf diese Daten zurückgegriffen werden kann. Für diesen Sonderweg wird als Adresse der Beschäftigten dann die Anschrift des Betriebes eingetragen.
- Die Haftung verbleibt in dem Umfang beim Impfzentrum, in welchem diese den Betriebsarzt unterstützen. Die Betriebsärzte haften im üblichen Umfang entsprechend der Grundsätze der ärztlichen Haftung.
- Die Vorerfassung der Impfinteressenten und die Vergütung der betriebsärztlichen Leistung übernimmt der jeweilige Betrieb, für die Unterstützungsleistungen der Impfzentren entstehen dem Betrieb keine weiteren Kosten.
Brossardt und die Landesvorsitzende des VDBW Bayern-Süd, Dr. Britta Reichardt, sehen in diesem Modell einen wichtigen Meilenstein, um die Normalität möglichst schnell wieder in alle Bereiche der bayerischen Wirtschaft zu bringen. Der Bayerische Weg bündle sinnvoll vorhandene Ressourcen, um ein Optimum in der Impfkampagne zu erreichen, heißt es aus dem Freistaaat.