Saarland

Beschränkung der Comirnaty®-Liefermengen verärgert Ärzte

Höchstens 30 Dosen der BioNTech/Pfizer-Vakzine sollen niedergelassene Ärzte ab der KW 48 noch wöchentlich bekommen. Das bringt nicht nur Ärzte und KV im Saarland auf die Palme.

Dr. Michael KudernaVon Dr. Michael Kuderna Veröffentlicht:
Praxen sollen ab dem 29. November weniger Corona-Impfstoff von BioNTech/Pfizer erhalten. Der Grund für die Lieferbegrenzung: Das BMG will erst einmal die Moderna-Bestände abbauen.

Praxen sollen ab dem 29. November weniger Corona-Impfstoff von BioNTech/Pfizer erhalten. Der Grund für die Lieferbegrenzung: Das BMG will erst einmal die Moderna-Bestände abbauen.

© Soeren Stache/dpa

Saarbrücken. Entsetzen, Verärgerung, Unverständnis – so die fast einheitlichen Reaktionen im Saarland auf die erneute Beschränkung der Liefermengen des BioNTech-Vakzins durch das Bundesgesundheitsministerium (BMG). Die Landesregierung und die KV versuchen, wenigstens noch einen Aufschub zu erreichen. Einige Impfärzte an der Basis verhehlen nicht ihre Wut. Der Leiter eines Impfzentrums hält dagegen.

Ausgangspunkt ist ein Schreiben des BMG-Staatssekretärs Dr. Thomas Steffen an seine Länderkollegen. Danach bekommen niedergelassene Ärzte nur noch in der anbrechenden Woche die bestellten Mengen des BioNTech/Pfizer-Impfstoffs, ab 29. November jedoch höchstens 30 Dosen (5 Vials). Impfzentren werden auf 1020 Dosen kontingentiert. Stattdessen soll der Moderna-Impfstoff verstärkt genutzt werden, da die Bestände im ersten Quartal 2022 zu verfallen drohen.

Saarländischer Gesundheitsstaatssekretär protestiert

Der saarländische Gesundheitsstaatssekretär Stefan Kolling (CDU) hat nach eigenen Angaben als erster gegen diese überraschende Vorgabe protestiert. Inzwischen seien ihm aber auch andere Länder beigesprungen, sagte Kolling der „Ärzte Zeitung“. Ihn stört vor allem die Kurzfristigkeit der Ankündigung aus Berlin: „Das hilft nicht unbedingt, Vertrauen in der Booster-Kampagne herzustellen.“ Die Ärzte bräuchten Zeit, ihre Planung um- und die Patienten auf die neue Situation einzustellen, erklärt Kolling. Zudem erinnert er daran, dass die STIKO vor dem Einsatz von Moderna bei unter 30-Jährigen wegen eines möglicherweise erhöhten Myokarditis-Risikos abrate.

Auf diesen Punkt weist auch der Vorsitzende des Saarländischen Hausärzteverbands hin. Zudem sehe er in seiner Praxis einen wieder steigenden Anteil an Erstimpfungen – „und die wollen BioNTech“, erklärt Dr. Michael Kulas. Generell sei es eine Katastrophe, Patienten über Monate auf diesen Impfstoff einzuschwören und mitten in der Booster-Kampagne die Erwartungen zu enttäuschen.

Hausarzt: Das bremst die Impfbereitschaft wieder

„Eine Unverschämtheit – die sind verrückt“, spricht Hausarzt Dr. Eckart Rolshoven Klartext. „Alle sind durch Werbung und die gute Verträglichkeit völlig auf BioNTech fixiert“, berichtet er aus seiner Praxis. Nun werde die gerade gut angelaufene Entwicklung beim Impfen wieder gebremst.

Auch der KV-Impfkoordinator und stellvertretende Vorstandsvorsitzende Dr. Joachim Meiser spricht von einem „Tiefschlag für die ganze Kollegenschaft“, der alle Bemühungen um eine Impfoffensive konterkariere. Was Meiser offenbar am meisten stört, ist die fehlende Vorwarnung. „Man kann es nicht mehr schön reden. Die Nacht-und-Nebel-Aktion am Freitagnachmittag ist eine Zumutung.“ Er hofft nun darauf, dass die Bundesregierung die Maßnahme zumindest noch aufschiebt und besser vorbereitet.

Der ärztliche Leiter eines Impfzentrums und Chef des Facharztforums, Dr. Dirk Jesinghaus, gibt sich dagegen gelassen. Er warnt davor, nach AstraZeneca nun auch Moderna schlecht zu reden. Tatsächlich sei es nach den vorliegenden Daten sogar günstig, für die Drittimpfung Moderna zu verwenden. Bei diesem hochwirksamen Vakzin komme man sogar mit niedrigeren Dosen aus. Zudem seien für die jungen Leute auch künftig genügend Comirnaty®-Dosen verfügbar. „Ich kann nur jedem raten, sich mit Moderna boostern zu lassen, anstelle die Auffrischungsimpfung aufzuschieben“, erklärt der Internist.

Schlagworte:
Das könnte Sie auch interessieren
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

© Spinger Medizin Verlag

Vitamin C als hochdosierte Infusionstherapie

Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Für Menschen ab 60 Jahren sind die Impfungen gegen Influenza, Corona, Pneumokokken und Herpes zoster (beide nicht im Bild) Standard-Impfungen. Für Menschen ab 75 Jahren kommt die RSV-Impfung hinzu.

© angellodeco / stock.adobe.com

Respiratorisches Synzytial Virus

STIKO: Alle Menschen ab 75 gegen RSV impfen!

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

© Springer Medizin Verlag GmbH

Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt a. M.
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Krankenkassen haben zum Jahreswechsel schlechte Botschaften für ihre Mitglieder: die Zusatzbeiträge steigen stark. Die Kritik an versäumten Reformen der Ampel-Koalition ist einhellig.

© Comugnero Silvana / stock.adobe.com

Update

62 Kassen im Beitragssatz-Check

Höhere Zusatzbeiträge: So teuer wird Ihre Krankenkasse 2025