Operationen wieder erlaubt
Bremer Krankenhäuser fahren Regel-Betrieb hoch
In Bremen können geplante Operationen wieder angesetzt werden. Zum Normalbetrieb werden die Kliniken aber lange nicht zurückkehren.
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Langsam soll in den Kliniken der Regel-Op-Betrieb wieder anlaufen.
© Manfred Weis / Westend61 / picture alliance
Bremen. Seit dem 6. Mai können Bremer Krankenhäuser wieder geplante Operationen vornehmen. Das hat der Bremer Senat, die Regierung des Landes, am 5. Mai beschlossen.
Für die Krankenhäuser bedeutet das aber nicht „business as usual“, wie der Leiter der Intensivstation des Klinikums Bremen Mitte (KBM), Professor Rolf Dembinski, sagt. Um für zukünftige Pandemien gerüstet zu sein, will das KBM auf seinem Gelände sogar eine alte Station wieder flottmachen und für Pandemie-Patienten vorhalten.
Lange Liste für Nachhol-Ops
Wie alle Krankenhäuser hatte auch das KBM, die größte Bremer Klinik, Operationen bis auf die Versorgung von Notfällen fast vollständig heruntergefahren, um COVID-19-Patienten behandeln zu können. Die große Welle blieb in Bremen glücklicherweise aus.
„Wir hatten mehr mit Verdachtsfällen zu tun als mit tatsächlichen COVID-19-Patienten“, sagt Dembinski. „Wir hatten höchstens zehn bis zwölf Verdachtsfälle gleichzeitig im Haus, aber, wie sich dann herausstellte, nur drei bis vier tatsächlich Erkrankte.“
Dembinski hat die Bettenzahl auf der Intensivstation für COVID-Patienten von zwölf Betten auf sechs reduziert. Zurzeit liegen zwei Corona-Patienten auf der Intensivstation des KBM. „Dafür haben wir jetzt eine lange Liste von Operationen, die wir nachholen wollen“, berichtet er.
Betroffen sind vor allem Patienten mit Hüft- und Kniegelenkerkrankungen oder auch mit Tumorerkrankungen. „Wir können die Kapazitäten für COVID-19-Patienten aber rasch wieder hochfahren“, sagt er.
Senat anfangs zurückhaltend
Eigentlich war der Bremer Senat wesentlich zurückhaltender. Die Vorschläge von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), nur noch 25 Prozent der Betten für Coronapatienten vorzuhalten, sei mit „äußerster Vorsicht zu genießen“, sagte Lukas Fuhrmann, der Sprecher des Bremer Gesundheitsressorts, noch Ende April dem „Weser Kurier“.
Doch auch die Bremer Krankenhausgesellschaft drängte und legte dem Senat ein Konzept vor, wie die Krankenhäuser weiter vorgehen sollten. „Dem ist die Regierung in weiten Stücken gefolgt“, so der stellvertretende Geschäftsführer der Bremer Krankenhausgesellschaft, Heiko Ackermann.
Laut Senatsbeschluss dürfen nun „durch die Operationen keine intensivmedizinischen Behandlungskapazitäten mit maschineller Beatmungsmöglichkeit für mehr als 48 Stunden gebunden werden“, heißt es in der entsprechenden Verordnung. Zudem müssen ausreichend Intensiv- und Beatmungsbetten für COVID-19-Patienten vorgehalten werden.
Dazu müssen sie die bisherigen Kapazitäten bereithalten. Für ganz Bremen heißt das: Es müssen 90 Beatmungsbetten vorgehalten werden, deren Zahl die Kliniken in 48 Stunden verdoppeln können müssen.
Alle Patienten auf SARS-CoV-2 gescreent
Unterdessen werden im KBM alle Patienten, die ins Klinikum kommen, per Abstrich auf eine Corona-Infektion gescreent, berichtet Dembinski. Eine Maßnahme, die auch das Gesundheitsressort für Patienten und Personal verlangt, auch wenn sie nicht für alle bezahlt wird.
Dabei fänden sich immer wieder einige positive Befunde. Ihre Kontakte in der Klinik müssen dann genau nachvollzogen und ebenfalls gescreent werden. „Vom Personal haben wir daraufhin aber nur ganz wenige in Quarantäne schicken müssen“, sagt Dembinski.
Außerdem sind alle Mitarbeiter, die Patientenkontakt haben, verpflichtet, FFP2-Masken zu tragen, um Infektionen beim Personal zu verhindern.
Nicht alle Patienten in eine Klinik
Das KBM gehört mit drei anderen Kliniken zum kommunalen Krankenhausverbund Gesundheit-Nord (GeNo). Gerne hätte man an der Weser die Corona-Patienten in einem der vier Häuser gesammelt versorgt. „Aber da die meisten Corona-Patienten auch Begleiterkrankungen haben und die Versorgung unter den vier GeNo-Häusern nach Schwerpunkten verteilt ist, müssen auch die Patienten verteilt werden“, so Dembinski.
Trotzdem hat man in Bremen das Klinikum Bremen Ost (KBO) ausgeguckt, um Corona-Patienten aufzunehmen, „wenn in Zukunft die Kapazitäten in den anderen drei Häusern zu knapp werden“, berichtet er.
Schwierigkeiten sieht er in der Intensivversorgung vor allem auf die Pflege zukommen. „Uns fehlen 20 Pflegekräfte und wir kommen langsam an die seit Januar vorgeschriebenen Untergrenzen“, sagt der Leiter der Intensivstation. „Dabei müssten wir die Pflegenden einerseits entlasten und gleichzeitig die normale Versorgung wieder hochfahren. Das ist der Spagat, den wir gerade leisten müssen.“