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Beständiger Wandel in der baden-württembergischen Kliniklandschaft
Wo wurde eine Klinik geschlossen, fusioniert oder geht in einer zentralen Einrichtung auf? Die Krankenhausgesellschaft Baden-Württemberg macht die Veränderungen im Web transparent – und verbindet dies mit Forderungen.
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Rote Zahlen schreibt fast jedes zweite Krankenhaus in Baden-Württemberg – obwohl die Krankenhausstrukturen vergleichsweise effizient sind.
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Stuttgart. Die Krankenhausgesellschaft Baden-Württemberg (BWKG) will den Strukturwandel in der Kliniklandschaft transparent machen – und wirbt damit auch um Akzeptanz in der Bevölkerung und in der Politik.
Die BWKG stellte am Donnerstag in Stuttgart die Webseite www.krankenhausstrukturwandel-bw.de vor, die beim Blick in die Regionen deutlich mache, wie viel in Baden-Württemberg bereits passiert sei: So sei beispielsweise im Ortenaukreis die Zahl der Kliniken von neun auf vier reduziert worden, im Schwarzwald-Baar-Kreis von sechs auf zwei Einrichtungen.
Es gehe mit der Webseite auch darum, zu demonstrieren, wo Neues entstanden ist, sagte BWKG-Hauptgeschäftsführer Matthias Einwag. In vielen Fällen sei dort, wo ein Krankenhaus geschlossen wurde, die ambulante Versorgung und die Notfallversorgung gestärkt worden.
Bereits jetzt weise der Südwesten 500 Klinikbetten je 100.000 Einwohner auf – der Bundesdurchschnitt liege um rund 20 Prozent höher, bei 595 Betten, erläuterte Einwag. Analog sehe es bei den Krankenhauskosten aus: Je Einwohner sind es im Südwesten 1039 Euro, im Bundesdurchschnitt 1185 Euro.
Kluge Gutachten aus Berlin helfen nicht
Allerdings lasse sich ein Zentralisierungsprozess in einem Flächenland wie Baden-Württemberg nicht endlos fortsetzen, mahnte er. Es brauche immer den Blick auf die Strukturen vor Ort – kluge Gutachten aus Berlin, wie viele Krankenhäuser noch wegfallen könnten, hülfen da nicht weiter.
Die BWKG fürchte, dass Kostengesichtspunkte in der aktuellen Reformdiskussion ein Übergewicht bekommen können, sagte der BWKG-Vorstandsvorsitzende Heiner Scheffold. Denn obwohl das Bundesland im Vergleich bereits heute effiziente Krankenhausstrukturen aufweise, sei die Defizitquote bei Krankenhäusern im Südwesten mit 46 Prozent bundesweit die höchste (Durchschnitt: 33 Prozent). Der wirtschaftliche Druck sei somit trotz des anhaltenden Strukturwandels weiter gestiegen.
Daher mahnt die BWKG Änderungen auf Bundes- und Landesebene an. Nötig seien – erstens – Korrekturen auf Bundesebene, damit die höheren Lohnkosten in Baden-Württemberg sich im Landesbasisfallwert auch wiederspiegeln. Zweitens sollten die Investitionskosten durch das Land voll finanziert werden.
Hier tue die Regierung zwar mehr als andere Länder – aber eben nicht genug. Nötig seien Investitionsmitteln von jährlich etwa 750 Millionen Euro. Tatsächlich habe das Land zuletzt 511 Millionen Euro gezahlt, davon 160 Millionen Euro als Pauschalfördermittel.
Mehr Engagement des Ministeriums
Drittens fordert die Krankenhausgesellschaft das Land auf, sich mehr in der Krankenhausplanung zu engagieren. Ein geeignetes Instrument dafür seien regionale Strukturgespräche unter Federführung des Sozialministeriums, hieß es. In diesen Gesprächen, die Vertreter aus zwei oder drei Landkreisen einbinden könnten, sollten Leistungsspektren und Schwerpunkte von Kliniken abgestimmt werden. Die Ergebnisse würden dann als Empfehlungen an den Landeskrankenhausausschuss übermittelt.
Rückenwind für die Forderungen kam vom baden-württembergischen Landkreistag. Deutlich erhöht werden sollte die Pauschalförderung des Landes, mit der vor allem die Modernisierung des medizinischen Geräteparks oder die Digitalisierung in den Kliniken finanziert werden, hieß es.
Zustimmung zu der interaktiven Webseite kam vom Sozialminister: „Wir begrüßen diese Transparenz ausdrücklich, denn sie zeigt, wie aktiv wir im Land bereits daran arbeiten, die Versorgung an künftige Herausforderungen anzupassen“, sagte Manfred Lucha (Grüne).