Notfallversorgung
Berliner Feuerwehr soll künftig Rettungsfälle an KV abgeben können
Auch im Rettungsdienst herrscht Personalmangel. In Berlin will die Feuerwehr über die Leitstelle Bagatellfälle jetzt direkt ans KV-System verweisen, um RTW-Kapazitäten zu schonen.
Veröffentlicht:Berlin. Um die Überlastung des Rettungsdienstes bei der Berliner Feuerwehr in den Griff zu bekommen, sollen zu leichteren Fällen keine Rettungswagen mehr geschickt werden. Nach Angaben der Berliner Gewerkschaft der Polizei (GdP) wurden am Montag eine Reihe von Codes bei der Notrufannahme angepasst, sodass mehr Einsätze an die Kassenärztliche Vereinigung (KV Berlin) abgegeben werden können. Dies wurde seit langem von Beschäftigten, Personalrat und Gewerkschaften gefordert. Zuletzt hatte Innensenatorin Iris Spranger (SPD) den Druck auf die Feuerwehr-Leitung erhöht und eine Steuerungsgruppe eingesetzt, die zügig Verbesserungsvorschläge erarbeiten soll.
Nach einem Bericht der Berliner „B.Z.“ sind die Mitarbeiter der Leitstelle in einer internen Mitteilung über sogenannte Code-Anpassungen informiert worden. Die Codes sind Bestandteil eines standardisierten Computersystems, dass bei 112-Notrufen abgefragt wird. Es stellt den Mitarbeitern standardisierte Schlüsselfragen, auf deren Basis dann Einsatzkräfte losgeschickt werden. Dadurch kam es aber auch zu vielen Einsätzen bei Bagatellfällen. Dies sorgte für Kritik, weil sich der Rettungsdienst so quasi ständig im Ausnahmezustand befindet – und es teils keinen freien Rettungswagen (RTW) mehr gab.
Ab sofort sollen nun Fälle wie eine allergische Reaktion ohne Atembeschwerden, geringfügige Verbrennung oder ungefährliche Blutung nach Trauma von der KV übernommen werden, schreibt die „B.Z.“. Von der Feuerwehr gab es dazu zunächst keine Stellungnahme.
Die GdP zeigte sich erleichtert, dass Bewegung in die angespannte Situation beim Rettungsdienst der Feuerwehr kommt. „Die Code-Anpassungen ergeben absolut Sinn, weil wir hier über sehr viele Fälle reden, die bisher mit einem RTW beschickt wurden, ohne dass dieser wirklich gebraucht wird“, sagte Sprecher Benjamin Jendro. Es sei allerdings bedauerlich, dass es dafür erst eines „dauerhaften Ausnahmezustandes und eines faktischen Notstandes“ bedurft hätte. (dpa)